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Katrin Klingler hat in ihrer zehnjährigen beruflichen Laufbahn schon viel
gesehen und erlebt. Als Fachkrankenschwester für Intensiv- und Anästhesie-
pflege arbeitet sie auf der kardiologischen Intensivstation der Medizinischen
Klinik. Dort versorgt sie normalerweise Patienten mit akutem Herzinfarkt,
schwerer Herzinsuffizienz oder anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen.
Doch was sie während ihrer 14-tägigen Einsatzzeit im Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf sah, war auch für sie neu: Ärzte und Pflegende im
Dauereinsatz und Patienten, die „morgens mit Durchfall eingeliefert wurden
und abends bereits im Nierenversagen lagen.“
Trotz allem eine tolle Erfahrung fürs Leben
Gemeinsam mit Katrin Klingler hatten sich vier weitere Mitarbeiter aus dem
Pflegedienst in die Hansestadt aufgemacht, um dort Mediziner und Pflegende
im Kampf gegen das enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC)-Bakterium
zu unterstützen. Auf dem Höhepunkt der EHEC-Infektionswelle mussten dort
über 90 Patienten gleichzeitig behandelt werden, die ein hämolytisch urämi-
sches Syndrom (HUS) entwickelt hatten. Das Hilfegesuch aus Hamburg war
von offizieller Seite an Edgar Reisch, Pflegedirektor in Heidelberg, herange-
tragen worden. Genau wie für ihn war es auch für Katrin Klingler selbst-
verständlich, zu helfen. Und auch sonst hat die 32-Jährige ihren Einsatz in
Hamburg nicht bereut: „Es war interessant, neben den Arbeitsabläufen an
einem anderen Universitätsklinikum auch zu erleben, wie Krisenmanagement
in einer Ausnahmesituation funktioniert“, erinnert sie sich. „Wir waren zu-
sammen mit den Kollegen von der Bundeswehr direkt auf dem Klinikumsge-
lände des UKE untergebracht. Insgesamt gab es einen großen Erfahrungs- und
Meinungsaustausch, von dem jeder profitierte.“
In einer ähnlichen Situation würde sie sich wieder genau so verhalten: „Ich
würde jederzeit wieder in eine andere Stadt verreisen, um den Menschen dort
zu helfen“, erzählt Katrin Klingler. „Die Tatsache, gebraucht zu werden und
ein fremdes Klinikum kennen zu lernen, war eine tolle Erfahrung fürs Leben.“
EHEC in Heidelberg
Mit den durch EHEC-Bakterien aus-
gelösten Infektionen im Mai und Juni
2011 wurden überwiegend Kliniken in
Norddeutschland konfrontiert. Aber
auch am Universitätsklinikum Heidel-
berg ging die Infektionswelle nicht
spurlos vorbei: In der Medizinischen
Klinik, Abteilung für Gastroenterologie,
behandelten Ärzte und Pflegende 13
EHEC-Verdachtsfälle, davon sieben
mit dem hämolytisch-urämischen Syn-
drom (HUS). Für Professor Uta Merle,
Geschäftsführende Oberärztin der Gas-
troenterologie, und ihre Mitarbeiter war
die Behandlung der Patienten Neuland:
„Wir hatten keine Erfahrungswerte mit
der Erkrankung und konnten weder
Symptome noch Verlauf abschätzen.“
Besonders besorgniserregend war die
Zeit vom 27. Mai bis zum 3. Juni – hier
wurden alleine zehn Patienten aufge-
nommen. Dank einer exzellenten
Zusammenarbeit von Medizinern und
Pflegepersonal und durch die enge
Beteiligung der Nierenspezialisten –
Professor Dr. Vedat Schwenger, Leiten-
der Oberarzt der Nephrologie und sein
Team behandelten die erkrankten HUS-
Patienten mit Dialyse und Plasmaphe-
rese – wurde die schwierige Situation
am Klinikum professionell gelöst.
„Helfen?
Jederzeit wieder!“