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Die Bedeutung von Depressionen nach der Geburt für die Mutter-Kind Beziehung und die kindliche Entwicklung

Gefördert von der VW Stiftung

Studienleitung:
Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Corinna Reck, Ludwigs-Maximilians-Universität München, Universitätsklinikum Heidelberg
 
In Kooperation mit:
Projekt „Soziales Gehirn“: Das Gehirn – Ein Beziehungsorgan: Interdisziplinäre Perspektiven auf die Entwicklung sozial induzierter Fähigkeiten
Studienleitung: Prof. Dr. med. Dr. phil. Thomas Fuchs, Universitätsklinikum Heidelberg

 
Ansprechpartnerin:
Dipl.-Psych. Nora Nonnenmacher
Telefon: 06221/56 37006
 
Ziele:
Die vorgestellte Studie untersucht die Frage, unter welchen Bedingungen sich biologisch angelegte soziale Fähigkeiten entfalten können. Konkret soll es dabei zum einen um intuitive Kompetenzen von Müttern im Umgang mit ihrem Säugling gehen, zum anderen werden die sozial-kognitive Entwicklung der Kinder sowie die Bindungssicherheit über die ersten 18 Lebensmonate hinweg analysiert.
 
Hintergrund:
Bisherige Forschungsarbeiten konnten eindrücklich belegen, dass Mütter mit der Geburt ihres Kindes über ein breites Repertoire an Verhaltensweisen verfügen, die komplementär zu den kindlichen Reifungsdefiziten sind und in der Interaktion mit dem Säugling spontan abgerufen werden können (z.B. Ammensprache oder Imitation). Unklar ist jedoch, ob ein erfolgreicher Abruf dieser intuitiven Kompetenzen von der Verankerung in eigenen frühen positiven Beziehungserfahrungen abhängt.
Zusätzlich soll die Bedeutung einer postpartalen Depression für die Mutter-Kind-Beziehung und die kindliche Entwicklung erforscht werden. Bereits bekannt ist, dass sich das Interaktionsverhalten depressiver Mütter durch mehr negativen Affekt, mangelnde Responsivität und Passivität charakterisieren lässt. Diese Verhaltensweisen gehen mit einem Mangel an intuitiven Kompetenzen einher und stehen wichtigen Voraussetzungen für soziale Austauschprozesse entgegen. Das kann sich wiederum ungünstig auf den kindlichen Entwicklungsverlauf auswirken. Ungeklärt ist in diesem Zusammenhang nach wie vor, unter welchen Umständen intuitive Kompetenzen trotz einer akuten depressiven Erkrankung von den betroffenen Müttern aktiviert werden können und welche spezifischen Faktoren (z.B. ein aktueller sicherer Bindungsstil der Mutter) diesen Abruf fördern bzw. überhaupt erst ermöglichen. Diese Fragestellung ist insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung spezifischer, mutter-kind-zentrierter therapeutischer Interventionen relevant.
 
Studienablauf:
Die prospektive Längsschnittstudie umfasst vier Termine, zu denen Mutter und Kind eingeladen werden, und startet im Kindesalter von 3 bis 4 Monaten mit einem ersten Videotermin, bei dem Interaktionsmuster zwischen Mutter und Kind in einer Still-Face-Situation untersucht werden. Außerdem werden mit der Mutter Interviews geführt, bei denen es zum einen um psychische Probleme (SKID), zum anderen um ihr aktuelles Beziehungsverhalten (ASI) geht. Über Fragebögen werden weitere Informationen wie beispielsweise traumatische Erfahrungen in der eigenen Kindheit und Jugend (CECA-Q), erinnertes Erziehungsverhalten (FEE) und Erwartungen, die mit der Elternrolle verbunden sind, erfasst.
An den weiteren Untersuchungsterminen im Alter von 9, 12 und 18 Monaten wird darüber hinaus die Entwicklung von kognitiven und emotionalen Strukturen auf Seiten der Kinder verfolgt. Näher untersucht werden mögliche Auswirkungen von Merkmalen der frühen Mutter-Kind-Interaktion und mütterlichen aktuellen Bindungsrepräsentanzen auf sozial-kognitive Entwicklungsmaße, wie beispielsweise kommunikative Kompetenzen und Objektlernen, sowie den allgemeinen kognitiven Entwicklungsstand der Kinder. Neben beobachtbarem Verhalten sollen auch assoziierte neurophysiologische Parameter von Mutter und Kind (z.B. Cortisol und Herzfrequenz) Aufschluss über mögliche Zusammenhänge geben.
Darüber hinaus werden prospektiv Zusammenhänge zwischen den videographierten dyadischen Interaktionsmustern in der frühen Kindheit, den aktuellen Bindungsrepräsentanzen der gesunden und depressiven Mütter und dem kindlichen Bindungsmuster im Fremde-Situationstest mit 18 Monaten hergestellt.

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