Newsroom Events Medizin am Abend 2015 20. Depressionen

Depressionen: Aktuelle Forschung und Therapie

Viele sprechen von Depression, doch wann ist man tatsächlich betroffen? Über Symptome, Ursachen und Therapien bei verschiedenen Formen der Depression sowie Burnout und Depression im Alter spricht Professor Dr. Sabine Herpertz, Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Psychosoziale Medizin Heidelberg, bei Medizin am Abend am 20. Mai 2015.

Rund 15 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industrienationen leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter einer Depression - in Deutschland sind dies mehr als zwölf Millionen Menschen. Obwohl die psychische Erkrankung die Lebensqualität stark beeinträchtigt, scheuen sich viele Betroffene, sich einem Arzt anzuvertrauen und behandeln zu lassen. Zu Unrecht, wie Professor Dr. Sabine Herpertz, Geschäfts­führende Direktorin des Zentrums für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg, betont: »Depressionen lassen sich heute meistens gut behandeln, umso besser, je früher sie erkannt werden. Wer sich auf die Therapie einlässt, gibt sich selbst die Chance, das Leben wieder positiv zu erleben.« In ihrem Vortrag bei Medizin am Abend am Mittwoch, 20. Mai 2015, stellt sie Ursachen, Symptome und Therapien vor. Dabei wird sie auch auf Burnout und die häufig nicht als solche erkannte Depression im Alter eingehen.

Durch die Wiedergabe dieses Videos speichert YouTube möglicherweise persönliche Daten, wie Ihre IP-Adresse.

»Können Sie sich noch freuen? Interessieren Sie sich noch für Hobbys, Mitmenschen oder die Geschehnisse um Sie herum?« Fragen wie diese stehen weit oben auf dem Fragebogen, der zur Diagnose einer Depression herangezogen wird. Denn Betroffene versinken in einer Teilnahms- und Hoffnungslosigkeit, aus der sie sich ohne professionelle Hilfe meist nicht befreien können. In ihrem Alltag sind sie wie gelähmt, sie können sich nur noch schlecht konzentrieren, ziehen sich zunehmend zurück. »Eine depressive Stimmung oder ein seelisches Tief z.B. nach dem Verlust eines Angehörigen ist noch keine Depression. Wer nicht selbst betroffen ist, kann sich häufig gar nicht vorstellen, wie stark eine Depression Menschen in ihrem Leben beeinträchtigen kann", sagt die Expertin. "Das lässt sich nicht willentlich beeinflussen.« Schafft der Betroffene es nicht mehr selbst, sich Hilfe zu suchen, sind Angehörige und Freunde gefragt. Bei welchen Symptomen man aufmerksam werden sollte, ist Thema des Vortrags.

Ängste vor der Therapie abbauen

Darüber hinaus soll es auch darum gehen, wie sich eine Depression entwickelt. Wichtige Risikofaktoren sind traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder Depressionen bei den eigenen Eltern. Studien u.a. aus Heidelberg ergaben, dass traumatisierte Mütter, vor allem wenn sie an einer Depression leiden, Schwierigkeiten haben, kindliche Signale zu deuten und darauf einzugehen. Dies kann die kindliche Entwicklung stören und die Kinder schlimmstenfalls selbst anfällig für eine Depression machen. Eine möglichst früh einsetzende Therapie ist daher nicht nur im Interesse der Mutter, sondern auch des Kindes.

Doch viele Patienten stehen speziell der medikamentösen Therapie kritisch gegenüber. "Hier ist es wichtig, gut zu informieren und Ängste abzubauen, z.B. die Angst davor, dass das Medikament die Persönlichkeit verändert", so Herpertz. Inzwischen stehen für die Therapie bei Depression viele, gut wirksame Behandlungs­konzepte zur Verfügung. Noch in diesem Jahr soll eine neue Nationale Versorgungsleitlinie herauskommen, in der die Behandlungs­empfehlungen dem aktuellen Stand der Forschung angepasst und auch neu entwickelte Therapien berücksichtigen sind. Diese Leitlinie ist eine gemeinsame Initiative von Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung und Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften zur Qualitätsförderung in der Medizin.

Ein Schwerpunkt des Vortrags ist die Depression im Alter: Sie kann ab einem Alter von 60 Jahren auftreten und unterscheidet sich in ihrer Symptomatik von den Depressionen jüngerer Jahre. So fallen den Betroffenen zunächst eher körperliche Symptome wie anhaltende Übelkeit, Verdauungsprobleme oder Gewichtsverlust auf. Aber wer denkt bei einem plötzlichen Gewichtsverlust von zehn Kilogramm und mehr an eine Depression? Näher liegt da schon der Verdacht auf Krebs, es folgen Magen- und Darmspiegelungen sowie weitere entsprechende Tests. Beschwerden wie Antriebslosigkeit und eine verstärkte Neigung zum Grübeln werden dem Alter oder der Sorge um die Gesundheit zugeschrieben. Die Depression bleibt häufig unerkannt. »Bei diesen Symptomen darf man ganz klar eine Krebserkrankung nicht von vornherein ausschließen. Trotzdem sollten Arzt und Patient auch an die Möglichkeit einer Depression denken«, empfiehlt die Psychiaterin. »Auch hier sollte man hellhörig werden, wenn z.B. plötzlich kein Interesse mehr an den jahrelang gepflegten Hobbys besteht.«

Impressionen des Abends

Termin

Mittwoch, 20. Mai 19 Uhr
Hörsaal Kopfklinik, 
Eintritt und Parken frei.

Referentin

Prof. Dr.Sabine C. Herpertz
Geschäftsführende Direktorin Zentrum für Psychosoziale Medizin