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Titelthema
Titelthema
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Wer bekommt ein Spenderherz?
Berlin Heart
D
ie weltweit erste Herztransplantation fand 1967 in Kapstadt
statt. In Heidelberg wurde erstmals 1989 ein Spenderherz trans-
plantiert; seitdem sind hier mehr als 540 Herzen transplantiert
worden. Die Empfänger waren Patienten und Patientinnen, deren Herz
infolge einer Herzmuskelerkrankung oder eines Infarktes seine Schlag-
kraft verloren hatte – imAlter von 11 bis 70 Jahren.
Transplantiert werden überwiegend Patientenmit schweremHerzversagen,
deren andere Organe bereits in Mitleidenschaft gezogen sind: Sie sind auf
der Warteliste bei Eurotransplant als sehr dringlich (Highly Urgent, HU)
gemeldet. „Voraussetzung für diese Einstufung ist, dass die Patienten inten-
sivmedizinisch betreut werden“, erklärt Professor Dr. Arjang Ruhparwar,
chirurgischer Bereichsleiter Transplantation und Unterstützungssysteme.
Die Patienten werden in der Herzinsuffizienz-Wachstation der Medizini-
schen Klinik betreut und brauchen Medikamente, die Herz und Kreislauf
stützen. Einige Patienten habenUnterstützungspumpen, die demgeschwäch­
ten Herz die Pumparbeit abnehmen.
Organspende in Deutschland auf demTiefpunkt
In Deutschland warten rund 900 Patienten auf ein Spenderherz; nur etwa
ein Drittel (320) konnten 2013 transplantiert werden. Die Organspende ist
derzeit auf einem Tiefpunkt angelangt. Wer bekommt ein Spenderherz?
Organe werden von der Vergabestelle Eurotransplant dem einzelnen Patien-
ten zugesprochen, unter besonderen Umständen dem Transplantationszen-
trum. Die Kriterien der Bundesärztekammer für die Organvergabe stellen
die Dringlichkeit vor die Erfolgschancen. „Die Kriterien werden derzeit
überarbeitet, da eine Transplantation bei einem sehr schwerkranken Pati-
enten zu einemschlechteren Ergebnis führen kann“, so Professor Ruhparwar.
(Derzeit überleben rund 80 Prozent der Herztransplantierten das erste Jahr,
ca 70 Prozent 5 Jahre.) Traurige Tatsache aber bleibt: Die Zahl der Organe
wird durch eine Änderung der Vergabekriterien nicht zunehmen, siewerden
nur an andere, möglicherweise weniger kranke Patienten vergeben, deren
Überlebensaussichten voraussichtlich besser sind.
Wöchentlich Konferenz mit Kardiologen, Chirurgen
und Psychosomatikern
InHeidelberg treffen sich dieHerzchirurgen jedeWochemit denKardiologen
zu einer Herzinsuffizienz-Konferenz. Daran nehmen auch Psychosomatik-
Spezialisten teil, die Patienten während der belastenden Wartezeit auf der
Wachstation begleiten. „Jeder Patient wird besprochen; Entscheidungen
werden gemeinsam getroffen.“ Dieses Prinzip gilt auch, wenn Eurotrans-
plant gelegentlich ein Spenderherz nicht einem bestimmten Patienten,
sondern dem Heidelberger Transplantationszentrum zuteilt, nachdem das
Herz aus verschiedenen Gründen von anderen Zentren nicht angenommen
werden konnte.
Warumhat die Zahl der Herztransplantationen im vergangenen Jahr in Hei-
delberg – trotz des bundesweiten Einbruchs bei der Organspende – mit 23
Empfängern sogar leicht gegenüber dem Vorjahr zugenommen? Entschei-
dend sei die Größe der Warteliste für die Anzahl der zugeteilten Organe, so
Professor Ruhparwar. Zudem habe man in Heidelberg eine besondere
Expertise im operativen und intensivmedizinischen Management älterer
Spenderherzen und in der Behandlung schwer kranker Patienten auf der
neuen Herzinsuffizienz-Wachstation der Medizinischen Klinik. So können
auch schwierige Transplantationen bewältigt werden. 
–AT
Das System senkt die Arbeitslast
des Herzens oder übernimmt sie
vollständig. So kann ein adäquater
Blutfluss und Blutdruck aufrecht­-
erhalten werden.
Ähnlich demHerzen besitzen die
BlutpumpenKlappen, die dafür
sorgen, dass der Blutfluss nur in
eine Richtung möglich ist.
Die Pumpen sind mit dem
Herzen und den Blutgefäßen
über Kanülen durch die Haut
verbunden
Die Blutpumpen befinden sich
außerhalb des Körpers;
sie bestehen aus einer Blut- und
einer Luftkammer, die durch
Membranen getrennt sind. Eine
Antriebseinheit steuert die
Bewegung von Luft in und aus
der Luftkammer. Dadurch
bewegen sich die Membranen
und saugen Blut in die Blut-
­kammer bzw. drücken es zurück
in die großen Gefäße des Körpers.
0
10
20
30
40
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
1967
Weltweit ersteHerztransplantationinKapstadt
Ca. 35.000
Herztransplantationenweltweit seit 1967
1989
Erste Herztransplantation in Heidelberg
320
Transplantationen 2013 in Deutschland
900
Patienten auf der Wartliste in Deutschland
23
Transplantationen 2013 in Heidelberg
HerztransplantationenHeidelberg
Special Urgency, Urgency, High Urgency = HU, Stand 31.12.2013
Anzahl der Herzen, die an Patienten auf der
HU-Liste („hohe Dringlichkeit“) vergeben
wurden
Transplantierte Herzen bei
nicht-HU-gelisteten Patienten
Herztransplantation
in Zahlen
Anzahl der Herztrans­
plantationen in Heidelberg
BEI DER ORGANVERGABE STEHT HEUTE DIE DRINGLICHKEIT IM VORDERGRUND
Je nachdem, wie ausgeprägt die Herzschwäche ist, muss
dieZeit bis zurTransplantationmit einemUnterstützungs­
system überbrückt werden. Diese sogenannten Kunst­
herzen gibt es in verschiedenen Ausführungen; sie
sichern dem Patienten das Überleben. Bei Ellen, der
Hauptperson unserer Titelgeschichte, kam das hier
abgebildete Modell des Berlin Heart zum Einsatz. Das
System kann genutzt werden, um entweder eine oder
beide Herzkammern zu unterstützen.
Quelle: Berlin Heart
UNTERSTÜTZUNG FÜR DAS SCHWACHE HERZ