Heidelberg,
26
September
2019
|
14:11
Europe/Amsterdam

Vollübung Bioterrorismus: Heidelberger Rechtsmediziner Dr. Bux vor Ort

Großeinsatz des Sondereinsatzkommandos, Zugriff, die Entdeckung eines Biolabors, Verhaftung eines mutmaßlichen Attentäters und schließlich der Fund einer Leiche, die in Wirklichkeit eine Puppe ist: Bei der „Behördenübergreifenden Vollübung zur Bewältigung einer bioterroristischen Bedrohungslage“ am 26. September 2019 in Mannheim war auch ein Heidelberger Rechtsmediziner vor Ort. Dr. Roman Bux, Oberarzt am Institut für Rechtsmedizin und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg, hat im Gebläseschutzanzug die komplizierte Probennahme an einer möglicherweise mit Biowaffen kontaminierten „Leiche“ simuliert.

 

Warum musste bei der Übung neben SEK, LKA, Feuerwehr und Rettungsdiensten auch ein Rechtsmediziner vor Ort sein?

Bux: „Weil eine ,Leiche‘ gefunden wurde, die Anzeichen für einen nicht natürlichen Tod zeigte! Nach Leichenschau durch einen Arzt und ersten Ermittlungen entscheidet üblicherweise die Staatsanwaltschaft, ob eine gerichtliche Obduktion beim Ermittlungsrichter beantragt wird. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft wird dann durch den Dienstarzt des Instituts für Rechtsmedizin eine Leichenschau am Ereignisort durchgeführt. Im nächsten Schritt folgt die innere Leichenschau in einem der bundesweit 41 Institute für Rechtsmedizin.“

Was sind die Schwierigkeiten, wenn man in einem Gebläseschutzanzug arbeiten muss?

Bux: „Gebläseschutzanzüge bieten einen guten Schutz vor gefährlichen Krankheitserregern, wie sie im Rahmen eines bioterroristischen Anschlags verwendet werden könnten. Allerdings schränken sie die Bewegungsfreiheit schon deutlich ein und das Gebläse, das sich im Inneren des Anzugs recht laut anhört, erschwert die Verständigung. Das war spannend, denn wir waren ein ganzes Team von Experten, die unter unterschiedlichen Gesichtspunkten Proben nehmen mussten. Ich persönlich muss mich außerdem immer wieder daran gewöhnen, dass man durch die mehreren übereinander getragenen Handschuhe kaum Gefühl in den Fingern hat - und dies ausgerechnet in Situationen, in denen man äußerst ungern Fehlgriffe macht.“

Warum mussten bei der Übung viele verschiedene Experten gleichzeitig Spuren sichern?

Bux: „Das hängt damit zusammen, dass sowohl Asservate für kriminaltechnische Untersuchungen – etwa Fingerabdrücke oder Faserspuren – gesichert werden mussten, als auch Proben, die eine Erregerdiagnostik erlauben, weshalb z. B. auch Experten des Robert-Koch-Instituts vor Ort waren. Generell ist die Sicherung biologischer Spuren an Tatorten jedoch eine Domäne der Rechtsmedizin.“

Wo sehen Sie die größte Herausforderung einer solchen Übung?

Bux: „Die größte Herausforderung einer derartigen Übung und zugleich ihr größter Nutzen liegt meiner Auffassung nach darin, dass viele Experten ganz unterschiedlicher Fachrichtungen, teilweise auch von Organisationen, Dienststellen und Behörden, die sonst oft nur wenig miteinander zu tun haben, zusammenarbeiten müssen. Es kommt darauf an, schnelle Entscheidungen zu treffen, sich gegenseitig zu unterstützen und dennoch die originäre eigene Aufgabe nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade während der Vorbereitung einer Übung entstehen Kontakte, die im Ernstfall sehr hilfreich sein können.“

Hatten Sie in Ihrer Laufbahn schon einmal mit Biowaffen zu tun?

Bux: „Am intensivsten habe ich mich mit derartigen Kampfstoffen während meiner Armeezeit und meiner Dienstzeit bei der Feuerwehr beschäftigt, mit einer realen Einsatzsituation war ich bisher nicht konfrontiert.“

Weitere Informationen zur „Behördenübergreifenden Vollübung zur Bewältigung einer bioterroristischen Bedrohungslage“ finden Sie auf der Homepage des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg. 

Informationen über das Institut für Rechtsmedizin und Verkehrsmedizin Heidelberg 

 

Weitere Informationen

Pressemitteilung des Landeskriminalamt Baden-Württemberg