Seite 60 - Patientenbericht Herzchirurgie 2014

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Die herzchirurgische Forschung an der Univer-
sitätsklinik Heidelberg dient der Klärung der im
klinischen Alltag auftretenden Fragen. Diesem
Konzept wird mittels zahlreicher Forschungs-
projekte Rechnung getragen, deren Bandbreite
von rein klinischer bis zu experimenteller
Forschung reicht.
Die Experimentelle Herzchirurgie (Leiter Prof.
Dr. Gábor Szabó) verfügt über zwei Großtier-
und einen Kleintier-Operationssaal, ein Zell-
kultur-Labor, Biochemische Laborräume und
über ein Labor für Funktionsuntersuchungen an
isolierten Muskel- und Gefäßpräparaten.
Fest angestellt im Labor sind zwei Ärzte, eine
Biologin, ein Ingenieur, vier MTAs und ein
Kardiotechniker. Darüber hinaus arbeiten in der
Forschung zahlreiche Wissenschaftliche Hilfs-
kräfte, Praktikanten und Doktoranden.
Ein weiteres, interdisziplinär betriebenes
Labor der Klinik für Herzchirurgie befindet
sich im Otto-Meyerhof-Zentrum (OMZ). In
diesem Labor für kardiovaskuläre Gentherapie
(Leiter: Prof. Dr. Med. K. Kallenbach) liegt der
Arbeitsschwerpunkt auf molekularbiologischer
Grundlagenforschung, sowie Gentherapie von
kardiovaskulären Erkrankungen. Das OMZ
bietet modernsten Forschungslaboratorien und
die für diese Forschung notwendigen gene-
tischen Sicherheitsbereiche.
In den vergangenen 3 Jahren wurde über 3 Mil-
lionen Euro Drittmittel eingeworben und über
hundert Originalarbeiten veröffentlicht. Die
einzelnen Forschungsschwerpunkte werden im
Folgenden beschrieben.
SFB/Transregio 125 Cognition-Guided
Surgery – Wissens- und modellbasier-
te Chirurgie
Die Vision des von der Deutschen Forschungs-
gemeinschaft (DFG) seit Juli 2012 geförderten
SFB/Transregio 125 „Cognition-Guided Surgery“
ist es, ein technisches Erkennungssystem zu
entwickeln, das ähnlich einem menschlichen
Assistenten mitdenkt und den Chirurgen in sei-
nen komplexen Entscheidungen unterstützt. In
diesem groß angelegten Forschungsvorhaben,
welches aus 15 Teilprojekten besteht, arbeiten
Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen
(Chirurgen, Radiologen, Informatiker, Mathe-
matiker) eng zusammen; an zwei dieser Projekte
ist die Herzchirurgie federführend beteiligt.
Projekt B01: Wissensbasiertes Assistenzsystem
für die rekonstruktive Herzklappenchirurgie
Wiss. Leiter: Prof. Dr. Raffaele De Simone
Prof. Dr. Ivo Wolf (Informatik, DKFZ)
Erkrankte Herzklappen können operativ da-
durch versorgt werden, dass die Herzklappe
mittels einer Prothese ersetzt oder aber „repa-
riert“ wird. In diesem Fall spricht man von einer
Klappenrekonstruktion; die Vorteile liegen in
einem besseren Langzeitergebnis sowie in der
Vermeidung von blutverdünnenden Medika-
menten. Allerdings setzt die rekonstruktive
Herzklappenchirurgie eine präzise Erfassung
und Interpretation der komplexen Geometrie
und Funktion der Herzklappe voraus. Daher hat
sich das Projekt zum Ziel gesetzt, dem Chirur-
gen ständig relevantes geometrisches und
funktionelles Wissen als neue, quantitativ fun-
dierte Entscheidungshilfe zur Verfügung zu
stellen. Hierzu werden 3D-Para-meter zusam-
men mit klinischen Parametern prä- und intra-
operativ erfasst, mit den postoperativen Erge-
bnissen korreliert, in die Wissensbasis des
SFB überführt und von dem Assistenzsystem
interpretiert.
Projekt R03: 4D-Bildgebung von Blutfluss und
Bewegung
Wiss. Leiter: Prof. Dr. Carsten J. Beller
Dr. Matthias Müller-Eschner
(Abt. Radiologie)
Operationen an der erkrankten, aufgeweiteten
Hauptschlagader (sog. Aneurysma) stellen große
Eingriffe dar, die einer möglichst genauen Pla-
nung bedürfen. Patientenspezifischen Risikofak-
toren kommt hierbei eine wesentliche Bedeutung
bei der Indikationsstellung zur Operation zu.
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Patientenbericht / Herzchirurgie
Forschung