Heidelberg,
02
Dezember
2020
|
11:25
Europe/Amsterdam

Forschungsförderung für Nachwuchswissenschaftlerin: Wie beeinflusst die Partnerschaft psychische Erkrankungen?

Zusammenfassung

Dr. Melanie Fischer, Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Heidelberg, erhält Margarete von Wrangell-Habilitationsstipendium / Förderung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg soll Frauen in der Wissenschaft stärken / Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung zur Paar-Interaktion sollen dazu beitragen, das familiäre Umfeld stärker in die Therapie einzubeziehen

Dr. Melanie Fischer, Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Heidelberg, hat ein Margarete von Wrangell-Habilitationsstipendium für Frauen erhalten. Mit dem Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm fördert das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft. Die Förderung umfasst drei Jahre, weitere zwei Jahre werden vom Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg finanziert. „Das Programm verbessert die Perspektiven von Frauen in der Wissenschaft. Wir gratulieren Dr. Melanie Fischer herzlich, sie hat sich mit einem hervorragenden Forschungskonzept in einem hochkompetitiven Vergabeverfahren durchgesetzt“, sagt Prof. Dr. phil. Beate Ditzen, Leiterin des Instituts für Medizinischen Psychologie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Dr. Melanie Fischer erforscht den Einfluss der Partnerschaft auf psychische Störungen: Wie beeinflussen die Interaktion miteinander und die gegenseitige Emotionsregulation die psychische Erkrankung eines Partners? Leidet ein Erwachsener an einer psychischen Erkrankung, liegt das Augenmerk der Forschung und Therapie bislang auf dem Individuum, das familiäre Umfeld findet wenig Beachtung; dies zu ändern, die Wissenschaftlerin und Therapeutin möchte mit ihrer Forschung dazu beitragen, dies zu ändern. Sie plant, sich zu diesem Thema an der Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Heidelberg zu habilitieren.

 

Im Fokus der Habilitationsarbeit: Paarinteraktion und Emotionsregulation bei Zwangsstörungen

„Psychische Störungen finden nicht im Vakuum statt, sondern sie beeinflussen Partnerschaft und Familie“, betont Fischer. „Andersherum hat auch der Partner Einfluss auf die psychische Störung.“ Im Fokus der Habilitationsprojekte von Dr. Fischer stehen Zwangsstörungen. „Bestimmte Verhaltensweisen des Partners können zunächst hilfreich sein, aber langfristig auch bei den besten Absichten eher kontraproduktiv wirken.“ Leidet etwa der eine Partner unter dem wiederkehrenden Zwangsgedanken, dass er schwer erkrankt, wenn er bestimmte Oberflächen berührt und wäscht sich in der Folge ständig die Hände, kann es zunächst entlastend wirken, wenn der andere ihm beruhigend zuspricht oder sogar ebenfalls bestimmte Handwasch-Rituale einhält. Langfristig ist dieses Verhalten jedoch häufig nicht hilfreich und verstärkt die Zwangsgedanken und -handlungen eher. „Oft hat eine Zwangsstörung die gesamte Familie ‚im Griff′. Hier brauchen viele Paare professionelle Hilfe, um gemeinsam diese Muster zu durchbrechen“, sagt Fischer.

Fischer untersucht in ihren Projekten die Interaktion zwischen den Partnern: Wie verändert sich die Stimme, wenn die Paare über ein emotional bedeutsames Thema sprechen? Die Frequenzen werden analysiert und zusätzlich werden Stresshormone im Speichel ermittelt. „Die Stimmfrequenz spiegelt die Stimmung. Der Gesprächspartner nimmt sie bewusst oder unbewusst wahr und reagiert darauf“, erläutert Fischer. Anhand dieser Methoden kann die emotionale Regulation unter den Partnern untersucht werden und Zusammenhänge mit dem Verhalten der Paare und den Symptomverläufen erkannt werden. Bei gesunden Paaren gelingt die Regulation von Emotionen im Beisein des Partners häufig problemlos. Bei psychischen Störungen gerät dieses Gleichgewicht oft aus dem Lot, aber wie genau sich einzelne Prozesse verändern ist noch unklar.

An ihrem Forschungsfeld begeistert Fischer die hohe Relevanz für den therapeutischen Alltag. „Die Erkenntnisse aus dieser Grundlagenforschung können in absehbarer Zeit bei der Therapie psychischer Erkrankungen helfen“, ist sie sich sicher. „Es geht darum, Belastungen der Partner aufzufangen und die Partner in die Therapie einzubeziehen.“

 

Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm

Als eine Investition in die Zukunft fördern das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) und der Europäische Sozialfonds (ESF) mit dem Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm für Frauen besonders qualifizierte Wissenschaftlerinnen, die eine Hochschullehrerinnenlaufbahn anstreben. Vorrangiges Ziel ist es, qualifizierte Wissenschaftlerinnen zur Habilitation zu ermutigen und sie dazu materiell in die Lage zu versetzen. Das Projekt dient der Gleichstellung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an den Hochschulen des Landes. Im Bereich besetzter Professuren findet sich nach wie vor eine deutliche Unterrepräsentanz von Frauen. Dem soll unmittelbar durch die Erhöhung der Anzahl der für solche Positionen qualifizierten Frauen und mittelbar durch den besonderen Vorbildcharakter, den diese für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Studierende haben, entgegengewirkt werden.

 

Weitere Informationen im Internet

Institut für Medizinische Psychologie

 

Kontakt

Dr. Melanie S. Fischer, M.A. Psych.
Akademische Mitarbeiterin
Institut für Medizinische Psychologie
Tel. +49 6221 56-7871
E-Mail: Melanie.Fischer@med.uni-heidelberg.de