Heidelberg,
27
Oktober
2022
|
13:22
Europe/Amsterdam

Hilfe für Krebserkrankte mit Fatigue – neue Broschüre des NCT Heidelberg

Zusammenfassung

Viele Krebserkrankte leiden am chronischen Erschöpfungssyndrom Fatigue. Eine neu erschienene Broschüre des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg will die Fatigue allgemeinverständlich erläutern, Betroffene unterstützen und wichtige Ratschläge und Servicekontakte liefern /  Pressemitteilung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg.

Erarbeitet wurde das Heft von einer am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg angesiedelten Abteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), die das weit verbreitete Erschöpfungssyndrom erforscht. Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es, Fatigue besser zu verstehen und die Versorgung von Betroffenen zu verbessern. Sinnvoll sind beispielsweise regelmäßige Bewegung, psychosoziale Interventionen und eine an die Erschöpfung angepasste Tagesstruktur.

Fatigue ist ein häufiges und oft sehr belastendes Symptom während einer Krebserkrankung oder -behandlung, das manchmal noch Jahre nach Abschluss der Therapie anhält. Es bezeichnet eine extreme körperliche, emotionale oder geistige Erschöpfung, die nicht durch vorherige Anstrengungen ausgelöst wird. Das Erschöpfungssyndrom kann in Schwere und zeitlichem Verlauf sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.

Sabrina Scherbarth war als Patientin von Fatigue betroffen und beschreibt die Situation so: „Die bleierne Müdigkeit kam schleichend. Zunächst konnte ich noch Sport treiben. Mit jeder Chemo und Bestrahlung wurde es schwieriger, den Alltag zu bewältigen. Nach Abschluss der Therapie war der Tiefpunkt erreicht. Erst nach etwa einem dreiviertel Jahr wurde es besser und ging allmählich ganz weg. Dabei hat mir Sport sehr geholfen.“

Die biologischen Mechanismen, die zu Fatigue führen, sind noch weitgehend unklar. Es gilt aber als sicher, dass unterschiedliche Einflussfaktoren gleichzeitig eine Rolle spielen können. Am NCT Heidelberg untersucht Karen Steindorf, Leiterin der Abteilung Bewegung, Präventionsforschung und Krebs am DKFZ, die Ursachen, potenzielle Subtypen und Therapieoptionen bei Fatigue. In den vergangenen Jahren hat ihr Team zu einem besseren Verständnis der Fatigue und effektiven Behandlungsansätzen beigetragen, die Patienten zugutekommen.

Karen Steindorf erläutert: „Wir haben viele neue Erkenntnisse über Fatigue gewonnen, unsere Untersuchungen in der Praxis zeigen aber auch, dass noch viel getan werden muss, um eine gute Versorgung im klinischen Alltag in Deutschland zu integrieren.“ Obwohl Fatigue so häufig ist, wissen viele Betroffene wenig darüber und fühlen sich mit ihren Problemen und Sorgen alleine. Frühzeitige Hilfe bietet in dieser Situation die jetzt neu erschienene Informationsbroschüre, die Fatigue allgemeinverständlich erläutert und wichtige Ratschläge liefert. Außerdem führt die neue Publikation viele Servicekontakte und Unterstützungsangebote auf. Die Fatigue-Broschüre ist im NCT Heidelberg erhältlich und steht zum Download als PDF-Dokument bereit: www.nct-heidelberg.de/informationsmaterial.

Weitere Informationen zu Studien

Die CarpeDiem-Studie konnte Machbarkeit und Nutzen einer Informationsbroschüre zu Fatigue für betroffene Patienten belegen: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35147759
In der MERLIN-Studie, gefördert aus dem Projekt 'Spenden gegen Krebs' am NCT Heidelberg, untersucht das Team ab Ende 2022, wie ein effektives Fatigue-Screening aufgebaut sein sollte: http://merlin.dkfz.de
Das LIFT-Projekt, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, untersucht seit 2021 die Fatigue-Versorgung in Deutschland aus Sicht der Patient:innen, des medizinischen Fachpersonals und der Institutionen mit dem Ziel, konkrete Ansatzpunkte für Verbesserungen aufzuzeigen: www.dkfz.de/de/lift/index.html

Vor dem Hintergrund, dass insbesondere psychosoziale Interventionen und körperliche Aktivität bei Fatigue wirksam sind, erforschen die BENEFIT- und die EFFECT-Studie, letztere mit Förderung der EU-Kommission, Sport-Interventionen gegen Fatigue:

Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe. Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention. Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den fachübergreifende Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit. Seit 2015 hat das NCT Heidelberg in Dresden einen Partnerstandort. In Heidelberg wurde 2017 das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) gegründet. Die Kinderonkologen am KiTZ arbeiten in gemeinsamen Strukturen mit dem NCT Heidelberg zusammen.

https://www.nct-heidelberg.de/

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