Heidelberg,
10
April
2019
|
08:53
Europe/Amsterdam

Einzelfallentscheidung nach streng reguliertem Verfahren

Erstes Heidelberger Baby nach Präimplantationsdiagnostik (PID) geboren

Zusammenfassung

Kind und Eltern wohlauf | Universitätsklinikum Heidelberg eines von zwei Zentren für Präimplantationsdiagnostik in Baden-Württemberg | Institut für Humangenetik und Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen betreuen Paare gemeinsam

Am 22. März 2019 erblickte das erste Heidelberger Baby nach Präimplantationsdiagnostik (PID) mit einem geplanten Kaiserschnitt das Licht der Welt. Kind, Mutter und Vater sind wohlauf. Das Institut für Humangenetik und die Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen des Universitätsklinikums Heidelberg bilden gemeinsam das Heidelberger Zentrum für Präimplantationsdiagnostik, eines von zweien in Baden-Württemberg. In Deutschland gibt es insgesamt 20 solcher Zentren, die nach dem Embryonenschutzgesetz eine PID durchführen dürfen.

Dabei wird das Erbgut eines künstlich gezeugten Embryos untersucht, bevor dieser in die Gebärmutter eingepflanzt wird. Erlaubt ist dies nur in seltenen Ausnahmefällen, in denen entweder eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine schwerwiegende Erbkrankheit besteht oder für eine schwerwiegende Schädigung des Embryos, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Tot- oder Fehlgeburt führen wird.

"Im aktuellen Fall konnten wir der Familie viel Leid ersparen", sagt Prof. Dr. Claus R. Bartram, ehemaliger Geschäftsführender Direktor des Instituts für Humangenetik. Nach der Geburt eines gesunden Kindes erlitt die Frau mehrere Fehlgeburten in den vergangenen Jahren. Im Institut für Humangenetik konnte dann eine angeborene genetische Veränderung beim Ehemann diagnostiziert werden, die so genannte Translokation, bei der Stücke eines Chromosoms abgebrochen und an einem anderen Chromosoms angewachsen sind. "Für den Mann selbst hatte die genetische Veränderung keine Folgen. Es besteht jedoch ein hohes Risiko für Fehlgeburten, Totgeburten oder schwerste Behinderungen beim Kind", so Bartram.

Bevor eine PID durchgeführt wird, erfolgt eine ausführliche Beratung und Diagnostik des Paares am Zentrum für Präimplantationsdiagnostik. Sind nach Ansicht der Experten alle vom Gesetzgeber vorgegebenen Kriterien erfüllt, dann stellt das Paar bei der zuständigen Ethikkommission einen Antrag. Für das Heidelberger Zentrum ist diese bei der Landesärztekammer in Stuttgart angesiedelt. "Erst wenn diese Kommission zustimmt, können wir eine PID vornehmen", sagt Prof. Dr. Thomas Strowitzki, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen. "Das ist immer eine Einzelfallentscheidung."

Seit 1. September 2015 werden am Heidelberger Zentrum für Präimplantationsdiagnostik Paare beraten, bislang 129. Davon stellten 17 einen Antrag bei der Ethikkommission, der in allen Fällen genehmigt wurde. Bei 10 Frauen wurde eine PID durchgeführt, jetzt kam das erste Baby nach PID zur Welt. Das erste Kind nach PID in Deutschland wurde 2012 geboren.