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Geschäftsbericht 2009 34

Heidelberg ist als Studienort für angehende Mediziner sehr begehrt: Für die 307 Studienplätze der Human- und die 81 Studienplätze der Zahnmedizin verzeichnete die Universi-tät im Jahr 2009 2425 Bewerber. 60 Prozent davon darf sie seit 2005 selbst auswählen. Kriterien dafür sind neben der Abiturnote auch medizinnahe Berufsausbildungen, Erfolg bei Wettbewerben wie „Jugend forscht“, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein sehr gutes Ergebnis beim „Test für Medizinische Studiengänge TMS“, der von Heidelberg aus koordiniert wird.

Praxisbezug und Kompetenz im Ungang mit den Patienten – dafür steht der Heidelberger Reformstudiengang HeiCuMed (Heidelberger Curriculum Medicinale). Die Lerninhalte sind nicht an isolierten Krankheitsbildern, sondern an Leitsym-ptomen, Organbetrachtungen und Fallbeispielen ausge-richtet. In Vorlesungen, Praktika, Seminaren und Kursen werden die Grundlagen der Medizin fächerübergreifend und themenbezogen gelehrt.

Simulanten und virtuelle Patienten

Ein Herzstück von HeiCuMed ist z.B. „Medi-KIT“ – das me-dizinische Kommunikations- und Interaktionstraining: Die Trainingspartner der Studierenden ab dem ersten klinischen Semester sind rund 100 speziell geschulte Laienschauspie-ler im Alter von 14 bis 75 Jahren. Mit ihnen üben die Studie-renden nicht nur Krankengeschichten zu erheben, sondern auch Aufklärungsgespräche zu führen oder die Patienten vom plötzlichen Tod eines Angehörigen zu unterrichten. Nebenbei erwerben die Studierenden Fachwissen.

Geht es darum, Patienten von der Aufnahme bis zur Ent-lassung zu betreuen und selbständig die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Therapie zu treffen, stehen den Studierenden „virtuelle Patienten“ zur Verfügung. Das Pro-jekt „Lernen und Prüfen mit virtuellen Patienten“, das auf realitätsnahen Fallbeispielen aus der Klinik aufgebaut ist, ist umfassend in HeiCuMed integriert. Die passenden Hand-griffe und ärztlichen Behandlungstechniken trainieren die Studierenden dann im sogenannten Skills-Lab im Rahmen des Longitudinalen Skills Lab Curriculum der Medizinischen Fakultät Heidelberg an Modellen (Puppen) oder sich selbst.

Neue Prüfungsform für den Reformstudiengang

Ein Reformstudiengang erfordert neue Prüfungsformen: In der „OSCE – Objektive, strukturierte klinische Prüfung“ müssen die Studierenden nicht nur ihr Fachwissen, sondern auch ihre soziale Kompetenz unter Beweis stellen. Wie auf einem Trainings-Parcours absolvieren sie Stationen, an

Über das Fachwissen hinaus

denen sie z. B. ein EKG auswerten, einer Puppe einen venösen Zugang legen oder eine Anamnese erheben.

Für Baden-Württemberg hat das Wissenschaftsministeri-um an der Heidelberger Fakultät ein Kompetenzzentrum für Prüfungen in der Medizin eingerichtet, dessen Aufgabe es ist, in Kooperation mit den andere Medizinischen Fakul-täten in Baden-Württemberg einheitliche und international kompatible Prüfungsstandards zu etablieren und weiter zu entwickeln.

Unterstützung von Tutoren und Mentoren

Darüber hinaus finanziert die Fakultät aus den Studienge-bühren Programme, in denen z.B. geschulte Tutoren aus höheren Semestern die jüngeren Kommilitonen unterrich-ten und bei den Prüfungsvorbereitungen unterstützen. Ab dem fünften Fachsemester können sich die Studierenden einer von sieben Sozietäten anschließen. Hier werden sie von Mentoren über mehrere Semester betreut, erhalten Einblicke in die Forschung, Unterstützung bei ihrer Disser-tation sowie persönliche Kontakte. Auch Maßnahmen der Frauen- und Familienförderung, wie etwa die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen, sind wichtige Aufgaben der Fakultät.

HeiCuDent für Zahnmediziner

Dem Studiengang für Humanmedizin folgte in Heidelberg im Wintersemester 2006/2007 die Reform des Zahnmedi-zinstudiums. Für ihre rund 400 Studierenden der Zahnmedi-zin bietet die Universität Heidelberg nach dem Vorbild von HeiCuMed einen modernen Studiengang an, der sich an den gewachsenen Anforderungen der Zahnarztpraxis, etwa durch immer mehr ältere Patienten, orientiert: HeiCuDent (Heidelberger Curriculum Dentale).

Das Ausbildungsmodell HeiCuMed hat Schule gemacht. Zahlreiche andere Universitäten aus dem In- und Ausland schicken ihre Dozenten zum Training nach Heidelberg. Auch der deutsche Wissenschaftsrat hebt die Qualitäten von Hei-CuMed als „einen der umfassendsten Ansätze zur Reform der klinischen Ausbildung“ und als eigenständiges Lehr-profil, „das beispielgebend für Baden-Württemberg und die ganze Bundesrepublik ist“, hervor.

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