Traumatische Verletzungen des Plexus brachialis

Definition der Erkrankung

Zu einer traumatischen Verletzung des Plexus brachialis kommt es meist im Zuge einer massiven Gewalteinwirkung, z.B. bei einem schweren Verkehrsunfall.

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Symptome

Das paarig angeordnete Nervengeflecht, das jeweils Arm und Hand sowie Teile der Brust- und Rückenmuskulatur versorgt (Armgeflecht, medizinisch Plexus brachialis genannt), ist gegenüber leichten Alltagsunfällen gut geschützt. Der Plexus brachialis vereinigt sich aus Nervenwurzeln der mittleren und unteren Halswirbelsäule sowie der obersten Nervenwurzel der Brustwirbelsäule  und ist oberhalb, hinter und unterhalb des Schlüsselbeins angeordnet. Aus dem Plexus brachialis gehen die peripheren Nerven des Armes und der Hand hervor.

Ursachen

Ultrahochauflösende Darstellung feinster Nervenfilamente am Rückenmark. Traumatische Abrissverletzung können so mit höchster Präzision für die Therapieplanung visualisiert werden.

Zu einer traumatischen Verletzung des Plexus brachialis kommt es meist im Zuge einer massiven Gewalteinwirkung, z.B. bei einem schweren Verkehrsunfall. Die meisten Patienten sind junge Erwachsene zwischen 20 und 30 Jahren. Motorradunfälle sind die mit Abstand häufigste Ursache einer schweren Verletzung des Plexus brachialis.

Aufgrund der Schwere und oftmals Lebensbedrohlichkeit der Begleitverletzungen wird die Nervenschädigung unter Umständen oftmals erst verzögert festgestellt. Im Vordergrund der möglichen Symptome steht die Beeinträchtigung der Bewegung (Motorik) und des Gefühls (Sensibilität) sowie Schmerzen des Armes und der Hand.

Je nach Verletzungsmuster können die Symptome von einer leichten Beeinträchtigung bis zum kompletten Ausfall der Bewegung und des Gefühls der betroffenen Gliedmaße führen.

Diagnose

Da Verletzungen des Plexus brachialis häufig zu einer schweren Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens der Betroffenen führen, sind Diagnostik und Therapie von herausragender Bedeutung. Die Diagnostik dient dem Nachweis der Lokalisation, des Ausmaßes und der Schwere der Verletzung, um die optimale Therapie wählen zu können. Ob die optimale Therapie konservativ ist oder ob eine Operation notwendig ist, hängt von Lokalisation und Ausmaß der Verletzung ab.

Im Prinzip können Verletzungen des Plexus brachialis in vier verschiedene Verletzungsarten unterteilt werden, die für die weitere Behandlungsplanung entscheidend sind:

  • Einzelne Anteile von Nervenfasern werden zwar verletzt, die Kontinuität des Nerven bleibt jedoch erhalten, so dass er spontan regenerieren kann und folglich eine konservative Therapie gewählt werden sollte.
  • Ein Teilriss von Anteilen des Plexus brachialis führt zu einem fehlerhaften Aussprossen von Nervenfasern und Stützzellen, Kontinuitäts- oder Pseudoneurom genannt. Bei schwerer, beeinträchtigender Symptomatik ist meist eine Operation sinnvoll, um das Kontinuitäts- oder Pseudoneurom zu entfernen und die Nervenenden wieder zu verbinden.
  • Teile des Plexus brachialis reißen komplett, so dass zwei Nervenstümpfe entstehen. In der Folge entwickelt der rückenmarksnah gelegene Stumpf ebenfalls eine Verdickung aus Nervenfasern und Stützzellen, Diskontinuitätsneurom genannt. Hier ist meistens ein operativer Eingriff notwendig, um das Diskontinuitätsneurinom zu entfernen und die Nervenenden wieder zu verbinden. Da sich die Nervenenden nach einem kompletten Riss voneinander entfernen, ist zur spannungsfreien operativen Rekonstruktion oftmals ein Interponat mit einem peripheren Nerven notwendig. Als Interponat wird körpereigenes Nervengewebe verwendet, das an einer anderen Körperstelle, in der Regel am Unterschenkel, entfernt  wird.
  • Nicht die Nervenanteile innerhalb des Plexus brachialis, sondern einzelne Nervenwurzeln reißen direkt am bzw. aus dem Rückenmark. Ausrisse von Nervenwurzeln am bzw. aus dem Rückenmark können operativ nicht behandelt werden, so dass eine Operation in diesen Fällen nicht sinnvoll ist.

Die Abbildung zeigt eine sehr genaue Darstellung einer Druckverletzung des Schulter-Armnervengeflechts mit der MR-Neurographie. Eine derartige Visualisierung von Druckschädigung in der anatomisch sehr komplexen und schwer diagnostisch fassbaren Plexusregion war bisher nicht möglich. Die jetzt mögliche Darstellung feinster Nervenfaszikel des Schulter-Arm-Nervengeflechts ermöglicht jetzt in Fällen eine verbesserte und genaue Diagnosenstellung sowie Therapieplanung.