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TV-Krimi am Sonntagabend: Fiktion oder Wahrheit?

Todeszeitpunkt und -ursache bestimmen, Hinweise an der Leiche suchen, Mördern auf die Schliche kommen – Die Arbeit der Rechtsmediziner kennt inzwischen fast jeder aus dem Fernsehen. Oder nicht? Was in der Rechtsmedizin heute alles möglich oder auch nicht möglich ist, welche Aufgaben rechtsmedizinische Institute erfüllen und warum es dabei überwiegend um lebende Menschen geht, erläutert Professor Dr. med. univ. Kathrin Yen bei Medizin am Abend am 17. Oktober 2018.

"Todeszeitpunkt?" ist meist eine der ersten Fragen des TV-Kommissars am Tatort. "Vorgestern zwischen 15 und 16 Uhr", mag dann die prompte Antwort des fachkundig über die Leiche gebeugten Rechtsmediziners lauten. "Das funktioniert so leider nicht", schränkt Professor Dr. Kathrin Yen, Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin und Verkehrsmedizin, ein. "Je länger ein Mensch tot ist, desto schwieriger wird es, den genauen Todeszeitpunkt zu benennen." Fans von Krimiserien können aber beruhigt sein: Vieles stimmt auch - wie das genaue Achten auf Details sowie manche gezeigten Methoden. In ihrem Vortrag bei Medizin am Abend am Mittwoch, 17. Oktober 2018, wird Professor Yen einen authentischen Einblick in ihren Arbeitsalltag vermitteln und erklären, was im Fernsehen gut und was weniger gut dargestellt wird. Darüber stellt sie weitere Aufgabenbereiche ihrer Profession vor, die im TV-Krimi meist unerwähnt bleiben - die Rekonstruktion und Beurteilung von Verletzungsursachen bei lebenden Menschen beispielsweise. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Hörsaal der Kopfklinik, Im Neuenheimer Feld 400. Universitätsklinikum und Rhein-Neckar-Zeitung laden alle Interessierten herzlich ein.

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"Häufig übertreiben sie im Krimi maßlos", findet die Expertin. Das ergibt dann eine Mischung aus Fiktion und Wahrheit - die Methoden stimmen, aber über die Ergebnisse kann sich Kathrin Yen, die selbst eher selten Krimis schaut, bisweilen wundern. Wenn beispielsweise nach einer ergebnislosen Autopsie eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Mordopfers den Durchbruch bringt. "Tatsächlich setzen wir zunehmend bildgebende Verfahren ein - da waren die Autoren gut informiert. Aber nach der Obduktion befindet sich der Körper nicht mehr im 'Originalzustand´. Was soll denn da in der MRT noch erkennbar sein?" fragt sie sich. Die dem Krimi-Fan geläufige DNA-Analyse kommt dagegen auch im wirklichen Leben bei der Spurensicherung an Tatort, Waffen und Personen zum Einsatz -häufig allerdings auch im Rahmen von Vaterschaftstests. Auch toxikologische Verfahren zum Nachweis von Drogenkonsum bei Täter oder Opfer gibt es - zum täglichen Einsatz kommen sie z.B. beim Nachweis der Alkoholabstinenz nach Verlust des Führerscheins.

Tatsächlich befassen sich Rechtsmediziner häufiger mit lebenden Menschen als mit Toten: Auf rund 350 Obduktionen pro Jahr am Heidelberger Institut kommen rund 400 Untersuchungen an Menschen, die Gewalt erlebt haben oder anderweitig verletzt wurden. "Zum Beispiel bieten wir in unserer Gewaltambulanz Menschen, denen körperliche oder sexuelle Gewalt angetan worden ist, eine umgehende rechtsmedizinische Untersuchung, eine gerichtsfeste Dokumentation von Verletzungen und eine Spurensicherung sowie weitere Hilfeleistungen an", erklärt Professor Yen. Gewalttaten können sowohl von den betroffenen Opfern selbst und Ärzten aller Fachrichtungen als auch von der Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerichten, von Opferhilfe-Einrichtungen und Jugendämtern gemeldet werden. Die Rechtsmediziner beurteilen dann z.B. bei Verdacht auf häusliche Gewalt, Kindesmisshandlung, Kindesmissbrauch oder Gewalt an älteren Menschen die Verletzungen und rekonstruieren die Ursache: Können die Blutergüsse tatsächlich von einem Sturz herrühren oder wurde die Person geschlagen? Zu diesen Untersuchungen kommen in der medizinischen Abteilung des Instituts jährlich noch rund 300 Aktengutachten, z.B. zur Beurteilung von Verletzungen nach Verkehrsunfällen, und geforscht wird ebenfalls, wie Professor Yen bei ihrem Vortrag ausführen wird. Ihr ist wichtig: "Wir leisten sehr viel für lebende Menschen, das zeigen TV-Krimis leider selten."

Impressionen des Abends

Termin

Mittwoch, 17. Oktober 19 Uhr
Hörsaal Kopfklinik
Im Neuenheimer Feld 400
69120 Heidelberg
Eintritt und Parken frei.

Referentin

Prof. Dr. med. univ. Kathrin Yen
Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin