Interpretation des Antibiogramms nach Keimgruppen
Staphylokokken
Penicillin G: Testergebnis gilt auch für alle Amino- und Acylureidopenicilline, jedoch nicht für Kombinationen mit ß-Lactamaseinhibitoren und Isoxazolylpenicilline
Oxacillin: Testergebnis gilt auch für Methicillin, Flucloxacillin, Dicloxacillin (ORSA/MRSA). Wenn Oxacillin resistent, sind alle ß-Lactamantibiotika (Penicilline und Cephalosporine), auch in Kombination mit ß-Lactamase-Inhibitoren, sowie die Carbapeneme als unwirksam zu betrachten.
Streptokokken (außer Enterokokken)
Penicillin G ist für ß-hämolysierende Streptokokken und Pneumokokken bis heute Mittel der Wahl.
Bei Streptococcus pneumoniae kommen low- und high-level Resistenzen gegen Penicillin G vor (Süd- und Osteuropa !).
Enterokokken
Ampicillin: Testergebnis gilt für alle Acylureidopenicilline
Aminoglykoside: natürliche Resistenz, aber Kombinationstherapie mit Gentamicin ist bei schweren Infektionen sinnvoll, da synergistische Wirkung mit Penicillinen. Kombination nicht sinnvoll bei Gentamicin High-Level-Resistenz (MHK >256mg/l).
Vancomycin-Resistenzen (Vancomycin-resistente Enterokokken = VRE) nehmen zu, vor allem bei E. faecium. VRE sind meistens gegen alle verfügbaren Antibiotika resistent. Falls ein nachgewiesener VRE als Infektionserreger relevant ist, werden Quinupristin/Dalfopristin (Synercid®) und Linezolid nachgetestet, wobei Synercid gegen Enterococcus faecalis unwirksam ist.
Cephalosporine sind bei Enterokokken immer unwirksam!
Gramnegative Stäbchen
Enterobacteriaceae:
Die Ergebnisse der folgenden Leitsubstanzen (unterstrichen) können auf weitere Substanzen übertragen werden
Ceftriaxon = Cefotaxim = Ceftizoxim = Cefmenoxim = Ceftazidim
Piperacillin = Azlocillin (für Mezlocillin sind diskrepante Ergebnisse möglich)
E.coli
Keine natürliche Resistenz, aber Ampicillin-Resistenzen inzwischen sehr verbreitet, immer häufiger Acylureidopenicilline resistent. Seit einigen Jahren nimmt auch die Chinolonresistenz zu (1998: ~10%)
Klebsiella spp.
Häufig alle Penicilline resistent, problematisch sind Breitspektrum-ß-Lactamasen (ESBL), die zur Unwirksamkeit auch von Cephalosporinen der III.Generation führen.
Enterobacter cloacae
Über die natürlichen Resistenzen hinaus (s.o.) häufig alle Penicilline und Cephalosporine resistent
Pseudomonas aeruginosa
Sehr viele mögliche Kombinationen von Resistenzen aufgrund einer Vielzahl von Resistenzmechanismen möglich. Multiresistente Isolate bei Mukoviszidose-Patienten und u.U. in der Intensivmedizin. Teilweise werden Stämme gefunden, die gegen alle verfügbaren Antibiotika resistent sind ("Totalresistenz").
Stenotrophomonas maltophilia (früher: Pseudomonas, resp. Xanthomonas)
Keim mit einer Vielzahl natürlicher Resistenzen. Mehr als 60% der Stämme erfüllen die Kriterien der Multiresistenz.
Acinetobacter baumannii
In vielen Fällen multiresistenter Keim, der oft im Rahmen nosokomialer Übertragungen verbreitet wird. Bei multiresistenten Isolaten sind Carbapeneme i.d.R. die letzte therapeutische Option.
Anaerobier
Ein Antibiogramm ist in vielen Fällen wegen stabiler Resistenzlage verzichtbar. Für relevante Isolate wird ein Antibiogramm erstellt.
Pilze
Die Empfindlichkeitsprüfung von Pilzen ist weiterhin problematisch. Es gibt wenige Daten zur Korrelation zwischen verfügbaren in-vitro-Testverfahren und klinischer Wirksamkeit.
Fluconazol ist geeignet zur oralen und systemischen Therapie von Candida- und Cryptococcus-Infektionen, bei Risikokollektiven (HIV) auch zur Prophylaxe solcher Infektionen. Aufgrund tierexperimenteller und klinischer Erfahrungen gelten C. glabrata und C. krusei als häufig resistent.
Alternativ kommt Itraconazol in Betracht, wobei die Suspensionsform (Sempera Liquid®) aufgrund der besseren Resorption der Kapselform deutlich überlegen ist.
Konventionelles Amphotericin B ist als Breitspektrum-Antimykotikum sowohl für die Therapie von Schimmelpilz- als auch von Hefen-Infektionen geeignet. Wiederum aufgrund tierexperimenteller und klinischer Erfahrungen gilt lediglich C. lusitaniae als resistent.
Liposomales Amphotericin B gilt hinsichtlich der erreichbaren therapeutischen Wirksamkeit als äquivalent zur konventionellen Variante. Eindeutigen Vorteilen in Bezug auf Verträglichkeit und Toxizität stehen exorbitante Kosten dieser Zubereitung gegenüber (Erhältlich nur über Sonderrezept).