Heidelberg,
18
Oktober
2022
|
08:24
Europe/Amsterdam

Trauma und Kultur im deutsch-chinesischen Vergleich

Interdisziplinäre Fachtagung am Universitätsklinikum Heidelberg

Zusammenfassung

Öffentliche Vorträge der Deutsch-Chinesischen Alumni-Netzwerke am 27. und 28. Oktober / Natur- und Geisteswissenschaftler referieren über psychische und gesellschaftliche Traumata im interkulturellen Vergleich / Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung erforderlich

Erfahrungen von Gewalt, Krieg, Pandemien oder Naturkatastrophen – einschneidende Erlebnisse können sowohl einzelne Personen als auch ganze Gesellschaften traumatisieren. „Ihre Bewältigung kann Jahre und Generationen in Anspruch nehmen und individuelle Persönlichkeiten wie auch gesellschaftliche Entwicklungen nachhaltig beeinflussen“, so Professor Hans-Christoph Friederich, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD). Doch unterscheiden sich die Bewältigungsstrategien für Traumata in verschiedenen Kulturkreisen? Dem deutsch-chinesischen Vergleich beim Wechselspiel zwischen Trauma und Kultur widmen sich nun Expertinnen und Experten aus Natur- und Geisteswissenschaften im Rahmen der diesjährigen Fachtagung der Deutsch-Chinesischen Alumni-Netzwerke (DCHAN) am 27. und 28. Oktober am UKHD.

Referenten aus Frankfurt, Heidelberg und Berlin beleuchten in Fachvorträgen den Trauma-Begriff zunächst aus klinisch-psychologischer Perspektive. Darauf aufbauend werden aus historisch-philosophischer und soziologischer Perspektive die Bewältigungsstrategien gesellschaftlicher Traumata in Deutschland und China verglichen und deren Einfluss auf die jeweiligen gesamt-gesellschaftliche Entwicklungen in diesen Ländern diskutiert.

Die Vorträge im Rahmen der Fachtagung sind öffentlich, die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

Anmeldung und wichtige Informationen

Ort: Hörsaal der Klinik für Psychiatrie am UKHD, Voßstraße 4, 69115 Heidelberg

Datum: Vorträge am 27. Oktober, 18.15 bis 19.30 Uhr sowie Freitag, 28. Oktober, 9.00 Uhr bis 13.00 Uhr

Vortragsprogramm: Das Programm mit allen Referenten ist online verfügbar.

Anfahrt: Hinweise zur Anfahrt und Parken

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich: Jie.Hick@med.uni-heidelberg.de

Es gelten die tagesaktuellen Hygienevorschriften des Landes Baden-Württemberg und des Universitätsklinikums Heidelberg. Derzeit: 3G-Nachweis und FFP2-Maskenpflicht.

Bitte vor Besuch die aktuellen Corona-Hinweise und tagesaktuellen Informationen auf der Homepage der Veranstaltung beachten.

Mit einem umfassenden Hygienekonzept ist gewährleistet, dass die Veranstaltung für alle Teilnehmenden sicher und den aktuellen Corona-Regelungen entsprechend durchgeführt werden kann.

Trauma – Kultur, Individuum und Gesellschaft

Klinische Traumata sind schwerwiegende psychische Belastungen in der Folge des Erlebens einer existenziellen Bedrohung, unter denen Betroffene stark leiden. „Trauma-Patientinnen und -Patienten haben eine eigene Hilfs- oder Wehrlosigkeit intensiv erfahren. Diese Erfahrungen führen zu einer tiefgreifenden und bleibenden Erschütterung des Selbst- und Weltbildes,“ sagt Professor Jonas Tesarz, Geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am UKHD. Schlafstörungen, wiederkehrende Angstzustände oder auch depressive Symptome können die Folge sein. „In der Behandlung wird gemeinsam mit den Betroffenen eine neue persönliche Bewertung der Erfahrungen erarbeitet und versucht, das Erlebte hinter sich zu lassen“, sagt Tesarz. Hier zeigen sich deutliche interkulturelle Unterschiede, beispielsweise im jeweiligen persönlichen Bezugs- und Wertesystem der Betroffen. Wird beispielsweise im westlichen Kulturraum immer wieder der Begriff von „persönlichen Wachstum“ als eine wichtige mögliche Bewältigungsstrategie traumatischer Erlebnisse genannt, steht in anderen Kulturkreisen mehr die Funktion des Individuums für die Gesellschaft im Vordergrund.

Der Begriff des Traumas wurde aber auch auf gesellschaftliche und historische Entwicklungen übertragen. „Viele traumatisierende Ereignisse betreffen nicht einzelne Personen, sondern weite Teile einer Gesellschaft, die in der Folge ein Trauma teilen. Das ist beispielsweise bei Kriegen oder Naturkatastrophen der Fall“, so Tesarz. Die Gesellschaft als Ganzes kann dann über Generationen durch diese Erfahrungen geprägt sein. Auch die Bewältigung gesellschaftlicher Trauma-Folgen ist interkulturellen Unterschieden unterworfen. Das zeigt sich beispielsweise daran, welche Themen gesellschaftlich tabuisiert und ausgeblendet werden, und welche akzeptiert und diskutiert werden können.

Ziel der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Fachtagung ist, die unterschiedlichen fachlichen Perspektiven von Philosophie, Geschichte, Soziologie, Medizin und Psychologie in Bezug auf den Begriff Trauma zusammenzuführen und dabei die Besonderheiten in China und Deutschland herauszuarbeiten. „Ein solcher interfachlicher Austausch ist wichtig, um Einflussfaktoren auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die gesellschaftliche Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen besser zu verstehen“, sagt Prof. Friederich.

Über die Fachtagung

Die Veranstaltung ist Teil der Deutsch-Chinesischen Alumnifachnetzwerke (DCHAN 2.0) in einer Kooperation der DCHAN-Fachnetze „Psychosomatische Medizin & Psychotherapie" (DCAPP) der Universitätskliniken Heidelberg und Freiburg, „Urbanisierung und Stadtentwicklung“ (URBANI[XX]) des China Centers der TU Berlin und „Geistes- und Sozialwissenschaften“ („Good Life“) des Instituts für Philosophie der FU Berlin.

Weitere Informationen im Internet

Veranstaltungsseite

Deutsch-Chinesische Alumnifachnetzwerke (DCHAN)

DCHAN-Fachnetze „Psychosomatische Medizin & Psychotherapie"

DCHAN-Fachnetzwerk „Urbanisierung und Stadtentwicklung“

DCHAN-Fachnetzwerk „Geistes- und Sozialwissenschaften“

Kontakt

Professor Jonas Tesarz
Geschäftsführender Oberarzt,
Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg
Gesamtkoordinator, Fachnetzwerk „Psychosomatische Medizin & Psychotherapie“ (DCAPP)
der Deutsch-Chinesischen Aumnifachnetzwerke (DCHAN)
E-Mail: jonas.tesarz@med.uni-heidelberg.de