Medikamentöse Behandlung von Psychischen Störungen

Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik

Erklärung

Bei bestimmten seelischen Störungen eines Patienten kann neben einer Psychotherapie und anderen Behandlungskonzepten die zusätzliche Einnahme von Medikamenten, den so genannten Psychopharmaka, hilfreich sein. Man unterscheidet vier Stoffgruppen:

  • Antidepressiva ("Stimmungsaufheller")
  • Tranquilizer (Beruhigungsmittel)
  • Neuroleptika ("Nervendämpfungsmittel")
  • Hypnotika (Schlafmittel)

Antidepressiva sind die am häufigsten eingesetzten Psychopharmaka. Sie haben ein besonders breites Wirkungsspektrum und werden eingesetzt bei

  • depressiven Verstimmungen
  • Schlafstörungen
  • Ängsten oder Zwängen
  • Essstörungen
  • Schmerzstörungen
Keine Wundermittel

Man weiß heute, dass ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn, darunter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin, depressive und andere Störungen verursachen kann. Antidepressiva gleichen dieses Ungleichgewicht teilweise aus. Zu Beginn der Therapie zeigt sich bei 60 bis 80 Prozent der Patienten eine Linderung der Krankheitssymptome. Eine vollständige Beseitigung der Beschwerden wird bei ca. 50 Prozent der Behandelten erreicht. So werden diese Medikamente zwar häufig als hilfreich erlebt, sind jedoch keine Wundermittel. Nach wie vor steht bei der Behandlung depressiver Störungen die Psychotherapie im Vordergrund, da sie sehr effektiv ist und dem Patienten auch über den Behandlungszeitraum hinaus hilft.

Nebenwirkungen begrenzt vorhersagbar

Wirkungen und Nebenwirkungen eines Medikaments sind nur begrenzt vorhersagbar. Aus diesen Gründen sind vor der Verordnung sowie im Verlauf der Einnahme gründliche Untersuchungen des Patienten erforderlich. Auch über die Einnahme pflanzlicher Beruhigungsmittel muss der behandelnde Arzt unbedingt informiert werden, da es zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen kann. Ca. ein Drittel der Patienten bricht die Therapie wegen der Nebenwirkungen ab, darunter

  • Herzkreislaufstörungen
  • Harnverhalt
  • erhöhter Augeninnendruck
  • Gewichtszunahme
  • Appetitverlust
  • Unruhe
  • Müdigkeit
Gute Aufklärung unerlässlich

Jeder Patient muss stets, nicht zuletzt auch aus juristischen Gründen, über die Risiken dieser Therapie genauestens aufgeklärt werden. Die Patienten sollen ohne Zeitdruck das Für und Wider abwägen und die Entscheidung gemeinsam mit dem behandelnden Arzt treffen. Das wirkt sich vertrauensbildend auf die therapeutische Beziehung aus. Auch wird die Therapie dann meist besser angenommen. Eine gute Patient-Arzt-Beziehung ist somit Voraussetzung für die richtige Therapie-Entscheidung. Psychopharmaka dürfen keinesfalls die ärztliche Zuwendung, das Gespräch mit dem Patienten oder die fürsorgliche Überwachung seiner Lebenssituation ersetzen.