Minimal-invasive Operation am Mastdarm

Sektion Minimal Invasive und Roboter-assistierte Chirurgie

minimal-invasiv, laparoskopisch

Erklärung

Bei der Behandlung des Rektumkarzinoms haben sich in den letzten Jahren ganz erhebliche Entwicklungen ergeben.

In diesem Zusammenhang ist besonders die TME (Totale mesorektale Exzision) zu nennen. Die TME ist eine Operationsmethode, mit der es nachweislich gelingt, das Problem des Wiederauftretens eines Rektumkarzinoms nach Entfernung des Mastdarmes ganz wesentlich zu reduzieren.

Durch subtile Operationstechnik wird der Mastdarm aus dem kleinen Becken mitsamt dem ihn umgebenden Fettgewebe entfernt. Durch die Entfernung des Mastdarmes in der entsprechenden Hüllschicht ist die Operation im Vergleich zu den althergebrachten Verfahren bedeutend schonender, der Blutverlust weitaus geringer. Zudem werden durch die schichtgerechte Präparation Nachbarstrukturen, wie z.B. die für die Blasenentleerung und die für die erektile Potenz beim Mann zuständigen Nervengeflechte weitgehend geschont; auch sehr tief sitzende Karzinome können mit dieser Methode unter Erhalt des natürlichen Darmausganges operiert werden.

Ein weiterer Aspekt betrifft die komplette Entfernung der Lymphknoten im kleinen Becken. Diese Lymphknoten sind gewissermaßen das erste Bollwerk des Organismus gegen den sich ausbreitenden Tumor. Tumorzellen, die sich vom Tumor selbst ablösen, werden in diesen Lymphknoten aufgehalten; eine Entfernung dieser potentiell von der Krebserkrankung betroffenen Strukturen ist deshalb aus unterschiedlichen Gründen von größter Wichtigkeit. Zum einen müssen die Lymphknoten mit entfernt werden, da, falls vom Tumor befallene Lymphknoten im kleinen Becken verbleiben würden, die Krankheit erneut auftreten kann. Zum anderen ist es für die weitere Therapie wichtig, festzustellen, ob Lymphknoten befallen sind, und wenn ja, wie die chirurgische Behandlung durch Strahlen- und/oder Chemotherapie flankiert werden kann.

Minimal-invasive Rektumresektion (TME)

Im Rahmen der Weiterentwicklung der minimal-invasiven Operationsverfahren ist es heutzutage möglich, Rektumkarzinome mittels Schlüssellochtechnik sicher und schonend zu entfernen. Durch die mikroskopische Sicht auf das Operationsfeld ist die Präparation vor allem tief im kleinen Becken sehr sicher durchführbar. Im Vergleich zu den konventionellen Techniken ist die Präparation unserer Erfahrung nach nochmals subtiler, der Blutverlust weiter minimiert. Darüber hinaus bietet das minimal-invasive Verfahren den prinzipiellen Vorteil einer weitgehend intakten Bauchwand, da auf eine langstreckige Eröffnung des Bauches verzichtet werden kann. Neben den jeweils etwa 1 cm langen Hautschnitten für die endoskopischen Instrumente, ist nur ein etwa 6 cm langer querer Schnitt über dem Schambein erforderlich um das Präparat zu bergen. Sehr große Tumoren des Rektums eignen sich aber unserer Ansicht nach nicht für ein minimal-invasives Verfahren. Die Indikation für eine laparoskopische Therapie wird je nach Befund gestellt.

Ein völlig neues Verfahren um die Behandlung von Frühstadien von Rektumkarzinomen zu behandeln stellt die Technik der „Endoskopischen Posterioren Mesorektum Exzision“ dar.  Diese Operationstechnik wurde von Chirurgen des Kantonspitals St. Gallen in der Schweiz entwickelt und wird derzeit in der chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg unter Studienbedingungen angewandt.

Bei Patienten mit einem sehr frühen Stadium eines Rektumkarzinoms kann die Therapie auf die Entfernung des Tumors über den After begrenzt werden, vorausgesetzt, dass es sich um ein wenig aggressives Karzinom handelt. Bei diesen Patienten geht man davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen so gering ist, dass eine komplette Entfernung des Rektums (mitsamt den Lymphknoten im kleinen Becken) im Rahmen einer großen Operation nicht sinnvoll ist. Bei einer derartigen Situation würde die durch die radikale Operation einhergehende Schädigung des Patienten unter Umständen in keinem Verhältnis zum erzielten Erfolg stehen.

Das Prinzip der Endoskopisch Posterioren Mesorektum Exzision besteht darin, dass bei eben diesen Patienten durch ein Schlüssellochverfahren die potentiell betroffenen Lymphknoten aus dem kleinen Becken entfernt werden können, ohne das Rektum zu entfernen und dabei die Innervation von Blase und Genitalorganen zu gefährden. Das Operationstrauma ist im Vergleich weitaus geringer und eine Störung der Kontinenz ist nicht zu erwarten. Geeignet für dieses Operationsverfahren sind Patienten bei denen auf endoskopischem Wege ein hochdifferenziertes Rektumkarzinom (T1, G1-2) entfernt wurde und die sich eine zusätzliche Sicherheit durch eine Lymphknotenentfernung erhoffen.

Der Mastdarmvorfall stellt eine Erkrankung des älteren Menschen dar. Bei dieser Erkrankung kommt es aus letztendlich ungeklärter Ursache zu einer Durchstülpung des Enddarms durch den After mit Vorfall eines unter Umständen erheblichen Anteils des Mastdarmes. Neben einer generellen Bindegewebsschwäche wird als Ursache chronische Verstopfung evtl. in Verbindung mit dem Vorliegen eines überlangen Kolon Sigmoideums (Krummdarm) diskutiert.

Eine konservative Behandlungsoption besteht bei diesen Patienten nicht. Die Therapie der Wahl des Mastdarm- oder Rektumprolapses stellt die laparoskopische Resektion des Kolon Sigmoideum (Krummdarm) dar. Im Rahmen dieser Operation wird neben der Sigmaresektion eine Mobilisierung des Rektums bis tief in das kleine Becken hinein durchgeführt. Nach Kürzung des Krummdarms befindet sich das Rektum somit wieder an Ort und Stelle und kann dort fest verwachsen. Eine Fixierung des Darmes an den knöchernen Strukturen des Beckeneinganges mittels direkter Naht oder Kunststoffnetz ist unserer Ansicht nach im Allgemeinen nicht notwendig.

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