Seite 48 - Klinik Ticker Ausgabe 02 Mai

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ZUM SCHLUSS
985 Menschen warten derzeit in Deutschland auf
ein neues Herz. Da es jedoch bei weitem nicht ge-
nügend Spenderherzen gibt, können überhaupt
nur die Patienten – die meisten leiden unter einer
schweren Leistungsschwäche des Herzens – ein
neues Herz erhalten, die auf einer Dringlichkeitsli-
ste stehen. Viele von ihnen verschlechtern sich dra-
matisch schnell, schaffen es nicht mehr zur Trans-
plantation und sterben. Um dies zu verhindern,
gibt es seit Frühjahr in der Medizinischen Klinik
erstmals in Deutschland eine eigene Station nur für
Herzinsuffizienz-Patienten, die dringend ein neues
Herz benötigen.
Unter der Leitung von Professor Dr. Hugo Katus,
Ärztlicher Direktor der Abteilung für Kardiolo-
gie, Angiologie und Pneumologie, können acht
Patienten intensivmedizinisch betreut werden.
Oberarzt Dr. Philip Raake, Leiter der Station, er-
klärt: „Unser Ziel ist es, die Patienten optimal zu überwachen und
eine mögliche Dekompensation des Herzens so schnell wie mög-
lich zu erkennen, um das Herz rechtzeitig unterstützen zu kön-
nen.“ In diesem Fall kommen u.a. perkutane kardiale Assist-Syste-
me zum Einsatz, die innerhalb weniger Minuten an den Patienten
angeschlossen werden. Es pumpt Blut aus der Leistenvene ab,
sättigt dieses mit Sauerstoff und führt es über die Leistenarterie
wieder dem Kreislauf zu. „Ohne ein solches System würden viele
Herzinsuffizienz-Patienten sterben, da es dem kranken Herz allei-
ne nicht mehr gelingt, genügend Blut in den Körper zu pumpen“,
so Dr. Raake.
Zu den Besonderheiten der Station gehören ein spezialisiertes
therapeutisches Team aus Ärzten, Pflegenden, Physiothera-
peuten, Psychotherapeuten, Ernährungsmedizinern sowie ein Ex-
perte aus dem Nierenzentrum. Diese Kooperation mit den Nephro-
logen stellt sicher, dass jeder Patient umgehend dialysiert werden
kann, sobald die Nierenwerte schlechter werden oder sich Wasser
im Körper einlagert. Die Behandlung folgt einem von Dr. Raake
entworfenen Therapieplan speziell für Patienten mit akuter oder
chronischer Herzinsuffizienz. Eine enge Zusammenarbeit mit den
Herzchirurgen garantiert einen reibungslosen Übergang Richtung
Kunstherz-OP oder Herztransplantation.
cf
Weitere Informationen und Bilder unter
www.klinikum.uni-heidelberg.de
Eine Station, die Leben rettet
Erstmals in Deutschland gibt es eine eigene Station für
Herzinsuffizienz-Patienten, die auf eine neues Herz warten
Patienten, deren krankes Herz nicht mehr genug Blut in den Körper
pumpt, werden dank einer minimalinvasiven Herzlungenmaschine
stabilisiert. Das „Cardiohelp-System“ pumpt bis zu fünf Liter Blut/
Minute aus der Leistenvene ab, sättigt dieses mit Sauerstoff und
führt es über die Leistenarterie wieder dem Blutkreislauf zu.
Dr. Philip Raake, leitender Oberarzt, führt bei einem Patienten
eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens durch. Der junge
Mann leidet an einer ausgeprägten Herzmuskelschwäche, be-
findet sich bereits seit sechs Monaten in stationärer Behand-
lung und benötigt dringend ein neues Herz.
Während die Patienten auf
ein Spenderherz warten, ver-
gehen oft mehrere Wochen
oder Monate. Damit die Mus-
kelmasse nicht weiter ab-
baut, trainieren die Patienten
unter Aufsicht regelmäßig ih-
ren Körper und Kreislauf.