Infektionsserologie
Vorbemerkungen
Allgemeine Hinweise zur Bewertung infektionsserologischer Antikörpernachweise:
Voraussetzung für eine diagnostisch verwertbare Antikörper-Antwort ist ein weitgehend intaktes Abwehrsystem des Patienten, das in einer Auseinandersetzung mit dem Erreger während einer ausreichenden Infektionsdauer (ca. 10 Tage, Anlaufphase der Ak-Produktion) steht. Zur Diagnostik akuter Infektionen sind Antikörpernachweise in der Regel nicht geeignet.
Generell korrelieren IgM-Nachweise mit einer eher frühen Phase der Infektion, IgG mit der Spätphase oder einer zurückliegenden Infektion (chronische Phase, bzw. Serumnarbe). IgG Antikörper sind placenta-gängig, IgM dagegen nicht.
Hinweisend auf eine Erkrankung sind Titerbewegungen um mehr als zwei Stufen, daher ist in vielen Fällen eine Zweituntersuchung nach einem Intervall notwendig.
Weitere patientengebundene Einflüsse betreffen:
Lebensalter: Bewertungsgrenzen gelten in der Regel für immunkompetente Erwachsene.
Erkrankungen, die mit einer polyklonalen Stimulation der Antikörperproduktion einhergehen, können zu falsch positiven Resultaten führen, z.B. EBV-Infektion.
Autoantikörper (z.B. IgM-Rheumafaktoren) können mit der klassenspezifischen Analyse der AK Antwort interferieren und zu falsch positiven IgM-Nachweisen führen
Immundefekte können die AK-Antwort in jede Richtung beeinflussen.
Resultate serologischer Tests können beeinflusst werden durch:
Kreuzreaktionen (Antigengemeinschaften mit anderen Erregern)
Therapeutische Faktoren
- Blut-, Serum-, Immunglobulingaben u.a. können zu "Transfusionstitern" führen
- Medikamente: Steroide, Immunsuppressiva können die Ak-Antwort beeinträchtigen
- Impfungen führen zu meßbaren Ak-Titern, so auch einige Reiseimpfungen wie Typhus, Cholera
Probengebundene Faktoren
- Hämolyse stört einige Antikörpertestverfahren
- Antikoagulantien: EDTA und Citrat interferieren mit der KBR
Serologische Untersuchungen haben sicherlich einen hohen Stellenwert in der Differentialdiagnose von Infektionserkrankungen. Hohe serologische Titer sollten allerdings nur in seltenen Fällen als alleinige Basis der Diagnose dienen.
Folgende Punkte sollte man sich außerdem bei allen serologischen Untersuchungen in Erinnerung rufen:
- Die Qualität eines Tests ist durch Sensitivität und Spezifität gegeben, die in Abhängigkeit vom eingesetzten Testverfahren grossen Schwankungen unterliegen. Eine Vergleichbarkeit serologischer Titer ist daher strengenommen nur innerhalb einer definierten Methode gegeben. Ein Vergleich von Ergebnissen unterschiedlicher Methoden, womöglich aus verschiedenen Laboren, ist mit Vorsicht zu bewerten.
- Serologische Verfahren für Erreger, die auch bei Nicht-Risikokollektiven häufig sind (z.B. Candida albicans), sind weniger aussagekräftig, da häufig positive Titer detektiert werden, ohne daß eine Erkrankung vorliegt.
Materialentnahme und Versand
Für serologische Untersuchungen werden 5-10 ml Blut (Serumröhrchen) bzw. bis zu 1 ml Liquor (je nach Art der Untersuchung) benötigt. Ist ein sofortiger Transport nicht möglich oder indiziert, sollte Serum bei 4°C gelagert werden. Bei Fragen, bitte an das infektionsserologische Labor (Tel. 56-5021) wenden.