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Historie der Apotheke

Die Universitätsklinik in Heidelberg nahm ihre Anfänge im Jahre 1815, als im alten Dominikanerkloster das akademisch-medizinischen Hospital mit 20 Betten errichtet wurde. Im Jahre 1818 zog das Hospital in den Marstallhof, wo die "Chirurgische Klinik" und die "Entbindungsanstalt" dazu gegründet wurden. Als das Klinikum 1876 die neu errichteten Gebäude am Neckarufer bezog, war es bereits auf 400 Betten angewachsen. In kurzer Zeit entwickelte es sich durch Angliederung sämtlicher Universitätskliniken zu einem großen Gebäudekomplex, in dem sich heute noch das Altklinikum und die Klinikverwaltung befinden.

Beim Bau des neuen Krankenhauses wurde die Einrichtung einer Apotheke als Dispensieranstalt im zentralen Verwaltungsbau mit berücksichtigt. Da damals keine fachmännische Beratung zum Bau der Räumlichkeiten eingeholt wurde, blieb die Apotheke durch die Unzulänglichkeit der Räume über Jahrzehnte ein Notbehelf.

1876 beauftragte Geheimrat Friedreich, der damalige Direktor der Medizinischen Klinik, den Apotheker Dr. Gustav Vulpius mit der Einrichtung und Leitung einer Klinikapotheke. Er war auf Vulpius durch dessen zahlreiche Veröffentlichungen aufmerksam geworden. Im November 1876 wurde die Apotheke dem Betrieb übergeben. Zunächst belieferte sie nur die Medizinische Klinik, Chirurgie, Augenklinik, sowie Pathologie und Hygieneinstitut. Es folgten dann in rascher Reihenfolge Psychiatrische Klinik, Frauenklinik, Kinderklinik, Zahnklinik, Ohren-, Nasen-, Kehlkopfklinik, das Institut für experimentelle Krebsforschung mit seiner großen Krankenstation, die Medizinische Poliklinik und die Hautklinik. Angeschlossen an die Apotheke war auch ein Mineralwasserbetrieb, in dem 2 Diener mit der Herstellung von Limonade, Sodawasser und künstlichen Mineralwässer beschäftigt waren. Neben der Verpflegung des akademischen Krankenhauses übernahm die Apotheke die Versorgung der städtischen Armen, der versicherten Dienstboten und der Armenhäuser gegen Verrechnung. Dazu kam eine immer mehr um sich greifende kostenfreie Medikamentenausgabe an Patienten, die sich als Fälle für den Unterricht der Medizinstudenten zur Verfügung stellten. Erst ab dem Jahre 1903 wurde die Abgabe an Arzneimitteln außer Haus mehr und mehr eingeschränkt und schließlich ganz eingestellt. Vulpius ging 1901 in den Ruhestand.

Sein Nachfolger wurde Dr. Franz Weiss, der zuvor Verwalter der Anstaltsapotheke in Emmendingen war.

Den ständig steigenden Anforderungen an die Apotheke konnten die beengten Räumlichkeiten kaum noch gerecht werden. Die Verordnungen in dem von Jahr zu Jahr größer werdenden Krankenhaus waren von 25.000 im Jahr 1878 auf 75.000 im Jahr 1900 und 120.000 im Jahr 1928 angestiegen. Bis zum Jahre 1924 wurden die verwendeten Arzneimittel fast ausschließlich selbst in der Rezeptur und Defektur hergestellt. Trotz der ständig steigenden Zahl neuer industriell gefertigter Mittel wurden Fertigarzneimittel zur damaligen Zeit in allen Kliniken des Hauses kaum eingesetzt. Weiss konnte eine bescheidene Vergrößerung der Arbeits- und Vorratsräume zu Anfang seiner Dienstzeit durchsetzen und den Zugewinn weiterer Räume nach dem Ende des 1. Weltkrieges erreichen.

Die nun zur Verfügung stehenden 127 m2 waren allerdings noch immer viel zu bescheiden.
Während des 1. Weltkrieges wurde das Krankenhaus in ein Vereinslazarett mit vorwiegend chirurgischen Fällen umgestellt. In dieser Zeit gingen die Anforderungen in der Apotheke unter anderem durch Schließung fast aller Laboratorien massiv zurück, so daß die Arbeit trotz Einberufung einiger Hilfsfkräfte noch bewältigt werden konnte. Weiss leitete die Apotheke bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1933.

Dr. Alfred Dorner, der bereits seit 1912 Assistent in der Klinikapotheke in Heidelberg war, übernahm trotz seiner linksdemokratischen Einstellung und vieler jüdischer Kontakte, die Nachfolge von Weiss. Als Dorner nach längjähriger Krankheit 1942 starb, wurde dem NSDAP- Mitglied und ehemaligen SS-Mann Dr. Paul Baumann die Apothekenleitung übertragen. Trotz seines Einzuges zur Wehrmacht wurde Baumann nach Heidelberg berufen, um nach dem Ableben Dorners die Apothekenleitung zu übernehmen. Im Austausch gegen Baumann wurde der Apotheker Werner Heid an die Front geschickt. Wegen der angespannten Personalverhältnisse während des Krieges wurden der Apotheke durch die Armee Heeresapotheker als Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. Die Einstellung eines 60 -jährigen Apothekers, der 30 Jahren in den Tropen verbracht hatte, erwies sich wegen seiner Unfähigkeit als Fehlschlag und er mußte wegen Untragbarkeit nach kurzer Zeit wieder entlassen werden. Von ziviler Seite stand zu dieser Zeit nur eine Vorexaminierte zur Verfügung.

Nach dem Ende des Nationalsozialismus im Jahre 1945 wurde im Rahmen der Entnazifizierung Baumann aus der Klinikapotheke entlassen und Hubert Conrad, der seit 1940 in der Klinikapotheke angestellt war, als kommissarischer Leiter eingesetzt. Aufgrund der schlechten Versorgungslage und der mangelhaften personellen Besetzung der Apotheke mit Conrad als dem einzigen Apotheker, wuchs die Unzufriedenheit der Kliniken mit der Apotheke, die die Versorgung der 3000 Betten kaum noch bewältigen konnte.

1948 wurde Herr Werner Heid als Apothekenleiter eingestellt, Conrad blieb als Assistent. Die beengten Verhältnisse in der Apotheke, die nur über 127 m2 Raum im Parterre und 60 m2 Keller verfügte und die immer noch schlechte personelle Situation mit 2 Approbierten, 3 Vorexaminierten und 5 Hilfskräften erschwerte die Belieferung der Kliniken enorm. Anfang der 50er Jahre wurde die Apotheke umgebaut, erweitert und modernisiert Ein Sterillabor wurde eingerichtet, ein Sterilisator zur Herstellung von Infusionen angeschafft und eine Wasserdestillationsanlage in Betrieb genommen. Die Apotheke wurde in Tabletten-, Zäpfchen-, Liquida-, Salben- Antibiotika- und Desinfektionsmittel-Räume aufgeteilt. Ein Infusionslager wurde im Keller zur Verfügung gestellt.

1959 schied Dr Heid, der inzwischen in Medizin promoviert hatte, aus, um als Arzt zu praktizieren. Der frühere kommissarischer Leiter Dr. Hubert Conrad; der inzwischen ebenfalls in Medizin promoviert hatte, wurde Apothekenleiter. In der Zeit Conrads als Apothekenleiter erfuhr die Apotheke einige kleinere und größere Umbauten und Erweiterungen. 1967 wurden zusätzliche Kellerräume von der Verwaltung zur Verfügung gestellt. 1972 wurde die Sterilabteilung komplett umgebaut, ein neuer Sterilisator für 240 Infusionsflaschen und eine komplett neue Wasser-Destillationsanlage angeschafft. Nach schwerer Krankheit verstarb Dr. Conrad im Jahre 1973.

Neuer Leiter wurde der bisherige stellvertretende Leiter Dr. Richard Wolf.

Trotz mehrfacher Umbauten und Erweiterungen waren die Verhältnisse in der Apotheke noch immer sehr beengt. Dr. Wolf veranlaßte 1979, daß das Infusionslager vom Keller der Apotheke in Räumlichkeiten der Hautklinik ausgelagert wurde. Das ehemalige Infusionslager wurde zur Expedition, in dem die für die Stationen gerichteten Medikamente nochmals kontrolliert wurde. 1978 wurde die Errichtung eines Versorgungsszentrums Medizin, in das auch die Apotheke umziehen sollte, geplant. Der Bau begann im März 1982.

Als Dr. Wolf 1983 in Rente ging, war noch kein neuer Leiter bestimmt. Dr. Eugen Schöneberger leitete für ca. 6 Monate die Apotheke kommissarisch. Danach übernahm der frühere Stellvertreter von Dr. Wolf, Herr Günther Schork, die kommissarische Leitung und im November 1984 die hauptamtliche Leitung der Apotheke . Herr Schork konnte im Jahre 1987 mit dem Apothekenpersonal die neuen Räumlichkeiten im Neuenheimer Feld 670 beziehen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Klinikapotheke Heidelberg, mußte die Apotheke nicht mehr mit beengten Räumlichkeiten kämpfen. Die nun zur Verfügung stehenden 3300 m2 bieten genügend Platz für die Anforderungen, die an die Apotheke einer Universitätsklinik gestellt werden. Eine moderne Anlage zur Infusionsherstellung, ein großes analytisches Labor, eine flexible Rezeptur zur Einzelanfertigung von Arzneimittel und eine Defektur, die die Herstellung im Großmaßstab übernimmt und viele weitere Abteilungen, sind vom Klinikum nicht mehr wegzudenken. Herr Schork schied im Juni 1993 aus Altersgründen aus der Apotheke aus, er verstarb im Jahr 2001

Dr. Torsten Hoppe-Tichy überahm die Leitung der Apotheke. Dr. Hoppe-Tichy, seit Dr. Weiss der erste Chefapotheker, der nicht aus dem eigenen Hause kam, ließ einige Um- und Ausbaumaßnahmen und Modernisierungen vornehmen. Er führte eine neue Abteilung für Arzneimittelinformation ein, baute eine Abteilung für zentrale Zytostatika auf und errichtete eine Satelitenapotheke in der Medizinischen Poliklinik zur zentralen Herstellung von Zytostatika im Altklinikum. Auf einigen Stationen unterstützen Stationsapotheker die Ärzte auf Visiten. Die Abteilung Diagnostika wurde wieder in die Apotheke zurückgeholt. Als große Neuerung gilt die Einführung einer hochmodernen automatischen Kommissionierungsanlage, die eine tägliche Belieferungen aller Stationen ermöglicht. Eine gute Ausbildung des Personals hat in der Klinikapotheke große Bedeutung. Fort- und Weiterbildungen der Apothekenmitarbeiter werden stark gefördert. Wegen der Größe der Apotheke und der Vielseitigkeit des Apothekenalltags war eine Spezialisierung der Apotheker auf unterschiedliche Gebiete unerlässlich. Die hohe Qualität mit der in der Klinikapotheke gearbeitet wird, wurde 1997 durch die Verleihung eines Zertifikats nach DIN EN ISO 9001 noch bestätigt.

Autor: Martina Schwald