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Wo ist meine Lesebrille: Das Problem der Altersichtigkeit

Wenn die Arme zu kurz zum Lesen werden, ist es Zeit für eine Brille? Nicht unbedingt! Wer sich damit nicht anfreunden kann, hat heute noch weitere, teils chirurgische Möglichkeiten: Bei seinem Vortrag bei Medizin am Abend am 21. März spricht Augenchirurg Professor Dr. Gerd Auffarth über Hornhaut-Inlays, Trifokallinsen und Laserverfahren.

Irgendwann im Alter zwischen 45 und 50 merkt man es deutlich: Man ist einfach nicht mehr so beweglich wie früher. Gleiches gilt für die Linse im Auge. Ihr Flexibilität lässt nach, den Muskeln im Auge gelingt es immer schlechter, sie auf Nahsicht einzustellen. „Viele Menschen beginnen dann, überall günstige Brillen aus dem Discounter zu deponieren, denn aus Prinzip sind Brillen ja nie zur Hand, wenn man sie braucht“, schmunzelt Professor Dr. Gerd Auffarth, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Augenklinik und selbst Brillenträger. Zwar leisten moderne Sehhilfen, wie Lese- und Gleitsichtbrillen, bei Altersichtigkeit gute Dienste. Wer allerdings lieber brillen-unabhängig leben möchte, kann chirurgische Hilfe in Anspruch nehmen. „Diese Operationen sind inzwischen sehr sicher. Trotzdem handelt es sich um einen Eingriff am Auge, zu dem man sich ausführlich von Experten beraten lassen sollte. Nicht jedes Auge eignet sich dafür“, betont der Augenspezialist. Bei Medizin am Abend am Mittwoch, 21. März, wird er die verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten vorstellen und auf die Besonderheiten von künstlich erzeugter Monovision, Mini-Linsen innerhalb der Augen-Hornhaut oder der neusten Generation von Kunstlinsen eingehen. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Hörsaal der Kopfklinik, Im Neuenheimer Feld 400. Universitätsklinikum und Rhein-Neckar-Zeitung laden alle Interessierten herzlich ein.

Der Vortrag bei Medizin am Abend ist der Auftakt zu mehreren Veranstaltungen anlässlich eines besonderen Jubiläums: 2018 feiert die Universitäts-Augenklinik Heidelberg ihr 150-jähriges Bestehen.

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Das Problem mit der Altersichtigkeit: Man kann ihr nicht entkommen. Gleichzeitig kann man sie schlecht ausblenden, denn ob Zeitunglesen, Arbeit am Rechner, Kommunikation via Smartphone – vieles im privaten und beruflichen Alltag spielt sich in dieser kritischen Distanz zum Auge ab. Anfangs werden die Augen merklich schneller müde und trocken, das Lesen strengt an, der Nacken verspannt. „Dann ist es an der Zeit, einen Sehtest zu machen“, rät Auffarth, „und sich mit der Frage zu beschäftigen, wie man die Altersichtigkeit ausgleichen möchte.“ Auf Platz 1 der „therapeutischen“ Möglichkeiten steht ganz klassisch die Lesebrille. Wer nicht ständig Brille auf- und Brille absetzen möchte, kann zudem auf eine einzelne Kontaktlinse zurückgreifen. Damit wird ein Auge – in der Regel das nicht-dominante Auge – auf Nahsicht eingestellt, das zweite Auge bleibt weitsichtig. Das Gehirn gewöhnt sich recht schnell an diese ungewöhnliche Art des Sehens – Augenärzte sprechen von Monovision – und greift sich die benötigte Information vom jeweils passenden Auge ab. Dabei kann es mit bis zu zwei Dioptrien Unterschied zwischen beiden Augen gut umgehen.

Denselben Effekt kann man auch durch einen Lasereingriff herbeiführen. „Die Behandlung ist allerdings dauerhaft und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden – ein Nachteil, wenn man mit dieser Art des Sehens nicht zurecht kommt“, gibt Auffarth zu bedenken. Stattdessen setzt er mit seinem Team heute u.a. auf sogenannte Intracorneale Inlays: Diese Mikrolinsen mit einem Durchmesser von zwei bis drei Millimetern werden in kleine Taschen in der Hornhaut des Auges direkt über der natürlichen Linse implantiert. Die Taschen werden mit einem äußerst präzisen Femtosekunden-Laser in die Hornhaut geschnitten. Kommt der Patient nicht zurecht, kann das Inlay problemlos wieder entfernt werden, die Hornhauttasche verwächst.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit – vor allem dann interessant, wenn bereits ein Grauer Star einsetzt – sind moderne Kunstlinsen, die es in verschiedenen Versionen von mehreren Herstellern gibt. Die Implantation einer Kunstlinse ist heute dank des Einsatzes höchstpräziser Laser anstelle von Skalpellen ein Routineeingriff. Neue Materialien und Schliffe der Linsen erlauben – je nach Modell – scharfes Sehen in verschiedenen Entfernungen und gleichen Sehfehler aus. Am häufigsten findet derzeit die sogenannte Trifokallinse mit Brennpunkten im Fern-, Intermediär- und Nahbereich Verwendung. Relativ neu sind die sogenannten EDOF-Linsen (Extended Depht Of Focus) mit erweiterter Tiefenschärfe. Sie sind nach dem Gleitsichtprinzip entwickelt und decken einen weiten Fokusbereich ab. In seinem Vortrag wird Professor Auffarth zudem Linsen vorstellen, die derzeit noch erprobt oder entwickelt werden: Neben der sogenannten akkommodativen Linse, die in ihren Eigenschaften der natürlichen Linse sehr nahe kommt, sind das beispielsweise batteriebetriebene mechatronische Linsen, die – wie in der Science Fiction – mit einem Zoom ausgestattet sind.

Podcast zum Thema:

"Sehen ohne Brille"
Campus-Report, Radio Regenbogen, März 2018

Sonderausgabe "Forum Sanitas - Das informative Medizinmagazin":
150 Jahre Universitäts-Augenklinik Heidelberg

 

Impressionen des Abends

Termin

Mittwoch, 21. März 19 Uhr
Hörsaal Kopfklinik
Im Neuenheimer Feld 400
69120 Heidelberg
Eintritt und Parken frei.

Referent

Prof. Dr. med. Gerd U. Auffarth
Ärztlicher Direktor der Augenklinik