Seite 32 - Patientenbericht Herzchirurgie 2014

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Patientenbericht / Herzchirurgie
Mehr als Wartung von Maschinen
Patienten mit einem transplantierten Herzen
werden in Heidelberg gemeinsam von Herzchi-
rurgen und Kardiologen betreut. Im Jahr 1989
wurde hier erstmalig eine Herztransplantation
durchgeführt. Seither hat sich diese Behand-
lungsform als fester Bestandteil der Therapie
der terminalen Herzinsuffizienz etabliert. Das
Universitätsklinikum Heidelberg gehört heute
zu den fünf größten Herztransplantations-
zentren in Deutschland. Seit Beginn dieses
Programmes wurde hier bei mehr als 600 Pati-
enten eine Herztransplantation durchgeführt.
Der stetige Rückgang der Organspendezahlen in
den vergangenen Jahren und demographische
Faktoren führen zu einem erhöhten Aufkommen
an Patienten mit Herzschwäche im Endstadium.
Diese Entwicklung hat zur Folge, dass heute
mehr Patienten als jemals zuvor mit einem
Kunstherzen (englisch: „ventricular assist
device“, kurz VAD) versorgt werden.
Im Herzzentrum Heidelberg wurde erstmals im
Jahr 2004 ein Kunstherzsystem eingepflanzt.
Seither kamen hier eine Reihe von unterschied-
lichen Kunstherzen zum Einsatz, einige sogar
weltweit erstmalig. Unser VAD-Team, das von
Herrn Prof. Dr. A. Ruhparwar geleitet und ge-
meinsam mit Herrn Dr. Schmack seit 2006 tätig
ist, verfügt bis heute über eine Erfahrung von
mehr als 100 Kunstherzimplantationen. Aktuell
werden ca. 25 Patienten pro Jahr mit einem
derartigen System versorgt.
War ein Kunstherz zu Beginn seiner Entwick-
lung in den 1980er Jahren in erster Linie als
überbrückende Therapie bis zu einer Herztrans-
plantation gedacht, so werden heute immer
mehr Patienten mit einem VAD versorgt, für
die diese Art der Therapie eine endgültige
Behandlungsform darstellt („Destination The-
rapy“). Mit einem künstlichen Herzen können
besonders auch diejenigen Patienten versorgt
werden, bei denen aus unterschiedlichen
Gründen (z.B. Krebsleiden, hohes Alter, andere
Ko-Morbiditäten) keine Herztransplantation
durchgeführt werden kann. Darüber hinaus
erweisen sich VAD-Systeme auch infolge der
länger werdenden Wartezeiten auf ein Spender-
organ immer häufiger als einzige sinnvolle
Behandlungsmöglichkeit, um die Zeit bis zu
einer Transplantation in zufriedenstellender
(Lebens-) Qualität überbrücken zu können.
Eine fortschreitende Miniaturisierung dieser
Systeme hat dazu geführt, dass viele Patienten
mit einem Kunstherzen in ihrer häuslichen Um-
gebung leben können und sich nur gelegentlich
ambulant im Krankenhaus zur Kontrolle vorstel-
len müssen.
Im Hinblick auf die geographische Lage nimmt
das universitäre Herzzentrum Heidelberg eine
Schlüsselposition ein. So kommen Patienten
aus vier verschiedenen Bundesländern (Baden-
Württemberg, Hessen, Rheinlad-Pfalz und
Saarland) zur Behandlung der terminalen Herz-
insuffizienz zu uns.
Die Kliniken für Innere Medizin III und Herzchi-
rurgie an der Universitätsklinik Heidelberg wer-
den im Jahr 2015 für Patienten mit einem Assist
Device eine gemeinsam von Kardiologen und
Herzchirurgen geführte Kunstherz-Ambulanz
eröffnen. Hierdurch soll Patienten durch eine
Kunstherz-Ambulanz