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Jahresbericht 2010 – 2011
Karl Heinrich Bauer
Ordinarius von 1943 bis 1962
Karl Heinrich Bauer studier te Medizin in Erlan-
gen, Heidelberg, München und Würzburg, wo
er 1914 promovier te. Nach dem 1. Weltkr ieg
als Truppenarzt, begann seine Karriere am Pa-
thologischen Institut in Freiburg. 1919 kam er
in Göttingen zur Chirurgie und habilitier te sich
1923. 1928 publizierte Bauer seine erste umfas-
sende Krebstheorie. Er wurde 1933 als Ordina-
rius nach Breslau berufen. Hier beeinf lussten
die Unfall- und Kriegschirurgie zunächst seinen
Forschungsbereich zent ral . 1943 übernahm
Bauer dann die Heidelberger Klinik. Nach der
Kriegszeit wurde mit dem Einmarsch der Ameri-
kaner in Heidelberg die Universität geschlossen.
Unter Bauers Führung und mit neuer Satzung
konnte die Heidelberger Universität jedoch als
erste Deutsche Universität bereits am 15. Au-
gust 1949 wieder geöf fnet werden - mit Bauer
als erstem Direktor. In Heidelberg weitete Bauer
seine Geschwulstforschung weiter aus. Bereits
1949 erschien eine umfassende Publikation der
onkologischen Forschungsprobleme- und Ergeb-
nisse: „Das Krebsproblem“. Bauer gilt heute als
einer der Wegbereiter der modernen Onkologie.
Die Mitbegründung des Deutschen Krebsfor-
schungszentrums in Heidelberg 1968 war Krö-
nung dieses Lebenswerkes. Bauer gilt auch als
der Nestor des modernen Rettungsdienstes. Die
Einrichtung des sogenannten Klinomobils, eines
fahrenden chirurgischen Operationssaales, war
in Deutschland einmalig.
Fritz Linder
Ordinarius von 1962 bis 1981
Fr i t z Linder studier te Medizin in Freiburg,
Br istol und Breslau, wo er 1936 das Staatse-
xamen ableg te und promovier te. Linder war
ein Leichtathletik-Ass mit Goldmedaillen im
400-Meter-Lauf, Kugelstoßen und Speerwerfen
bei den englischen Studentenmeisterschaf ten.
Als Vorbereitung für die Chirurgie war er am
Pathologisch-Anatomischen Institut in Breslau
und an der Medizinischen Klinik in Frankfur t
tätig. 1938 begann er seine Chirurgenlaufbahn
unter Bauer in Breslau, dem er nach sechsjäh-
riger militärärztlicher Tätigkeit 1945 nach Heidel-
berg folgte. 1951 wurde er als Ordinarius an die
Freie Universität Berlin berufen. 1962 folgte er
dem Ruf nach Heidelberg. Unter seiner Führung
wurde in Heidelberg die strukturelle Entwicklung
der chirurgischen Klinik in ein modernes Depart-
mentsystem eingeschlagen. Zur Regelausbil-
dung für vielversprechende Assistenten gehörte
seit dieser Zeit die wissenschaftliche Zusatzaus-
bildung vieler Mitarbeiter im Ausland, meist in
den USA. Linders Hauptanliegen seiner Amtszeit
war die Vereinheitlichung der onkologischen Be-
handlungsstrategien. Er war langjähriger Leiter
des Heidelberg/Mannheimer Tumorzentrums.
Christian Herfarth
Ordinarius von 1981 bis 2001
Christian Her far th studier te in Tübingen, Wien
und Hamburg. In Hamburg bestand er 1957 sein
Staatsexamen und promovierte im gleichen Jahr
mit „summa cum laude“. Nach Abschluss der
Medizinalassistentenzeit begann er seine chirur-
gische Laufbahn 1960 bei Schwaiger in Marburg,
wo er sich 1966 habilitier te. Nach dem Wechsel
mit Schwaiger nach Freiburg im Jahr 1968 nahm
Her far th 1973 den Ruf auf den chirurgischen
Lehrstuhl der Universität Ulm an. Dor t begrün-
dete er seine drei klinisch-wissenschaf tlichen
Hauptstandbeine: die chirurgische Onkologie,
gastroenterologische und endokrine Chirurgie.
1981 wurde Christian Her far th als ordentlicher
Professor für Chirurgie an die Universität Hei-
delberg berufen. Unter seiner Leitung wurde
die Bedeutung Heidelbergs als Onkologisches
Zentrum erheblich verbreitert und vertieft. Auch
auf dem Gebiet der chronisch-entzündlichen
Darmerkrankungen sowie der chirurgischen
Endokr inologie baute er den Ruf Heidelbergs
als Referenzzentrum aus. Nicht zuletzt durch
seine Initiativen wurde Heidelberg Transplan-
tationszentrum Baden-Wür ttembergs, und das
seit 1967 existierende Nierentransplantations-
programm wurde auf die Leber (1987), das Herz
(1989) und das Pankreas (1992) erweitert.
Eugen Enderlen
Ordinarius von 1918 von 1933
Eugen Enderlen studier te Medizin in München.
Seine Disser tation über den Durchtrit t patho-
gener Keime durch die intakte Lungenoberflache
anhand der Milzbrandsporen war der Beginn
eines großen wissenschaftlichen Lebenswerkes.
1895 habilitier te er in Greifswald. 1899 wurde
Ender le zum Außerordentlichen Professor er-
nannt und folgte 1904 dem Ruf nach Basel. 1908
wechselte er an die Universitätsklinik Würzburg.
Aus dieser Zeit stammen zahlreiche klinische und
tierexperimentelle Arbeiten über Gefäß- und Or-
gantransplantationen, Bluttransfusionen, Ileus
und Appendizitis. Im 1. Weltkrieg war Enderlen
Generalarzt und begründete wissenschaf tlich
den obligatorischen Not fall-Bauchschnit t bei
allen Bauchschüssen. 1918 übernahm er das Hei-
delberger Ordinariat für Chirurgie. Aus seiner Zeit
entstammen gemeinsam mit dem bedeutenden
Heidelberger Internisten Ludolf Krehl wichtige Ar-
beiten und viele wissenschaftliche Mitteilungen.
Er brachte die Transplantation von Gefäßen und
Leichenknochen zur klinischen Anwendung. En-
der len dif ferenzier te Operationsindikationen
beim Ulcus- und Gallensteinleiden an, die im We-
sentlichen heute noch Bedeutung besitzen.
Martin Kirschner
Ordinarius von 1933 bis 1942
Martin Kirschner entstammte einer Chirurgenfa-
milie. Er begann sein Medizinstudium in Freiburg
und wechselte anschließend nach Straßburg.
Seine ärztliche Laufbahn begann er als Inter-
nist. Als Chirurg f ing er 1908 in Greifswald bei
Payer an. Nach einem Wechsel nach Königsberg
habilitierte er sich 1911 mit einer Arbeit über die
freie Sehnen- und Faszientransplantation. 1916
übernahm er das chirurgische Ordinariat in Kö-
nigsberg, wo ihm am 18. März 1924 erstmals in
der Geschichte der Chirurgie eine er folgreiche
Embolektomie aus der Lungenar ter ie gelang.
1927 folgte er dem Ruf an die Universität Tübin-
gen. Den 1932 ergangenen Ruf nach Heidelberg
lehnte er zunächst ab, da er die von ihm gefor-
der te Zusage für einen sofor tigen Klinikneubau
vorerst nicht erhielt. Den zweiten Ruf nach Hei-
delberg mit verbindlicher Zusage des Klinikneu-
baus 1933 nahm er an. 1939 konnte er in die da-
mals hochmoderne Klinik im Neuenheimer Feld
einziehen. Hier bef indet sich die Klinik noch
heute. Kirschners Arbeitsgebiete erstrecken
sich auf fast alle Gebiete der Chirurgie: Gewebe-
transplantation, Osteosynthese (z.B. Kirschner
Draht), Ösophaguschirurgie (Magenhochzug
nach Kirschner), Rektumtisch (Kirschner Tisch)
und die Prostatachirurgie. Er entwickelte auch
zahlreiche regionale Anästhesiever fahren. Be-
sonders her vorgehoben werden sollte die Ver-
fassung der Kirschner´schen Operationslehre,
die auch heute noch ein hervorragendes chirur-
gisches Nachschlagewerk darstellt.