Heidelberg,
21
April
2023
|
11:52
Europe/Amsterdam

Qualität bestätigt: Mehr Expertise für Infektionen am Krankenbett

Zusammenfassung

Zentrum für Infektiologie am Universitätsklinikum Heidelberg von Deutscher Gesellschaft für Infektiologie zertifiziert / Infektionsexperten unterstützen Behandlungsteams bei schwer zu bekämpfenden Infektionen, Befall mit ungewöhnlichen Erregern, unklarer Diagnose / Interdisziplinäre Betreuung im Rahmen von gemeinsamen Visiten, Konsilen oder „Boards“ führt schneller zu Diagnose und passender Therapie und kann Liegezeit verkürzen

Mehr als „nur“ Diagnostik: Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) hat das Zentrum für Infektiologie am Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) für seine Beratungs- und Unterstützungsangebote rund um die Versorgung von stationären und ambulanten Patientinnen und Patienten mit schwierigen Infektionen ausgezeichnet. Damit ist die Einrichtung nun nach den Qualitätskriterien der Fachgesellschaft als „Zentrum für Infektiologie (DGI)“ zertifiziert. Voraussetzung für die Zertifizierung waren insbesondere die Mitbetreuung von Patienten durch die Infektionsexperten des Zentrums, die umfassende Beratung in Form von Konsilen, gemeinsamen Visiten und „Boards“ sowie die Umsetzung und Erarbeitung von Schulungen und Behandlungsleitlinien.

Die Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten sind interdisziplinäre Routine am UKHD. Mehr als 240.000 Proben jährlich und bis 1.000 Proben pro Tag werden vom Team der Abteilung Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Zentrum für Infektiologie bakteriologisch untersucht, Erreger diagnostiziert und entsprechende Therapieempfehlungen an die Behandlungsteams in den Kliniken gegeben. Darüber hinaus mangelt es nicht an infektiologisch „schwierigen Fällen“: Patientinnen und Patienten, bei denen der Erreger nicht bestimmt werden kann, die Therapie trotz passender Diagnose nicht greift, sich zum Beispiel immer wieder Bakterien im Blut finden oder die Infektion nicht abklingt. Dazu kommen Infektionen mit ungewöhnlichen Erregern, die nur bei sehr geschwächten Menschen zu Infektionen führen, in Deutschland selten vorkommen oder per se schwer zu behandeln sind.

„Bei komplexen oder seltenen Krankheitsbildern sind die Mitbeurteilung und Betreuung durch speziell ausgebildete Infektiologinnen und Infektiologen ein großer Gewinn. Wir sind geschult darin, aus Vorgeschichte und Krankenverlauf Rückschlüsse zu ziehen, die relevant für die weitere Therapie sein könnten“, sagt Privatdozentin Dr. Claudia Denkinger, Leiterin der Sektion Infektions- und Tropenmedizin am Zentrum für Infektiologie, die den Zertifizierungsprozess initiierte. „Bei ungewöhnlichen Infektionsverläufen oder Erregern ist es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen.“

Eine Möglichkeit der Mitbetreuung von Patienten der verschiedenen Stationen sind gemeinsame Visiten oder Konsildienste. Während die Visiten in den verschiedenen Bereichen z.B. wöchentlich angesetzt sind, finden die Konsile auf Anfrage statt, derzeit sind es rund 100 pro Monat. Dafür kommt Dr. Elham Khatamzas, Oberärztin der Sektion Infektions- und Tropenmedizin, auf die Station und macht sich im Austausch mit Patienten und Behandlungsteam ein eigenes Bild, aus dem sie eine Differentialdiagnose und Therapieempfehlung ableitet. „Von unserer Arbeit profitieren vor allem die 10 Prozent der Patienten mit Infektion, bei denen die üblichen Diagnose- und Therapiemaßnahmen nicht greifen. Werden wir rechtzeitig hinzugerufen, können wir dem Patienten meist Komplikationen und einen längeren Krankenhausaufenthalt ersparen“, sagt sie.

Zusätzlich beteiligt sich das Team um Dr. Denkinger an krankheitsbezogenen Fallkonferenzen, sogenannten Boards. In diesen regelmäßig stattfindenden, interdisziplinären Runden besprechen Expertinnen und Experten der verschiedenen Bereiche Patientinnen und Patienten mit schwierigen Infektionen zum Beispiel der Herzklappen, Tuberkulose oder infizierten chronischen Wunden. „Unser Ziel sind gemeinsame Versorgungskonzepte. Ein aktuelles Beispiel ist die `Ambulantisierung´ der bisher nur stationär durchgeführten intravenösen Antibiotikatherapie“ erläutert Denkinger. „Unter engmaschiger Kontrolle der Infektiologin müssen die Patienten nicht mehr stationär aufgenommen werden, sondern nur zu wöchentlichen Kontrollen in die Ambulanz kommen, während sie die Antibiotika unter fachgerechter Anleitung zu Hause einnehmen. Das spart den Patientinnen und Patienten im Durchschnitt einen zehntägigen Klinikaufenthalt.“

Bei allen Angeboten arbeitet das Team eng mit den Abteilungen der Fachkliniken, den Abteilungen Medizinische Mikrobiologie und Hygiene sowie für Virologie am Zentrum für Infektiologie und der Apotheke des UKHD zusammen. Gemeinsam mit Teams der Medizinischen Klinik IV für Gastroenterologie, Infektiologie und Vergiftungen sowie der Thoraxklinik am UKHD entwickeln die Infektiologen um Dr. Denkinger außerdem ein Curriculum für die neue Facharztweiterbildung für Innere Medizin und Infektiologie. Sie wird Ärztinnen und Ärzten in der Ausbildung das passende Handwerkszeug unter anderem zum sachgemäßen Einsatz von Antiinfektiva und zur Behandlung komplexer Infektionen vermitteln. Auch dieses Angebot ist ein wichtiger Aspekt der Zertifizierung.

Kontakt

Privatdozentin Dr. Claudia Denkinger
Leiterin der Sektion Infektions- und Tropenmedizin
Zentrum für Infektiologie am UKHD
E-Mail: Claudia.Denkinger@uni-Heidelberg.de
Tel.: 06221 56-2299