Heidelberg,
03
November
2020
|
14:23
Europe/Amsterdam

„Wir sind vorbereitet“

Zusammenfassung

Kliniken der Metropolregion Rhein-Neckar koordinieren sich bei der Versorgung von Covid-Patienten / Zentrale Koordinierungsstelle am Universitätsklinikum Heidelberg angesiedelt / Ansteckungsrisiko in den Kliniken minimal dank bewährter Hygienekonzepte / Unterstützung von Bevölkerung und Politik unverzichtbar

Gemeinsame Pressemeldung Universitätsklinikum Heidelberg, Agaplesion Bethanien Krankenhaus Heidelberg, Krankenhaus Salem der Evangelischen Stadtmission Heidelberg gGmbH, GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH

Die rapide ansteigenden Infektionszahlen stellen die Kliniken der Metropolregion Rhein-Neckar in den kommenden Wochen vor große Herausforderungen. Bei der zweiten Pandemiewelle können die Häuser jedoch auf Erfahrungen und bewährte Konzepte aus den vergangenen Monaten zurückgreifen. Die zentral koordinierte Zusammenarbeit zur Versorgung von Covid-19-Patienten im Rhein-Neckar-Kreis, Notfallkonzepte und Maßnahmen des Infektionsschutzes stellten Klinikvertreter aus Heidelberg und der Region bei einer Pressekonferenz am 3. November 2020 in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg vor. Eines betonten alle Anwesenden: Ohne das anhaltende Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Unterstützung durch Bevölkerung und Politik geht es nicht.

„In den nächsten Wochen werden wir voraussichtlich mehr Covid-Patienten aufnehmen müssen als im Frühjahr, aber wir sind gut vorbereitet“, betonte Prof. Dr. Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD). Man wisse inzwischen deutlich mehr über

Krankheitsverlauf und Therapie, es gebe derzeit ausreichend Schutzausrüstung und Medikamente, die Strukturen und Maßnahmen zum Infektionsschutz in den Kliniken hätten sich bewährt. Die Zusammenarbeit der 17 Kliniken in und um Heidelberg funktioniere hervorragend. „Aber es werden erneut große personelle und finanzielle Belastungen auf uns zukommen. Wir hoffen, dass wir damit nicht allein gelassen werden“, so Autenrieth.

Den Ernst der Lage schilderte Prof. Dr. Klaus Heeg, stellvertretender Sprecher des Zentrums für Infektiologie am Universitätsklinikum Heidelberg und Leiter der Corona-Taskforce: „Es erkranken, anders als über die Sommermonate, aktuell wieder mehr ältere Patienten über 60 Jahren an Covid-19, die deutlich häufiger und länger stationär versorgt werden müssen als jüngere Betroffene. Bis der von Bund und Ländern verhängte Lockdown in zwei Wochen greift, werden die Patientenzahlen weiter stark ansteigen.“ Trotzdem müsse niemand eine Behandlung in der Klinik aus Angst vor Ansteckung aufschieben: „Alle Kliniken betreiben einen großen Aufwand zur Minimierung des Ansteckungsrisikos. Patienten, die zu Präventions- oder Behandlungszwecken kommen, können sich sicher fühlen.“

Prof. Dr. Jürgen Bauer, Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien Krankenhaus Heidelberg, lobte die enge Abstimmung und den regelmäßigen Austausch der Kliniken untereinander: „Eine Pandemie lässt sich nur gemeinschaftlich bewältigen. In der Rhein-Neckar-Region befinden wir uns in der komfortablen Situation, auf eine sehr leistungsstarke Gesundheitsinfrastruktur mit hoher Klinikdichte und vielfältigen Kooperationen zurückgreifen zu können. Dies haben wir genutzt und institutionsübergreifend strukturgebende Lösungen erarbeitet.“ Bester Beleg hierfür ist die Covid-19-Koordinierungsstelle unter Leitung des Universitätsklinikums. Sie dient als zentrale Anlaufstelle für einen bedarfsentsprechenden Umgang mit Covid-19-Patienten, die stationär aufgenommen werden. In Echtzeit haben die Ärztinnen und Ärzte mittels einer Software den Überblick, wo im Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg welche Kapazitäten vorhanden sind und in welchem Krankenhaus der Patient schnell und bestmöglich versorgt werden kann. „So können Kliniken, die im Krisenfall an die Belastungsgrenze kommen, effizient entlastet werden“, sagte Prof. Dr. Erik Popp, Sektionsleiter Notfallmedizin am UKHD.

Auch die Bevölkerung ist gefordert, die gemeinsame Anstrengung mitzutragen. „Wir sind in unseren Bemühungen auf die Kooperation und Disziplin der Patienten und Besucher angewiesen. Bitte halten Sie sich an die Regeln der Kliniken und halten Sie auch im privaten Umfeld das Ansteckungsrisiko gering. Dies ist vor dem Hintergrund bedeutsam, dass die Kliniken wenig Puffer in der Personalbesetzung haben. Um die Krankenversorgung aufrecht erhalten zu können, muss es uns insofern gelingen, die Mitarbeitenden bestmöglich vor Infektionen und positiven Kontakten zu schützen“, appellierte Dr. Moritz von Frankenberg, Ärztlicher Direktor Krankenhaus Salem der Evangelischen Stadtmission Heidelberg gGmbH. Edgar Reisch, Pflegedirektor am Universitätsklinikum Heidelberg, ergänzt: „Nicht nur für die Bevölkerung ist das Jahr 2020 in Bezug auf Corona ein `Langstreckenlauf`. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kliniken haben bereits Enormes geleistet und ein Ende ist noch nicht in Sicht – dieser Langstreckenlauf kann nur gemeinsam gut gelingen. Wir hoffen auch bei der zweiten Pandemiewelle auf Wertschätzung und Verständnis der Patienten, Angehörigen und der Bevölkerung insgesamt, insbesondere, wenn es aufgrund der Arbeitsbelastung und geänderter Abläufe zu Wartezeiten oder durch die Hygienevorgaben zu zusätzlichem Aufwand kommt.“

Wichtig ist es allen Beteiligten auch zu betonen, dass die Vernetzung untereinander die Kräfte der Häuser bündele und man somit befähigt sei, die Behandlungslage eigenverantwortlich zu steuern. Rüdiger Burger, Geschäftsführer GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH, führte aus: „Bundesweit definierte Freihaltepauschalen sehen wir aktuell für die kommenden Monate nicht als zielführend. Idealerweise können wir individuell und flexibel auf Behandlungsbedarfe und Belegungssituationen reagieren. Die GRN-Kliniken haben sich aktuell gegen eine generelle Reduzierung von Operationen und Eingriffen ausgesprochen. Unsere Devise ist es, Patienten, bei denen eine Behandlung erforderlich ist, nicht erneut wie im Frühjahr heimzuschicken, sondern ordentlich zu behandeln, solange uns das möglich ist. Der regelhafte Betrieb geht also weiter, so lange es vertretbar ist.“ Katrin Erk, Kaufmännische Direktorin UKHD: „An dieser Stelle möchten wir gerne der Politik dafür danken, wie unbürokratisch die Regelungen des finanziellen Corona-Ausgleichs von Bund und Land im Frühjahr geschaffen wurden. Die daraus resultierende Planungssicherheit war in den vergangenen Monaten Voraussetzung für unseren Klinikbetrieb und die Fortführung von laufenden Zukunfts-Projekten. Da die Bundesregelungen bisher am 30. September 2020 endeten und noch keine Entscheidung über eine Nachfolge getroffen wurde besteht für die weitere finanzielle Absicherung der Kliniken dringender Handlungsbedarf und der Wunsch nach einer finanziellen Bundesregelung, so dass wir Kliniken nicht in monetäre Engpässe kommen.“