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Mit Hightech gegen Krebs – Strahlentherapie

Fortschritte in Bildgebungs- und Bestrahlungstechnik ermöglichen eine immer präzisere, effektivere und gleichzeitig schonendere Behandlung / Was die moderne RadioOnkologie zu bieten hat, erklärt Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Medizin am Abend" am 19. September 2018.

Die Entwicklung der Strahlentherapie in den vergangenen 30 Jahren ist in etwa vergleichbar mit der vom klobigen Rechner mit Röhrenbildschirm der 1980er Jahre zum Smartphone. Denn auch in der Strahlentherapie geht es heute größtenteils um Rechenleistung: "Besonders den Fortschritten in Bildgebung und Informationsverarbeitung ist es zu verdanken, dass wir heute präzise, gewebe­schonend und vor allem individuell angepasst bestrahlen können", sagt Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus, Ärztlicher Direktor der Klinik für RadioOnkologie und Strahlentherapie des Universitäts­klinikums Heidelberg und Direktor am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT). Was die moderne RadioOnkologie an Hightech zu bieten hat, stellt er in seinem Vortrag bei "Medizin am Abend" am Mittwoch, 19. September 2018, vor. So lässt sich beispielsweise die Behandlung anhand von individuell erstellten und bewegten 3-D-Modellen exakt planen, das Bestrahlungsfeld den Umrissen des Tumors und den Bewegungen des Körpers z.B. bei der Atmung anpassen und - dank zusätzlicher Bestrahlungsarten wie der Ionentherapie - bei bestimmten Krebserkrankungen eine Operation umgehen.

Heidelberg ist dank einer sehr fruchtbaren Kooperation der Universitätsklinik für RadioOnkologie und Strahlentherapie mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Vorreiter bei innovativen Bestrahlungstechniken und weltweit das einzige Zentrum, das seinen Patienten das gesamte Spektrum an Hochpräzisionsbestrahlungstechniken anbietet.

Bildgebung und Bestrahlung werden immer enger aneinander gekoppelt

Je besser die Bestrahlung individuell auf den Patienten zugeschnitten werden kann, desto schonender ist die Behandlung: Denn nur wenn die Strahlung möglichst präzise auf den Tumor gerichtet wird und ausschließlich dort eine schädliche Dosis erreicht, nimmt das umgebende Gewebe keinen Schaden. Da die exakte Lage und Form der Tumoren sich aber von Patient zu Patient unterscheiden, ist die gewünschte Präzision eine der größten Herausforderungen bei der Strahlentherapie: "Der Trend geht daher dahin, Bildgebung und Bestrahlung immer enger aneinander zu koppeln. So können wir nicht nur die exakte Positionierung des Patienten besser kontrollieren, sondern auch das Bestrahlungsfeld unmittelbar vor und während der Behandlung anpassen", erklärt der Radioonkologe. Während eine solche Anpassung des Bestrahlungsfeldes vor 30 Jahren noch einige Tage in Anspruch nahm, und daher Veränderungen des Tumors innerhalb der einzelnen Bestrahlungssequenzen nicht berücksichtigt wurden, braucht es dazu heute nur noch wenige Minuten.

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MR-Linac: Bewegungen des Tumors in Echtzeit abbilden und die Bestrahlung anpassen

Die neueste Entwicklung auf diesem Gebiet ist das Hybridgerät "MR-Linac", das aktuell an der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg europaweit erstmals in Betrieb genommen wurde. Während bisher die aktuelle Lage und Größe des Tumors unmittelbar vor dem Start der Bestrahlung mit Hilfe von Röntgenbildgebung kontrolliert wird - was eine zusätzliche Strahlenbelastung für den Patienten mit sich bringt - ist beim MR-Linac die Bestrahlungseinheit mit einem Magnetresonanztomographen kombiniert. Die Magnetresonanztomographie (MRT) kommt ohne zusätzliche Strahlenbelastung des Patienten aus und kann daher - auch während der Bestrahlung selbst - problemlos mehrmals wiederholt werden. Mit den Bilddaten kann die Therapie direkt an die Situation am Behandlungstag - beispielsweise an einen geschrumpften Tumor - angepasst werden. Außerdem lassen sich mittels MRT die Unterschiede zwischen Tumor und gesundem Gewebe sowie Metastasen besser abbilden als mit Röntgenverfahren. Und nicht nur das: "Der MR-Linac macht vier Bilder pro Sekunde, damit können wir Bewegungen des Tumors durch Atmung oder Herzschlag in Echtzeit abbilden und die Bestrahlung entsprechend anpassen", erklärt Debus.

Ionentherapie statt Operation ist bei einigen Tumorerkrankungen möglich

Noch deutlich präziser als die konventionelle Therapie mit Röntgenstrahlung ist die Ionentherapie. Da sich der Ionenstrahl bis zu 30 Zentimeter tief ins Gewebe punktgenau steuern lässt, kommt diese Bestrahlungsform vor allem dann zum Einsatz, wenn der Tumor sich in unmittelbarer Nähe empfindlicher Strukturen wie Gehirn, Seh- oder Gesichtsnerv befindet. Bei einigen Tumorerkrankungen hat die Ionentherapie die Operation inzwischen ersetzt: Bei Knochentumoren bei Kindern verringert sie das Amputationsrisiko, bei Krebserkrankungen des Enddarms und Kehlkopfes trägt sie zum Funktionserhalt bei. Funktionsweise und Anwendungsgebiete wird Prof. Debus, der die Ionentherapie in Deutschland maßgeblich mit auf den Weg gebracht hat, in seinem Vortrag erläutern.

Impressionen des Abends

Termin

Mittwoch, 19. September 19 Uhr
Hörsaal Kopfklinik
Im Neuenheimer Feld 400
69120 Heidelberg
Eintritt und Parken frei.

Referent

Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus
Ärztlicher Direktor der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie