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Herzchirurgie: Was passiert bei Bypass- und Herzklappen-OP?

In Deutschland werden jedes Jahr rund 100.000 Menschen am Herzen operiert. Die häufigsten Gründe sind verschlossene Herzkranzgefäße oder Erkrankungen der Herzklappen. Doch wo genau liegen Kranzgefäße und Herzklappen und warum machen sie so häufig Probleme? Wann muss operiert werden und wie gehen Herzchirurgen dabei vor? Der renommierte Herzchirurg Professor Dr. Matthias Karck, Ärztlicher Direktor der Klinik für Herzchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg, erklärt am Mittwoch, 25. Juni 2014, in der beliebten Vortragsreihe "Medizin am Abend" die häufigsten Eingriffe am Herzen, moderne Verfahren und aktuelle Entwicklungen in der Herzchirurgie. Animationen veranschaulichen Erkrankungen und Behandlungsmethoden. Ein Video aus dem Operationssaal der Chirurgischen Universitätsklinik lässt die Besucher den Heidelberger Herzchirurgen bei einem Eingriff am Herzen über die Schulter zu schauen. Der Vortrag findet um 19 Uhr im Hörsaal der Kopfklinik, Im Neuenheimer Feld 400, statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

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Die Geschichte der Herzchirurgie in Deutschland nahm ihren Anfang 1896 in Frankfurt am Main, wo Chirurgen erfolgreich eine Stichverletzung am Herzen nähten. Doch erst seit der Einführung der Herz-Lungenmaschine in den 1950er Jahren fanden Operationen am Herzen Eingang in die klinische Routine. Heute geht der Trend zunehmend weg von belastender Operation hin zu minimal-invasiven Katheter-Eingriffen. Verzichtbar sind Operationen am offenen Brustkorb allerdings auch in Zukunft nicht. "Dank großer klinischer Studien können wir heute beispielsweise bei Patienten mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße sehr genau einschätzen, für wen der Katheter-Eingriff oder eine Bypass-Operation besser geeignet ist", sagt Professor Karck.

Je nach Patient ist die Bypass-Operation dem Kathetereingriff überlegen

Herz-Kreislauferkrankungen behaupten sich nach wie vor auf dem traurigen Platz eins der Todesursachen in Deutschland. Dabei sind die meisten Probleme mit dem Herzen nicht angeboren, sondern im Laufe des Lebens erworben. Am häufigsten sind Erkrankungen der Herzkranzgefäße, durch die das Herz selbst mit Blut versorgt wird. Unbehandelter Bluthochdruck, Übergewicht und Rauchen sind einige der Risikofaktoren, die dafür sorgen, dass sich diese wichtigen Gefäße mit der Zeit verengen und schließlich sogar verschließen. Herzschwäche und -infarkt sind die häufigen Folgen. Ob operiert werden muss oder via Katheter eine Gefäßstütze (Stent) eingesetzt werden kann, ist eine Frage des Erkrankungsstadiums: "Sind alle Herzkranzgefäße stark befallen, ist oftmals der Bypass die nachweislich bessere Behandlungsform", so der Experte. "Ausgedehnte Engstellen sind mit dem Katheter dann oft nicht mehr zu öffnen." Mehr als 50.000 Betroffene erhalten in Deutschland jährlich einen Bypass.

Können auch Bypässe das geschwächte Herz nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen, kann eine Herztransplantation angezeigt sein. Aufgrund des Mangels an Spenderorganen werden zunehmend Kunstherzen eingesetzt: 2013 kamen in Deutschland auf 301 verpflanzte Spenderherzen bereits 898 Kunstherzen. "Auf diesem Gebiet tut sich derzeit sehr viel, es sind allerdings auch noch viele Fragen offen - z.B. für welche Patienten ein Kunstherz eine dauerhafte Therapie darstellen könnte", sagt Karck.

Besucher können Herz-OP auf großer Leinwand verfolgen

Zweithäufigster Grund für Eingriffe am Herzen sind Erkrankungen der Herzklappen: Jährlich werden in Deutschland bei ca. 20.000 Menschen defekte Aortenklappen, die am häufigsten erkrankte Herzklappe am Übergang zur Hauptschlagader, ersetzt. Bereits 40 Prozent dieser Behandlungen lassen sich mittels Katheter durchführen. "In den letzten Jahren wurden einige Verfahren entwickelt, die mit kleinen Schnitten auskommen oder bei denen die neuen Herzklappen über einen Leistenkatheter bis ins Herz geschoben und korrekt platziert werden können. Inzwischen können alle vier Klappen über den Herzkatheter erreicht werden", sagt der Herzchirurg. "Aktuell laufen Studien, um zu prüfen, welches Verfahren sich für welche Patienten am besten eignet." In seinem Vortrag wird Professor Karck einige dieser Methoden anhand von Animationen vorstellen.

Zum Abschluss folgt ein Blick in den OP: Auf der großen Leinwand des Hörsaals können die Besucher eine auf Video aufgezeichnete Herz-OP verfolgen. Zu sehen ist, wie die Heidelberger Operateure einen Bypass legen und eine Herzklappe ersetzen. Dabei müssen sich auch zart besaitete Gemüter keine Sorgen machen: "Bei einer Herz-OP fließt nicht so viel Blut, wie man allgemein denken mag", versichert der erfahrene Chirurg. Das Team der Heidelberger Herzchirurgie führt jährlich ungefähr 2.000 Operationen am Herzen durch.

Impressionen

Termin

Mittwoch, 25. Juni, 19 Uhr
Hörsaal Kopfklinik,
Eintritt und Parken frei.

Referent

Prof. Dr. med. Matthias Karck
Ärztlicher Direktor der Klinik für Herzchirurgie