Newsroom Events Medizin am Abend 2017 36. Schwerhörig - Was…

Schwerhörig – was nun?

Schwerhörigkeit trifft viele Menschen – und Wundermittel dagegen gibt es leider nicht. Entscheidend, um weiter am sozialen Leben teilnehmen zu können, ist die frühzeitige Versorgung mit den richtigen Hörhilfen. Welche Arten von Schwerhörigkeit es gibt und wie man am besten damit umgeht, erläutert der Geschäftsführende Direktor der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg Prof. Dr. Dr. h. c. Peter K. Plinkert im Rahmen der Vortragsreihe "Medizin am Abend" am 15. Februar 2017 um 19 Uhr.

Hörschwierigkeiten sind kein Einzelfall - heute leiden mehr als 40 Prozent der über 65-jährigen darunter. Für viele von ihnen ist dies mit Verunsicherung, Problemen im Beruf und Alltag bis hin zum sozialen Rückzug verbunden. Bei den 18- bis 29-jährigen zählen bereits acht Prozent dazu. In seinem Abendvortrag am 15. Februar 2017 erläutert der Geschäftsführende Direktor der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg, Prof. Dr. Dr. h. c. Peter K. Plinkert, welche verschiedenen Formen von Schwerhörigkeit es gibt und mit welchen faszinierenden technischen Hilfsmitteln den Betroffenen heute geholfen werden kann. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Hörsaal der Kopfklinik, Im Neuenheimer Feld 400. Universitätsklinikum und Rhein-Neckar-Zeitung laden alle Interessierten herzlich ein. Eine Gebärdendolmetscherin wird den Vortrag simultan übersetzen. Im Anschluss an den ca. 50minütigen Vortrag ist Zeit für Fragen.

Schwerhörigkeit - verschiedene Ursachen, verschiedene Behandlungsmöglichkeiten

Eine Schwerhörigkeit kann in verschiedenen anatomischen Bereichen des Ohres auftreten, sodass die optimale Therapie abhängig vom Ort des Schadens ist: Das Mittelohr besteht aus dem Trommelfell sowie den Gehörknöchelchen und wandelt den Luftschall in eine Flüssigkeitsbewegung im Innenohr um. "Die verschiedenen Formen der Mittelohrschwerhörigkeit können wir heute zuverlässig mikrochirurgisch behandeln, denn die Gehörknöchelchen lassen sich beispielsweise durch eine Titanprothese ersetzen", fasst Prof. Plinkert zusammen. Ist eine Operation nicht möglich, kann ein Knochenleitungshörgerät helfen, bei dem Schallwellen über Vibrationen des Schädelknochens direkt auf die Hörschnecke im Innenohr übertragen werden - der äußere Gehörgang und das Mittelohr werden umgangen.

Über 90 Prozent der Schwerhörigen leiden jedoch unter Erkrankungen des Innenohres, das aus der Hörschnecke (Cochlea) und den für das Gleichgewicht zuständigen Bogengängen besteht. Allein in Deutschland gibt es rund 13 Millionen Innenohrschwerhörige. Typisch ist, dass vor allem hohe Töne schlecht gehört werden und dass Sprache in lauter Umgebung nur schwer verstanden wird. "Wenn das Hören zu anstrengend wird, stehen weniger kognitive Ressourcen für die Merkfähigkeit zur Verfügung - die Betroffenen ,schalten ab’. Gute Hörhilfen setzen diese Hirnleistung wieder für andere Aufgaben frei", so Prof. Plinkert.

Verschiedene Lösungen bieten sich an. Der klassische Weg ist die Versorgung mit Hörgeräten, die beidseitig entweder im oder hinter dem Ohr getragen werden. Auch bei starkem Hörverlust oder sogar Ertaubung gibt es Hoffnung, dass die Welt nicht völlig verstummt: Hier kann eine Versorgung mit einem teilimplantierbaren Hörgerät oder einem sogenannten Cochlea-Implantat (CI) das Hörvermögen wieder herstellen. Allerdings müssen CI-Träger das Hören erst üben. Seit 2014 ist die Universitäts-HNO-Klinik von den Krankenkassen als ambulantes Rehabilitationszentrum für CI-Träger zugelassen. Patienten profitieren von einer umfassenden Versorgung "unter einem Dach" - von der Diagnostik über die Implantation und ambulanten Rehabilitation bis hin zur lebenslangen Nachsorge.

Frühzeitige Versorgung von Kleinkindern rettet das Sprachvermögen

Ein besonderes Anliegen ist es für Prof. Plinkert, taub geborene Kinder rechtzeitig mit einem derartigen Cochlea-Implantat zu versorgen, weshalb er ein Neugeborenenhörscreening vorangetrieben hat, das seit einigen Jahren bundesweit direkt nach der Geburt bei allen Babys durchgeführt wird. Allein in Baden-Württemberg werden jährlich circa 150 Kinder taub geboren. Früher wurde häufig erst beim Eintritt in den Kindergarten festgestellt, dass die Kinder nicht oder nur sehr wenig hören - also in einem Alter, in dem die Sprachentwicklung nahezu abgeschlossen ist. "Man sollte betroffene Kinder schon im Alter von zwölf Monaten mit einem Cochlea-Implantat versorgen, damit die Hörbahn sich entwickeln kann und ein normales Sprechen möglich ist", so Plinkert.

Es ist kein Kraut gewachsen - aber vorbeugen hilft

Von sogenannten naturheilkundlichen Therapien gegen Schwerhörigkeit wie durchblutungsfördernden Medikamenten, Sauerstoff-Therapie oder Gingko-Behandlungen rät er ab. Sehr wichtig ist aus Sicht des Experten jedoch die Prävention von Hörschäden. "Wer sein Gehör schützen will, sollte Lärm vermeiden, nicht rauchen und Gefäßerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes behandeln. Auch bestimmte Medikamente wie zum Beispiel hochdosiertes Aspirin schädigen das Innenohr", sagt Prof. Plinkert. Schwerhörige, so seine Empfehlung, sollten vor der Einnahme von Medikamenten ihren Hausarzt auf ihre Hörschädigung hinweisen. Und noch eine Empfehlung: Eltern sollten den Spielzeugen ihrer Kinder kritisch zuhören - so kam eine Spielzeugpistole in einem Test auf einen hörschädigenden Schalldruckpegel von 100 dB, was ungefähr den Lautsprechern in einer Discothek in einem Meter Entfernung entspricht.

Impressionen des Abends

Termin

Mittwoch, 15. Februar 19 Uhr
Hörsaal Kopfklinik
Im Neuenheimer Feld 400
69120 Heidelberg
Eintritt und Parken frei.

Referent

Prof. Dr. Dr. h. c. Peter K. Plinkert
Geschäftsführende Direktor der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg