Dickdarmkrebs

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie

Definition der Erkrankung

Bei Dickdarmkrebs haben sich bösartige Wucherungen der Zellen des Darms im Dickdarm gebildet. Die veränderten Zellen wachsen unkontrolliert, zerstören angrenzendes Gewebe und können über Blut und Lymphflüssigkeit in andere Körperbereiche kommen und dort Tochtergeschwülste bilden.

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 70.000 Menschen an Darmkrebs. Die Sterberate liegt bei ca. 27.000 Menschen jährlich. Damit zählt Darmkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland – und das, obwohl Darmkrebs durch Früherkennung häufig verhindert bzw. bei frühzeitigem Erkennen geheilt werden kann.

Zwar ist die Zahl der Neuerkrankung seit Jahren relativ konstant geblieben, durch die Fortschritte in Medizin und Forschung konnte aber die Sterberate leicht gesenkt werden. Ansporn für uns, die Entstehung der Krankheit nach Möglichkeit weiter zu verhindern oder zumindest so früh wie möglich zu erkennen. Regelmäßige Voruntersuchungen helfen dabei.

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Symptome

Von einer anfangs gutartigen Geschwulst bis zu einem bösartigen Tumor können fünf bis zehn Jahren oder mehr vergehen. In dieser Zeit sind die Betroffenen völlig beschwerdefrei. Treten Symptome auf, befindet sich der Tumor meist in einem fortgeschrittenen Stadium. Das macht Dickdarmkrebs so tückisch. Spätestens ab dem 50. Lebensjahr sollte sich deshalb jeder regelmäßig untersuchen lassen, um ein mögliche Erkrankung auszuschließen.

Bei Auffälligkeiten im Stuhl (z.B. Blut, Verfärbungen oder Schleimbeimengungen) sowie bei unklaren Darmbeschwerden (z.B. länger anhaltende Verstopfungen, Durchfälle oder Bauchkrämpfe) sollten Sie in jedem Fall immer zu einem Arzt gehen und sich untersuchen lassen.

Bei Dickdarmkrebs hängen die Heilungschancen sehr stark von dem Stadium ab, in dem sich der Krebs befindet. Im Anfangsstadium als gutartige Wucherung ist dieser in nahezu allen Fällen gut zu entfernen und zu heilen. Dies zeigt, welchen Stellenwert die Vorsorgeuntersuchung bei der Behandlung von Dickdarmkrebs spielt.

Ursachen

Neben genetischen Faktoren sind die Ursachen für die Entstehung von Dickdarmkrebs vor allem in Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zu suchen. Fettreiche und ballaststoffarme Kost, Übergewicht, Bewegungsmangel, langjähriger Alkohol- und Nikotinkonsum erhöhen nachweislich das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Darüber hinaus zählen chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, aber auch Diabetes mellitus Typ 2 zu den möglichen Auslösefaktoren.

Um das Risiko möglichst gering zu halten, empfiehlt sich außer der Nutzung der Vorsorgeuntersuchung vor allem ein gesunder Lebensstil mit bewusster Ernährung und Vermeidung der Risikofaktoren. Die Felix Burda Stiftung (LINK: www.felix-burda-stiftung.de) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (LINK: www.dge.de) informieren Sie ausführlich über eine gesunde und ausgewogene Ernährung.

Diagnose

Spätestens ab dem 50. Lebensjahr sollten Frauen und Männer die Vorsorgeuntersuchungen nutzen, bei familiärem Risiko unbedingt schon zu einem früheren Zeitpunkt. Zur Früherkennung stehen unterschiedliche Methoden zu Verfügung: körperliche Untersuchungen, Stuhluntersuchungen, konventionelle und virtuelle Darmspiegelungen.

Eine einfache Methode, bei der durch die Austastung des Enddarms etwaige Tumoren entdeckt werden können, nicht jedoch Wucherungen in den höher gelegenen Darmabschnitten. Damit lassen sich ca. 10 Prozent aller Tumoren entdecken.

Einfacher Test, um den Stuhl auf verstecktes Blut zu untersuchen. Da nicht alle Polypen bluten, ist der Test allein nicht aussagekräftig. Ab dem 50. Lebensjahr wird der Test einmal jährlich gemacht. 25 bis 30 Prozent der Darmpolypen und frühen Darmkrebsstadien können wir mit diesem Test aufspüren.

Zur Darmkrebsfrüherkennung die effektivste und beste Methode. Sie ist als einzige in der Lage, selbst kleine Veränderungen der Darmschleimhaut sicher zu erkennen. Bei einer Darmspiegelung werden der komplette Dick- und Mastdarm untersucht und Gewebeproben entnommen. Entdeckt Ihr Arzt während der Untersuchung Polypen, können diese gleich entfernt werden (Polypektomie). Die Darmspiegelung dauert etwa 20 Minuten. Sie wird von den meisten als etwas unangenehm, aber weitgehend schmerzarm empfunden. Auf Wunsch verabreichen wir vorab auch ein Beruhigungsmittel, das Sie in einen leichten Dämmerschlaf versetzt.

Hierbei handelt es sich um ein neues High-Tech-Verfahren. Vorteil: Es muss kein Endoskop mehr in den Darm eingeführt werden, da die Untersuchung am Computer simuliert wird (Computertomographie). Allerdings lassen sich damit kleine Veränderungen der Darmschleimhaut nicht erkennen. Auch das Entnehmen einer Gewebeprobe ist mit dieser Methode nicht möglich. Zudem ist die Strahlenbelastung recht hoch. Falls Polypen entdeckt werden, muss nachträglich in jedem Fall eine Darmspiegelung durchgeführt werden.

Ablauf der Behandlung

Die Behandlung von Dickdarmkrebs richtet sich nach der Lage des Tumors und dem sogenannten Staging, das Auskunft über das Stadium des Tumors, seine Ausdehnung und Eigenschaften gibt. Das genaue Staging lässt sich oft erst nach einer Operation bestimme.
Je nachdem, wie ausgeprägt der Tumor ist, eignen sich unterschiedliche Behandlungsformen. Welche Therapie optimal zu Ihnen passt, bei komplizierten Fällen entscheidet das Ärzteteam in einer fachübergreifenden Tumorkonferenz. Dies gilt insbesondere bei fortgeschrittenen Erkrankungen und bei dem Vorhandensein von Metastasen. Im Wesentlichen handelt es sich um:

Teilabschnitte des Dickdarmes entfernen

In der Regel ist die Operation der erste Schritt zur Behandlung bei Dickdarmkrebs. Dabei richten sich die Art und das Ausmaß des Eingriffs nach der Lage und der Ausbreitung des Darmtumors. Ziel einer radikalen Operation ist es immer, den Tumor mit großem Sicherheitsabstand samt der zugehörigen Blutgefäße, Lymphbahnen und Lymphknoten zu entfernen. Wie viel Darm herausgeschnitten werden muss, richtet sich nach der Blutversorgung. Ihr Chirurg entfernt stets die Darmabschnitte als Ganzes, die vom jeweiligem Blutgefäß gemeinsam versorgt werden.

Im Laufe jahrzehntelanger Erfahrung haben sich bewährte Standardoperationen zur radikalen Operation von Dickdarmkrebs etabliert:

Gesamten Dickdarm entfernen

Bei Patienten mit einem extrem hohen Darmkrebsrisiko kann eine vollständige Dickdarm- und Mastdarmentfernung notwendig sein. Auch Darmkrebspatienten mit langjähriger Colitis ulcerosa (chronischer Entzündung der Dickdarmschleimhaut) wird zur Sicherheit der gesamte Dick- und Mastdarm entfernt, wobei alles daran gesetzt wird, den Afterschließmuskel zu erhalten. Tendenziell kommt es mit dieser Operationstechnik im Vergleich zu konventionellen Techniken weniger häufig und verzögert zu Lebermetastasen. Da zudem diese Technik leicht durchführbar ist und mit einem geringen Blutverlust während der Resektion einhergeht, empfehlen wir dieses Vorgehen unter bestimmten Voraussetzungen.

Laparoskopische Verfahren (minimal invasive Chirurgie)

Die laparoskopische Entfernung des Tumors stellt mittlerweile eine alternative Therapieoption dar. Die Laparoskopie liefert ein ebenso gutes Ergebnis wie die herkömmliche, offene Operation. Ein Vorteil: Die Patienten erholen sich schneller von dem Eingriff und haben weniger Schmerzen.

Vorübergehender künstlicher Darmausgang

Nach größeren und schwierigeren Eingriffen muss in manchen Situationen ein vorübergehender künstlicher Darmausgang geschaffen werden, um dem Gewebe Zeit zur Heilung zu geben. Nach der Wundheilung verlegen wir den künstlichen Darmausgang wieder zurück.

Lymphknotenentfernung

Die Entfernung der Lymphknoten (Lymphadenektomie) zählt zu den Standardverfahren und wird einerseits als diagnostische Maßnahme zur Gewebeuntersuchung und andererseits als therapeutische Maßnahme zur Vermeidung eines lokalen Lymphknotenrezidivs angewandt.

Selbst wenn eine Heilung des Darmkrebses nicht mehr möglich ist, können wir durch eine palliative (beschwerdelindernde) Operation immer noch eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen und zu einer Verlängerung der Lebenserwartung beitragen.

Je nach Untersuchungsbefunden des entfernten Tumorgewebes kann sich nach einer Operation auch noch eine Chemotherapie anschließen, um das Rückfallrisiko zu senken.

Eine Chemotherapie ist neben der operativen Entfernung des Tumors eine weitere erfolgreiche Behandlungsmethode. Die Medikamente (sogenannte Zytostatika) töten die Krebszellen ab und können das Wachstum von Tumoren verlangsamen oder stoppen bzw. Tumoren verkleinern. Allerdings wirken diese Medikamente auch auf gesunde Zellen, sodass Nebenwirkungen nicht vermieden werden können. Ob und wie wir die Chemotherapie einsetzen, hängt vom Erkrankungsstadium sowie vom Allgemeinzustand des Patienten ab. Die Therapie kann meist ambulant über Infusionen, gelegentlich auch mit Tabletten durchgeführt werden.

Hat ein Darmkrebs Metastasen (Tochtergeschwülste) gebildet, befindet er sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Bei einigen Patienten ist auch in diesem Stadium eine Heilung möglich. Der häufigste Ort für Metastasen stellt die Leber dar. Weitere Orte sind die Lunge, das Gehirn und Knochenmark.

Metastasen-Operation

Die chirurgische komplette Entfernung von Leber- und/oder Lungenmetastasen stellt dabei die einzige Therapie dar, die zu einer Heilung führen kann. Selbst wenn sich nach der Operation neue Metastasen in Leber oder Lunge bilden, ist eine zweite Operation und auch Heilung möglich.

Bei dieser Therapieform wird eine Nadel-Elektrode in die Mitte einer Metastase geschoben. Das daraufhin mit Wechselstrom behandelte und durch die Wärme verschmorte Tumorgewebe kann im günstigsten Fall völlig zerstört werden. Allerdings kommt es relativ häufig zu einem erneuten Tumorwachstum an der gleichen Stelle.

Nachsorge

Nach Abschluss der Behandlungen benötigt der Patient Zeit, um die vorangegangenen Belastungen zu verarbeiten, sich langsam wieder an den Alltag zu gewöhnen und eventuell wieder in den Beruf zurückzukehren.

Für die stationären oder ambulanten Rehabilitationsmaßnahmen sowie Anschluss¬rehabi¬litationen in Tumornachsorgekliniken stehen Ihnen die behandelnden Ärzte und die Kliniksozialdienste (LINK) als erste Ansprechpartner zur Verfügung. Wir empfehlen Ihnen sehr, dieses Angebot zu nutzen, damit Sie sich mit der neuen Lebenssituation vertraut machen können und wieder zu Kräften kommen. Für Notfälle sollten Sie unbedingt auch einen Arzt in Wohnortnähe haben.

Ablauf der Nachsorge

Der Ablauf der Nachsorge richtet sich nach dem Krankheitsstadium nach Abschluss der ersten Behandlung sowie nach Ihrem individuellen Behandlungsverlauf. Das Risiko für ein Wieder¬auftreten ist statistisch gesehen in den ersten zwei Jahren am höchsten, danach sinkt es langsam. In der Regel sind solche Rückfälle bei erfolgreich therapiertem Darmkrebs eher selten. Nach fünf Jahren oder später ist das Risiko, einen Rückfall zu erleiden, sehr gering, wenngleich natürlich nicht ausgeschlossen.

Wie bei der Früherkennung, so gilt auch bei der Nachsorge: Je früher entdeckt, desto besser die Heilungsaussichten!

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