Blasenfunktionsstörungen

Zentrum für Urogynäkologie Heidelberg

Definition der Erkrankung

Blasenfunktionsstörungen mit unwillkürlichem Urinverlust und/oder Blasenentleerungsstörungen gehören zu den häufigsten Alterskrankheiten in den Industrieländern der westlichen Welt. Das Problem der Beckenbodenschwäche und Harninkontinenz ist multifaktoriell begründet und steigt kontinuierlich mit der immer höher werdenden Lebenserwartung der Bevölkerung.

Für viele Patienten sind die Themen Senkung,  Harn- und Stuhlinkontinenz eine äußerst unangenehme Angelegenheit, über die stets ungern gesprochen wird. Umso wichtiger sind daher eine einfühlsame, individuelle und kompetente Untersuchung und Beratung. Unsere urogynäkologische Sprechstunde ist eine anerkannte Beratungsstelle der Deutschen Kontinenzgesellschaft.

Weitere Informationen

Ablauf der Behandlung

Die Universitäts - Frauenklinik Heidelberg bietet ein umfassendes Spektrum an modernen Untersuchungs- und Behandlungsverfahren für Beckenbodenschwäche mit Senkung und/oder  Harninkontinenz an:

In speziellen Sprechstunden werden alle erforderlichen Untersuchungen zur genauen Abklärung der Ursachen von Senkungs- und Inkontinenzbeschwerden durchgeführt. Die Behandlungsoptionen wurden in den letzten Jahren deutlich erweitert, schonender und umfassen ein weites Feld von häufig kombinierten konservativen Maßnahmen bis hin zu modernen minimal invasiven Operationsmethoden. Als Universitätsklinik und regionales Ausbildungszentrum arbeiten wir aktiv an klinischen und wissenschaftlichen Fragestellungen und führen auch neueste Behandlungs- und Operationsmethoden durch.

Jede einzelne Patientin erhält einen individuellen Untersuchungs- und Behandlungsplan und auf Wunsch eine zweite Meinung bezüglich der erforderlichen Therapie. Wir legen Wert auf enge Zusammenarbeit mit den betreuenden niedergelassenen Fachkollegen und arbeiten eng mit den anderen Fachdisziplinen der Universität (Urologie, Proktologie, Radiologie, Pädiatrie, Geriatrie, Physiotherapie usw.) zusammen.

Gemeinsam mit der Klinik für Urologie, Chirurgie, Neuro-Urologie, Pädiatrie und Geriatrie im Bethanienkrankenhaus wurden wir 2009 von der Deutschen Kontinenzgesellschaft als Kontinenz- und Beckenbodenzentrum zertifiziert.

Häufige Nachfragen

Typischer Weise handelt es sich dabei um eine Dranginkontinenz, bei der sich durch den Aufstehreiz der Blasenmuskel unwillkürlich kontrahiert und es somit zum Urinverlust kommt. Diese Form der Blasenschwäche sollte nur medikamentös behandelt werden. Eine Bändchenoperation bringt in diesem Falle keine Heilung, sondern sogar eine mögliche Verschlechterung.

Häufig kommt es nach Bandanlagen zu Überkorrekturen der Harnröhre mit Blasenentleerungsstörung. Die Patientin glaubt das Band sei zu schwach angezogen, dabei liegt genau das Gegenteil vor. Eine diagnostische Abklärung (Urodynamik, Perinealultraschall) kann darüber Aufschluss geben.

Normalerweise entsteht durch eine Korrektur der Senkung keine Inkontinenz. Es muss jedoch betont werden, dass in einzelnen Fällen neben der Senkung eine versteckte Belastungsinkontinenz vorliegt, die durch die Senkung und der dabei abgeknickten Harnröhre verschleiert wird. Eine Blasendruckmessung ist unverzichtbar zur Klärung dieses Problems. Wir empfehlen daher auch vor einer Senkungsoperation diese Untersuchung.

Am häufigsten tritt die Drangblase aus degenerativen Gründen auf. Alterungsprozesse des Blasennervengewebes führen zu einer Störung des normalen Verhaltens der Harnblase. Meist findet man keine Senkung von Blase oder Harnröhre. In manchen Fällen ist die Drangblase doch auch mit einer Senkung verbunden und kann durch eine Operation gebessert werden. Deshalb ist auch bei der Dranginkontinenz eine gynäkologische Untersuchung so wichtig.

Nein. In früheren Jahren wurde die Gebärmutter bei jeglichen Senkungszuständen immer mitentfernt. Heute weis man, dass es ausreicht den gesenkten Anteil der Scheide zu rekonstruieren.

Natürlich kann man ein erneutes Band unter die Harnröhre legen, ggf. muss aber das alte Band in einer ersten Operation zunächst entfernt werden, damit man das neue einlegen kann. Zuvor sollte in jedem Fall eine Blasendruckmessung gemacht werden, um andere Blasenstörungen auszuschließen. Gerade in der erneuten Inkontinenzsituation nach Operation können viele Fehler durch den unerfahrenen Operateur gemacht werden und zur Verschlimmerung der Beschwerden führen.

Nach erfolgloser Behandlung der Drangblase mit Medikamenten wird es schwierig die Patientin beschwerdefrei zu bekommen. Alternativ bietet sich jetzt eine Botox-Therapie an. Hierbei wird über eine Spiegelung der Blase alle 6 Monate ein Medikament in die Blase direkt eingepritzt. Unser Urogyn-Team berät Sie dabei gerne.

Nein. Durch die Einführung neuer operativer Verfahren ist es in so gut wie allen Fällen möglich eine Senkung von der Scheide aus oder über laparoskopische Verfahren zu korrigieren. Darüber hinaus versprechen die neuen Methoden eine längere Haltbarkeit der Operation. Durch die Entwicklung spezieller Instrumente können diese Operationen am Beckenboden komplikationsarm und mit einem deutlich kürzeren stationären Aufenthalt durchgeführt werden. Ein Bauchschnitt ist nur bei Patienten mit deutlichen Lagerungseinschränkungen notwendig. Fragen Sie ihren behandelnden Operateur, ob er diese Techniken beherrscht und wie viele er pro Jahr durchführt, denn das postoperative Ergebnis und die Komplikationsrate steht und fällt mit der Erfahrung des Operateurs auf dem Gebiet der Beckenbodenchirurgie.

Nein. Zwar zeigen die verschiedenen Verfahren zur Unterspritzung der Harnröhre gute Ergebnisse in der Behandlung der Belastungsinkontinenz, jedoch sind die klassischen spannungsfreien Bänder unter der Harnröhre immer noch überlegen. Besonders für die Unterspritzung mit Stammzellen liegen noch keine Langzeitergebnisse für die Zufriedenheit der Patientinnen vor.

Nein. Eine Senkung des Beckenbodens stellt keine ernsthafte Erkrankung dar. Durch eine Bindegewebsschwäche können die Strukturen im kleinen Becken der Frau nachgeben und es können sich Harnblase, Gebärmutter oder Enddarm in die Scheide herabsenken und im fortgeschrittensten Fall aus der Scheide herausdrücken. Es handelt sich dabei jedoch meist um einen langjährigen Prozess. Interessant ist dabei das Beschwerden zwar sehr häufig mit dem Grad der Senkung vergesellschaftet sind, jedoch keineswegs immer. Es gibt durchaus Patientinnen, die eine deutliche Senkung der Harnblase haben, aber völlig beschwerdefrei sind. So ist es auch nur sinnvoll eine Senkung operativ zu korrigieren, wenn sie bei der Patientin Beschwerden auslöst und damit Leidensdruck entsteht. Natürlich rät man auch ohne Beschwerden bei besonders ausgeprägten Senkungszuständen zu einer Korrektur. Dies ist jedoch eher die Ausnahme. Daher sollte der Wunsch nach einer operativen Korrektur einer Senkung immer von der Patientin ausgehen.