DaVinci®-Operationstechnik

Urologische Klinik

minimal-invasiv

Erklärung

"DaVinci" steht für die modernste Entwicklung auf dem Gebiet der minimal-invasiven Chirurgie. Damit können schonende Bauchspiegelungsoperationen (Laparoskopie) mit hochauflösender 3-dimensionaler Präzision vorgenommen werden.

Die Urologische Universitätsklinik Heidelberg hat die DaVinci®-Operationstechnik bereits im Jahr 2004 erfolgreich eingeführt und verfügt damit auf diesem Gebiet über die längste Erfahrung in Deutschland. Seither ist die radikale Entfernung der Prostata mittels DaVinci® als Standardtherapie in der täglichen klinischen Anwendung etabliert.

Weitere Krankheitsbilder, die mittlerweile an unserer Klinik minimal-invasiv mit dem DaVinci®-System behandelt werden, sind bösartige Blasen- und Nierentumore, die Blasensenkung der Frau sowie die Nierenbeckenabgangsenge.

Entsprechend ihrem medizinischen Versorgungsauftrag sind an der Urologischen Universitätsklinik Heidelberg auch bei Anwendung des DaVinci®-Systems alle Behandlungskosten sowohl durch die gesetzlichen als auch die privaten Krankenkassen vollständig gedeckt; eine weitere Zuzahlung durch die Patienten selbst ist damit nicht notwendig.

Grundlage der DaVinci-®Operationstechnik ist die präzise Übertragung der Hand- und Fingerbewegungen des Operateurs auf die Operationsinstrumente. Daher ist der häufig gebrauchte Begriff "robotische Chirurgie" genau genommen nicht korrekt. Vielmehr handelt es sich um einen computerisierten Telemanipulator, der nach dem sog. "master-slave Prinzip" arbeitet. Die hierbei zur Anwendung kommenden Sicherheitsstandards sind durchaus mit denen der Flugzeugindustrie vergleichbar.

Wie bei konventionellen Bauchspiegelungseingriffen werden auch bei der DaVinci®-Technik die Instrumente über kleine Hülsen, die etwa den Durchmesser eines Füllfederhalters haben, in den Bauchraum eingebracht. Darüber hinaus hat DaVinci® mehrere Vorteile gegenüber der konventionellen Laparaskopie. Die DaVinci®-Instrumente verfügen über kleine mechanische Handgelenke, die man in ihrer Feinheit und Beweglichkeit schon fast als technische Wunder bezeichnen kann. Tatsächlich werden an sie in 7 Freiheitsgraden exakt die Bewegungen der Finger und Hände des Operateurs übertragen, der das Operationsfeld über eine dreidimensionale Optik mit der Möglichkeit der stufenlosen Vergrößerung einsieht. So ist er in der Lage auch feinste Strukturen, wie z.B. Nervenbündel und kleine Gefäße, sicher zu identifizieren um genau, gewebeschonend und mit minimalen Blutverlust zu operieren.

Die entsprechend für die Patienten selbst wahrnehmbaren Vorteile sind:

  • die schnelle schmerzfreie postoperative Erholung
  • der kurze stationärer Aufenthalt im Krankenhaus
  • das gute kosmetische Ergebnis
  • die exakte Schonung der Erektionsnerven bei potenzerhaltenden Operationen

Aus diesen Gründen gehört in den USA die DaVinci®-Technik schon zum OP-Alltag vieler bekannter Krankenhäuser. So wird dort nahezu jede dritte Prostatakrebs-Operation mit diesem System ausgeführt. In Europa und Deutschland gibt es auf Grund der hohen Anschaffungs- und Betriebskosten nur wenige urologisch genutzte Systeme.

 

Die komplette Entfernung der Prostata bei Prostatakrebs (radikale Prostatektomie) ist heute die am häufigsten durchgeführte Operation, bei der das DaVinci®-System zur Anwendung kommt.

Bei der an unserer Klinik entwickelten Technik werden im ersten Schritt die lokalen Lymphdrüsen der Prostata präzise entfernt. Die Lymphdrüsen werden bereits während der Operation feingeweblich untersucht ("Schnellschnitt") um den Befall durch Tumorzellen auszuschließen.

In standardisierten Schritten wird dann die Prostata von der Blase getrennt, anschließend unter Erhalt der Erektionsnerven aus ihrem bindegewebigen Bett gelöst und schließlich unter sorgfältiger Schonung des Schließmuskels von der Harnröhre abgesetzt. Nachdem die Prostata in einem kleinen sogenannten Bergebeutel untergebracht ist, wird durch eine feine fortlaufende Naht die Blase mit der Harnröhre verbunden. Am Ende der Operation wird der Bergebeutel mit der Prostata aus dem Bauchraum entfernt und das intakte Präparat dem Pathologen übergeben.

Der eigentlichen Operation schließt sich ein zirka dreistündiger Aufenthalt im sog. Aufwachraum an, wo Anästhesisten nach der Narkose Atmungs- und Herz-Kreislauffunktionen überwachen und medikamentös die Schmerzfreiheit sicher stellen.

Bei problemlosen Verlauf wird der Patient anschließend auf die Normalstation zurück verlegt, wo er abends von seinen Angehörigen besucht werden kann. Die Mobilisierung (aufstehen, selbstständiges Waschen) beginnt am nächsten Tag (1. postoperativer Tag). Zirka am 4./5. postoperativen Tag wird die Dichtigkeit der Verbindung von Harnröhre und Blase geprüft und danach die Entlassung geplant.

Bei Blasentumoren, die die Grenze der Schleimhaut überschritten haben muss gegebenenfalls die Blase und ihre lokalen Lymphdrüsen komplett entfernt werden. Die sorgfältige Entfernung der Lymphdrüsen ist wesentlicher Bestandteil der Operation und hat einen gesicherten Einfluss auf das Überleben der Patienten. An spezialisierten Zentren kann auch diese Operation mittlerweile minimal-invasiv mit dem DaVinci®-System durchgeführt werden.

Nach der Entfernung der Lymphdrüsen und der Harnblase über einen kleinen Hautschnitt, wird über den selben Zugang nach Möglichkeit eine neue Blase aus Darm geformt und mit der Harnröhre oberhalb des erhaltenen Schließmuskels verbunden.

Die Dauer des postoperativen Aufenthaltes wird ganz wesentlich von dem Allgemeinzustand des Patienten und seiner eventuellen Begleiterkrankungen bestimmt. Häufig ist eine Entlassung zwischen dem 8. und 10. postoperativen Tag möglich.

An der urologischen Universitätsklinik Heidelberg wurde im Jahr 2006 die erste Operation dieser Art in Deutschland durchgeführt. Ebenso führte im November 2008 ein Team der Heidelberger Universitätsklinik unter Leitung von Professor Markus Hohenfellner die erste komplette Entfernung der Harnblase in Russland durch.

DaVinci-Operation zur Korrektur der Blasensenkung

Bei Blasentumoren, die die Grenze der Schleimhaut überschritten haben muss gegebenfalls die Blase und ihre lokalen Lymphdrüsen komplett entfernt werden.

Weitere Anwendungen des Operationsroboters (DaVinci®)

  • Da-Vinci®-Nierentumorenukleation (Nierenerhaltendetumorchirurgie) bei Nierenkrebs
  • Da-Vinci®-Nierenbeckenplastik bei Nierenbeckenabgangsstenose
  • Da-Vinci®- Kolposuspension bei Harninkontinenz (Blasenschwäche)
  • Da-Vinci®-Sakrokolpopexie bei Gebärmuttersenkung
  • Da-Vinci®-Prostataadenomenukleation

 

Entsprechend ist die Heidelberger Urologie eines der europäischen Kompetenzzentren, in dem Operateure aus anderen nationalen und internationalen Kliniken ausgebildet wurden und werden.