Heidelberg,
18
August
2021
|
14:14
Europe/Amsterdam

Das Universitätsklinikum und die Medizinische Fakultät Heidelberg trauern um Professor Dr. Wolfgang U. Eckart

Zusammenfassung

Der ehemalige Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin verstarb am 16. August 2021 nach langer schwerer Krankheit. Sein Tod wird an Klinikum und Fakultät und darüber hinaus eine große Lücke hinterlassen.

Das Universitätsklinikum und die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg haben einen großen Wissenschaftler, akademischen Lehrer und eine außergewöhnliche Persönlichkeit verloren. Professor Dr. Wolfgang U. Eckart, von 1992 bis 2017 Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin, ist am 16. August 2021 nach langer schwerer Krankheit mit 69 Jahren verstorben. Trotz seiner Erkrankung hat sich Prof. Eckart bis zuletzt mit herausragendem Engagement für die gesellschaftliche Diskussion schwieriger, medizingeschichtlicher und medizinethischer Fragen der Gegenwart eingesetzt. Unsere tiefe Anteilnahme gilt seiner Familie, Freunden und Bekannten.

Prof. Eckart galt als unerschrockener Aufklärer der Schattenseiten der Medizin und als „der“ Experte, wenn es um die Aufarbeitung der Medizin im Nationalsozialismus ging.

Speziell die Rolle der Universitätsmedizin als Vollzugsgehilfin des nationalsozialistischen Regimes arbeitete er über die Jahre akribisch auf. Trotz zahlreicher Widerstände hielt er an dieser Thematik fest, wofür er unter anderem 2016 mit dem Bundesversdienstkreuz geehrt wurde. Die Aufarbeitung der NS-Medizin sei als stete Mahnung nötig, kläre sie doch heutige Generationen darüber auf, dass und auf welche menschenverachtende Weise Ideologien von Ärzten aufgegriffen, radikalisiert und in eine tödliche Praxis umgesetzt wurden, hieß es damals in der Laudatio.

Im Bereich Medizinische Ethik galt sein besonderes Augenmerk dem ärztlichen Umgang mit Gewalterfahrung und Traumatisierung sowie der Palliativmedizin bzw. dem ärztlichen Umgang mit dem Sterben.

Als Initiator des Schulprojekts „Menschenwürde“ sensibilisierte er Oberstufenschüler für die belastenden Fragen rund um die Wahrung der Menschenwürde am Lebensanfang und am Lebensende.

Für die Lehre in seinem Fach ist besonders das Standardwerk der Medizingeschichte „Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin“ hervorzuheben, das aktuell bereits in der 8. Auflage vorliegt. In seinen Vorlesungen in meist überfüllten Hörsälen begeisterte er die Studierenden mit seinen spannenden und lebendigen Vorträgen. Nicht wenige besuchten seine Vorlesungen noch weit über ihr Studium hinaus – weil es Prof. Eckart gelang, Medizingeschichte abwechslungsreich und unterhaltsam zu präsentieren, ohne aber vor den schwierigen Themen halt zu machen.

Auch im Ruhestand blieb der Medizinhistoriker aktiv: Er war Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) in Halle (Saale), Mitinitiator der Vorlesungsreihe „Medizin am Abend“ von Klinikum und Rhein-Neckar-Zeitung und ein gern gesehener und geschätzter Ansprechpartner für nationale und internationale Medien, wo er als Experte aktuelle Themen geschichtlich einordnete. Beim SWR, wo er vor 30 Jahren erstmals als Studiogast aufgetreten ist, war Prof. Eckart noch vor wenigen Wochen zu hören, als es um die Geschichte von Pandemien und der Impfstoffentwicklung ging.

Der Tod von Professor Dr. Wolfgang U. Eckart wird am Universitätsklinikum Heidelberg und darüber hinaus eine große Lücke hinterlassen. Wir werden seine Verdienste stets in bester Erinnerung behalten.