Heidelberg,
30
September
2022
|
11:04
Europe/Amsterdam

Ausbildung auf Augenhöhe

Interprofessionelle Ausbildungsstation-HIPSTA

Zusammenfassung

1. HIPSTA-Kongress am 30. September / Fünf Jahre Heidelberger Interprofessionelle Ausbildungsstation (HIPSTA) / Auszubildende des Pflegeberufs und der Physiotherapie sowie Medizinstudierende betreuen gemeinsam Patientinnen und Patienten / Interprofessionelles Lernen und Arbeiten schafft Vertrauen und Verständnis für jeweils andere Berufsgruppe / Hohe Patientenzufriedenheit und kürzere Krankenhausaufenthalte auf HIPSTA-Station

Vor fünf Jahren startete die erste interprofessionelle Ausbildungsstation (HIPSTA) Deutschlands an der Chirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), als ein gemeinsames Projekt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, der Akademie für Gesundheitsberufe (AfG) und der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD). Es folgte noch eine weitere Station am Zentrum für Psychosoziale Medizin (ZPM). Studierende zusammen mit Auszubildenden versorgen hier Patientinnen und Patienten eigenständig. Lernbegleiter und Praxisanleiter betreuen das HIPSTA-Ausbildungsteam. Die wissenschaftliche Auswertung des Ausbildungs-Formats bestätigt den positiven Effekt für Auszubildende und Patientinnen und Patienten. Mittlerweile hat HIPSTA bundesweit Schule gemacht. Die 1. HIPSTA-Konferenz am 30. September 2022 soll diesen deutschlandweiten Austausch weiter intensivieren und fördern.

Von der schwedischen Idee bis zum Heidelberger Format mit Vorbildcharakter

Die Idee brachten Medizinstudierende von ihrem Auslandsaufenthalt in Schweden mit. Kurz darauf wurde HIPSTA, die Heidelberger Interprofessionelle Ausbildungsstation, geboren. Auf der chirurgischen HIPSTA-Station versorgen Studierende der Humanmedizin im Praktischen Jahr zusammen mit Auszubildenden zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann im dritten Ausbildungsjahr acht Patientinnen und Patienten über einen Zeitraum von vier bis fünf Wochen. Seit 2019 sind auch Auszubildende der Physiotherapie Teil des HIPSTA-Ausbildungsteams. Begleitet werden die Nachwuchskräfte von erfahrenen Lernbegleitern und Praxisanleitern.

„Die Studierenden und Auszubildenden übernehmen vom ersten Tag an Verantwortung und lernen mit zunehmender Selbstständigkeit Entscheidungen zu treffen. Neben dem hohen Grad an medizinischer und pflegerischer Urteilsfähigkeit und eigenverantwortlicher Handlungskompetenz lernen sie eine Kultur des Miteinanders“, berichtet Birgit Trierweiler-Hauke, stellvertretende Pflegedienstleiterin an der Chirurgischen Klinik und der Klinik für Anästhesiologie am UKHD. So unterschiedlich die Disziplinen sind – ob in der Chirurgie oder dem ZPM – die Auszubildenden erleben unmittelbar, dass man von der Expertise der anderen Berufsgruppe profitiert. „Umgekehrt werden Defizite in der Informationsweitergabe, der organisatorischen Absprache und der allgemeinen Kommunikation unmittelbar transparent gemacht, gegenseitig selbst korrigiert oder durch gezieltes Feedback der Lernbegleiter angesprochen“, sagt Professor Dr. Markus W. Büchler, Zentrumssprecher der Chirurgischen Klinik und Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am UKHD.

Kongressteilnehmer präsentieren wissenschaftliche Erkenntnisse

Nun feiert HIPSTA fünfjähriges Jubiläum und hat zu diesem Anlass die 1. HIPSTA-Konferenz ins Leben gerufen mit zahlreichen externen Referentinnen und Referenten, die inzwischen das erfolgreiche Heidelberger Konzept auch an ihren Kliniken etabliert haben. Neben dem Erfahrungsaustausch stehen wissenschaftliche Erkenntnisse rund um das Ausbildungsprogramm im Fokus.

Die Auswertung einer retrospektiven Beobachtungsstudie mit 232 HIPSTA- Patienten und 465 Patienten einer konventionellen chirurgischen Station zeigt, dass die Patientensicherheit bei einer chirurgischen IPSTA im Vergleich zu einer konventionellen Chirurgischen Station nicht beeinträchtigt ist. In einigen Bereichen wie zum Beispiel der Aufenthaltsdauer in der Klinik wurden sogar bessere Ergebnisse erzielt. Weitere Forschungsprojekte nehmen nun die Auswirkungen von HIPSTA auf die Versorgungsqualität sowie die subjektive Wahrnehmung und Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten genauer unter der Lupe.

 

Literatur

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