KLINISCHE FORSCHUNG - AKUT- UND INTENSIVNEUROLOGIE
Die Intensivstation ist ein gefragter wissenschaftlicher Partner bei der Durchführung (inter)nationaler Multizenterstudien der Neurointensivmedizin. Unter den aktuelleren Studien sind zu nennen DESTINY II (Hemikraniektomie bei malignem Mediainfarkt älterer Patienten), DEPTH-SOS (Hemikraniektomie bei malignem Media-infarkt +- Hypothermie), INCH (PPSB vs FFP zur Antagonisierung bei Marcumar-assoziierten Hirnblutungen), CLEAR-IVH III (Intraventrikuläre Lyse bei intra-ventrikulärer Blutung) oder ATACHII (Aggressive Blutdrucksenkung bei intrazerebraler Blutung).
Die AG von Julian Bösel (AG Intensivmedizin des Schlaganfalls) widmet sich darüber hinaus der Durchführung / Leitung monozentrischer und multizentrischer klinischer Studien zur Behandlung des schweren, beatmungspflichtigen Schlaganfalls. Fokus der AG-Arbeit ist die Sauerstoffversorgung des schlaganfallgeschädigten Gehirns, auf den Ebenen Sauerstoffmessung, Sauerstoffangebot, Atemwegs- und Beatmungsmanagement. In den letzten Jahren sind hierzu insbesondere die Studien STRAIGHT I-III (Kellert, Rolle des Hämoglobins bei schwerem Schlaganfall), COMMAND (Hametner, Nicht-invasive Oximetrie bei der Schlaganfallintervention), NAVIGATE (Mundiyanapurath, Kreislauf- und Lungenparameter bei der Schlaganfallintervention), VANISH (Purrucker, Volatile Sedierung) und SETPOINT (Bösel, Pilotstudie zur Frühtracheotomie bei schwerem Schlaganfall) durchgeführt worden. Aktuell laufende Studien sind INSPIRE (Jansen und Rasch, Pupillometrie als Korrelat zum intrakraniellen Druck), VANQUISH (Purrucker und Vermehren, Volatile Sedierung bei SAB) und MODERNISE (Schönenberger und Haubner, Flache vs. tiefe Sedierung nach schwerem Schlaganfall).
In der monozentrischen randomisierten Studie SIESTA wird an 150 Patienten mit schwerem akuten ischämischen Schlaganfall der vorderen Zirkulation während der endovaskulären Versorgung die Intubationsnarkose mit der Leichtsedierung (ohne Intubation) verglichen (Schönenberger JAMA 216). Erste Ergebnisse wurden im Mai beim ESOC Barcelona präsentiert. Die Studie zeigte auf, dass die Leichtsedierung ohne Intubation einer Intubationsnarkose während der endovaskulären Schlaganfallbehandlung in den kurzfristigen wichtigen Effektgrößen als gleichwertig erwies. Auch zeigte sich kein Unter-schied in Aspekten der Sicherheit und Durchführbarkeit.
Außerdem leitet Heidelberg die multizentrische Studie SETPOINT2, bei der in deutschen und US-amerikanischen Zentren an 380 Patienten Vorteile der Frühtracheotomie nach schwerem Schlaganfall hinsichtlich des Ergebnisses für die neurologische Funktion geprüft werden.