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Schwerpunkt Akut- und Intensivneurologie

Die neurologische Intensivstation in Heidelberg bietet eine vollumfängliche, moderne neurologische Intensivmedizin und -ausbildung komplett aus neurologischer Hand an. Neben der stationären Therapie der Schwerstkranken übernehmen wir den Einsatz bei instabilen Patienten in der Notfallambulanz und Neuroradiologie sowie zusammen mit unseren anästhesiologischen Kollegen den Notfalldienst für die gesamte Kopfklinik und das NCT. Wissenschaftlich zählt unser Schwerpunktbereich zu den in der Intensivmedizin national und international anerkanntesten; es werden zahlreiche Studien, insbesondere zur Verbesserung der Behandlung beatmungspflichtiger Patienten mit schwerstem Schlaganfall, durchgeführt.

STRATEGIE

Der Schwerpunkt Akut- und Intensivneurologie hat eine besondere klinische und wissenschaftliche Tradition in der Notfall- und Intensivmedizin, die in Heidelberg seit über 30 Jahren begründet, gepflegt und weiterentwickelt wird. Mit Fokus auf Patienten mit schweren zerebrovaskulären Erkrankungen, die Intensivbetreuung und mechanische Beatmung benötigen, verfolgt das Team der Neurologischen Intensivstation in Heidelberg das Ziel, die Prognose für diese Patienten zu verbessern und Lebensqualität zurückzuerlangen.

Im Jahr 2010 wurden mehr als 450 Patienten mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 11 Tagen aufgenommen. Die Patientenzahlen stiegen 2022 auf mehr als 960 mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 7 Tagen. Diese schwer betroffenen und komplexen Patienten werden von einem Team aus über 40 spezialisierten (Fach)pflegekräften, 6 Assistenzärzt*Innen, einem Facharzt und einer Sektionsleiterin, beide mit intensivneurologischer Spezialisierung, betreut. Das Team der neurologischen Intensivstation (12 Betten) versorgt auch kritisch kranke Patient*Innen in der Notfallambulanz. Auf diese Weise wird eine rasche Diagnose und optimale Behandlung durch strukturierte individualisierte Behandlungspläne ermöglicht. Das Intensiv-Team ist außerdem verantwortlich für das periinterventionelle Management der endovaskulären Schlaganfallbehandlung sowie - mit Unterstützung der Anästhesie - für Notfalleinsätze und Reanimationen in der gesamten Kopfklinik. Übergeordnete Ziele des Schwerpunkts sind die Entwicklung innovativer Ansätze in der neuro-intensivmedizinischen Versorgung und die maßgebliche Beteiligung an (inter)nationalen Kooperationen, die sich mit der Betreuungsoptimierung von Patient*Innen mit schweren neurologischen Krankheitsbildern in Notfall- und Intensivmedizin befassen.

Ziele

  • Wissenschaftliche und klinische Weiterentwicklung des Fokus des Sedierungs- und  Atemwegsmanagements bei Patient*Innen mit schwerem Schlaganfall
  • Stärkung der Säule vaskulären Medizin in der (Akut)Neurologie neben der Sektion Vaskuläre Neurologie
  • Strukturierte Ausbildung der Rotationsassistent*Innen und Weiterbildung der Fachärzt*Innen zur Erlangung der Zusatzbezeichnung Neurologische Intensivmedizin. Dadurch Erhaltung bzw. Steigerung der Attraktivität des Bereichs für Ärzt*Innen und Pflegekräfte durch mehr Qualitätskontrolle und Fortbildung, sowie Arbeiten im interprofessionellen Team
  • Ausbau der Interaktion mit anderen Intensivstationen (z.B.  klinikumsintern bei spezifischen Komplikationen wie Delir, Status epilepticus, etc., aber auch extern durch z.B. Kanalisierung von Übernahmeanfragen)
  • Netzwerkbildung zur regionalen Patientenversorgung
  • Vertretung des Schwerpunkts Akut- und Intensivneurologie in nationalen und internationalen Netzwerken (DGNI, DIVI, IGNITE, NCS) als wichtige Grundlage, sowohl bei der Versorgung von Patienten in der Notfall- und Intensivmedizin als auch für zukünftige wissenschaftliche Projekte

ÜBERBLICK 

Die Forschungsaktivität des Schwerpunkts Akut- und Intensivneurologie ist von jeher auf schwere zerebrovaskuläre Erkrankungen ausgerichtet, wie etwa den raumfordernden ischämischen Schlaganfall und die intrazerebrale oder subarachnoidale Hirnblutung. Der Schwerpunkt war maßgeblich an der Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Neurointensivmedizin (ANIM), später umbenannt in Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI), beteiligt und stellt einen wichtigen Bildungsstandort für viele auf dem Gebiet weltweit führenden Wissenschaftler dar. Zu den vielen bahnbrechenden Erfolgen, gehören wesentliche Fortschritte auf den Gebieten dekompressive Hemikraniektomie bei hemisphärischem Schlaganfall, Hypothermie und Mikrodialyse, Monitoring nach schwerem Schlaganfall sowie Management von Antikoagulationstherapien.

Wissenschaftliche Arbeiten des Schwerpunkts Akut- und Intensivneurologie (S. Schönenberger) setzen einen Fokus auf die Erforschung und klinische Weiterentwicklung des Atemwegsmanagement und der Beatmungstherapie bei Patient*Innen mit schwerem Schlaganfall.

So wurden Studien zu wesentlichen Fragestellungen der Akut- und Intensivneurologie initiiert und erfolgreich durchgeführt:

Als eine Besonderheit in Heidelberg ist das Intensivstationsteam für das periinterventionelle Management der endovaskulären Schlaganfalltherapie verantwortlich. Mit steigender Anzahl von Thrombektomien hat das Intensivstationsteam einen zentralen Beitrag zur Untersuchung und Verbesserung weiterer Aspekte des periinterventionellen Management geleistet, inklusive der ersten randomisierten Studie SIESTA, die Leichtsedierung ohne Intubation mit intubierter Vollnarkose vergleicht (Schönenberger Int J Stroke 2015, Schönenberger JAMA 2016, Schönenberger JAMA 2019). Die Ergebnisse von SIESTA und der nachfolgenden Meta-Analyse (Schönenberger JAMA 2019) sind bis heute Teil der aktuell gültigen Internationalen Leitlinienempfehlung zur mechanischen Thrombektomie der European Stroke Organisation. So hat das Intensivstationsteam einen Anteil an der Entwicklung der Behandlungsstandards bei akuten Verschlüssen großer Gefäße bei ischämischem Schlaganfall.

Die erste randomisierte Studie zum Blutdruckmanagement während der Thrombektomie (INDIVIDUATE) untersuchte den individualisierten im Vergleich zum standardisierten Ziel-Blutdruck bis zur erfolgreichen mechanischen Rekanalisation (Chen European Stroke J 2021, Chen Stroke 2023). Die Ergebnisse bilden nicht nur die erste Grundlage zur Beantwortung dieser Fragestellung, sondern auch für den Ausbau des wissenschaftlichen Schwerpunkts der Sektion (z.B. durch Kooperationen, aber auch durch Initiierung einer Multicenterstudie).

In engem Zusammenhang mit Oxygenierung bei Schlaganfallpatienten steht die Sicherung der Atemwege. Sicherheit, Durchführbarkeit und potentielle Vorteile einer frühzeitigen Tracheostomie wurden in der ersten prospektiven, randomisierten Pilot-Studie SETPOINT beleuchtet (Bösel Stroke 2013) und ein Triggerscore entwickelt, der die Notwendigkeit einer Tracheostomie anzeigt (Schönenberger Neurocrit Care 2015). Auf diesen und früheren Erfolgen aufbauend, wurde der Schwerpunkt erweitert, um internationale multizentrische Studien zu entwickeln und durchzuführen, wie beispielsweise die Folgestudie zur Frühtracheotomie SETPOINT2 (Schönenberger Int J Stroke 2016, Bösel JAMA 2022).

Auf nationaler und internationaler Ebene ist der Schwerpunkt Akut- und Intensivneurologie Teil mehrerer Kollaborationen und Netzwerke wie der DGNI (Deutsche Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin) mit seinem Forschungsnetzwerk IGNITE, der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivmedizin (DIVI) oder der Neurocritical Care Society (NCS).