15
November
2022
|
11:57
Europe/Amsterdam

GLAM on Tour: Sensible Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen

Zusammenfassung

Autorinnen und Autoren der Online-Enzyklopädie Wikipedia sind zu Gast im Museum Sammlung Prinzhorn  / Pressemitteilung der Universität Heidelberg

Mit dem Ziel, fundiertes Wissen über sensible Kunst – sogenannte Outsider Art – für eine breite Öffentlichkeit verfügbar zu machen, treffen sich am 19. November 2022 Wissenschaftler und Wikipedia-Autoren im Museum Sammlung Prinzhorn, einer Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg. Ehrenamtliche Autorinnen und Autoren können sich über Werke und Künstler informieren und sich mit den Fachleuten darüber austauschen. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projekts „GLAM on Tour“ statt, mit dem der Verein „Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens“ die Vernetzung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrichtungen auf lokaler Ebene unterstützt. Den Besuch initiiert hat der Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen“ (SFB 933) der Universität Heidelberg.

„Zwar steigt das Interesse an Outsider Art. Kunst von Psychiatrie-Erfahrenen ist aber immer noch ein Randthema in der Gesellschaft. Ihre Urheber werden nach wie vor durch abwertende Zuschreibungen von ‚Verrücktheit‘ oder ‚Wahnsinn‘ diskriminiert“, so Thomas Röske, Leiter des Museums Sammlung Prinzhorn. „Die Arbeit der Sammlung zielt darauf, die hier aufbewahrten Werke und die dahinterstehenden Künstlerinnen und Künstler besser zu verstehen. Anstelle ihrer Diagnosen interessiert uns, warum diese Menschen früher aus der Gesellschaft ,entfernt‘ wurden und welche Erfahrungen sich in den Werken spiegeln. Da es sich um inhaltlich besonders sensible Werke handelt, deren Entstehungskontext, die Psychiatrie, immer mitgedacht werden muss, spielt die enge Zusammenarbeit mit Autorinnen und Autoren von Wikipedia eine besondere Rolle“, so Thomas Röske.

Die Sammlung Prinzhorn ist ein Museum für Kunst von Menschen mit psychischen Ausnahme-Erfahrungen, die heute überwiegend der Outsider Art zugerechnet wird. Der historische Bestand der Sammlung umfasst rund 8.000 Zeichnungen, Aquarelle, Gemälde, Skulpturen, Textilien und Texte. Sie wurden zwischen 1840 und 1945 von Patienten psychiatrischer Anstalten geschaffen. Den größten Teil dieses Fundus hat Hans Prinzhorn (1886 bis 1933) während seiner Zeit als Assistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg zusammengetragen. Seit 1980 wächst die Sammlung erneut durch Kunst von Psychiatrie-Erfahrenen. Dieser neuere Bestand umfasst mittlerweile rund 32.000 Werke von mehr als 700 Künstlerinnen und Künstlern.

Der Besuch der „Wikipedianer“ im Museum Sammlung Prinzhorn ist die nunmehr dritte „GLAM on Tour“-Station, die der Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen“ im Rahmen seines Teilprojekts „Schrifttragende Artefakte in Neuen Medien“ mit der Wikimedia Deutschland organisiert. Im Jahr 2016 waren ehrenamtliche Autorinnen und Autoren zu Gast im Antikenmuseum der Universität Heidelberg, 2017 besuchten sie die Handschriften-Sammlung der Universitätsbibliothek Heidelberg. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des SFB 933 haben dabei auch Beiträge über ihre Forschungsobjekte verfasst, um sie einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Am Tag vor dem „GLAM on Tour“-Treffen im Museum Sammlung Prinzhorn – am 18. November – findet ein Workshop für Einsteiger statt. Dabei haben Universitätsangehörige, insbesondere auch Studierende, die Möglichkeit, das Arbeiten für Wikipedia kennenzulernen und erste eigene Beiträge für die Online-Enzyklopädie zu erstellen. Die gemeinsame Veranstaltung von Wikimedia Deutschland und dem Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen“ wird online von 14 bis 17 Uhr durchgeführt. Sie richtet sich an Personen, die keine oder wenig Erfahrung im Editieren von Wikipedia-Texten haben. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Interessierte können sich bis zum 17. November 2022 per E-Mail unter holger.plickert@wikimedia.de anmelden.

Weitere Informationen im Internet

Pressemitteilung der Universität Heidelberg