Seite 26-27 - Klinik Ticker Ausgabe 02 Mai

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PREISE UND EHRUNGEN
Preise und Ehrungen
Preisträger:
Dr. Mirko Pham
, Funktionsoberarzt
der Abteilung für Neuroradiologie in der Neurolo-
gischen Klinik
Auszeichnung:
Coolidge Award 2012
Dotierung:
7.500 Euro
Leistung:
Erkrankungen des peripheren Nerven-
systems sind nicht nur häufige neurologische
Erkrankungen, sondern stellen auch oftmals Be-
gleiterkrankungen nicht-neurologischer Erkran-
kungen dar. So können sie z.B. zusammen mit
Tumor- oder Stoffwechselerkrankungen auftre-
ten. Eine genaue und frühzeitige Diagnose wird
dadurch erschwert, dass der Ort zugrundelie-
gender Nervenschädigungen im peripheren Ner-
vensystem oft nicht genau genug bestimmt wer-
den kann. In der Arbeitsgruppe MR Neurographie
konnte Dr. Pham untersuchen, wie Nervenschä-
digungen mit der Kernspintomographie erkannt
und präzise lokalisiert werden können. Seine
Arbeiten wurden maßgeblich unterstützt durch
die Kollegen der Arbeitsgruppe MR Neurogra-
phie und durch die Sektion experimentelle Radi-
ologie. Auf Grundlage der gewonnenen Erkennt-
nisse kann die MR Neurographie bereits als
diagnostische Untersuchung in der Abteilung für
Neuroradiologie angeboten werden.
red
Erkrankungen des peripheren Nervensystems rechtzeitig erkennen
Preisträgerin:
Dr. Jana Heringer
, Assistenzärztin in
der Sektion für angeboreneStoffwechselstörungen
am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Auszeichnung:
Desitin-Jungforscherpreis 2012
der Gesellschaft für Neuropädiatrie
Dotierung:
5.000 Euro
Leistung:
Kinder mit der seltenen angeborenen
Stoffwechselerkrankung Glutarazidurie Typ 1 pro-
fitieren von einer leitliniengerechten Therapie: Sie
entwickeln seltener bleibende Hirnschäden und
schwere Bewegungsstörungen als Kinder, die ab-
weichend von der Leitlinie behandelt werden. Zu
diesem Ergebnis kam Dr. Heringer in einer Studie
mit Daten von 52 Patienten aus Deutschland. Be-
sonders deutlich war dieser Zusammenhang bei
der Notfalltherapie zur Abwendung von Stoff-
wechselkrisen. „Alle Kinder, bei denen wir Abwei-
chungen von den empfohlenen Maßnahmen fest-
stellten, entwickelten eine schwere Bewegungs-
störung. Dagegen war keines der Kinder betrof-
fen, die eine leitlinienkonforme Notfalltherapie
erhielten“, so Heringer. Auch die Betreuung in
einemspezialisiertenStoffwechselzentrumwirkte
sich positiv auf die neurologische Entwicklung der
Kinder aus: „Wir gehen davon aus, dass dieser
Effekt Ausdruck der guten Zusammenarbeit der
Stoffwechselärzte, Ernährungsberater, Pflegekräf-
te, Sozialarbeiter und Psychologen ist.“
TB
Professor Dr. Hugo Katus
, Ärztlicher Direktor der
Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pneu-
mologie, wurde für den Erfinderpreis des Euro-
päischen Patentamts nominiert. Der „European
Inventor Award“ wird jährlich an herausragende
Erfinder vergeben. Professor Katus, Finalist im
Bereich „Industrie“, revolutionierte mit dem von
ihm entwickelten Troponin-T-Antikörpertest die
Herzinfarkt-Diagnose. Mit diesem schnellen
Bluttest – getestet wird auf das Herzmuskel-Pro-
tein Troponin-T, das Herzzellschäden anzeigt –
ist die Erkennungsrate insbesondere von klei-
nen, schwer nachweisbaren Herzinfarkten
deutlich gestiegen. Der Preis wird seit 2006 vom
Europäischen Patentamt in Kooperation mit der
Europäischen Kommission und dem Land, das
die EU-Ratspräsidentschaft inne hat, vergeben.
Er wird in den Kategorien „Industrie“, „Lebens-
werk“, „Forschung“, „Kleine und mittlere Unter-
nehmen“ sowie „Außereuropäische Staaten“
verliehen. Pro Kategorie gibt es jeweils drei No-
minierungen. Die Preisträger werden von einer
internationalen Jury gewählt und am 14. Juni in
Kopenhagen bekannt gegeben.
red
Studie belegt: Behandlung gemäß Leitlinie verhindert Hirnschäden
Professor Dr. Hugo Katus für „European Inventor Award“ nominiert
35 Jahre
lang Wegbegleiterin
für „Nieren-Kinder“
Psychologin Evelyn Reichwald-Klugger für ihr Lebenswerk geehrt
„Evelyn Reichwald-Klugger ist eine Pionierin der psychosozialen
Betreuung chronisch nierenkranker Kinder- und Jugendlicher“,
hob Diplom-Psychologe Dirk Bethe, ihr langjähriger Kollege am
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, in seiner Laudatio hervor.
Für ihre Lebensleistung ist die 60-jährige Psychologin im März
2012 mit dem Helmut Werner-Preis der Kinderhilfe Organtrans-
plantation, einer Initiative des Vereins „Sportler für Organspen-
de“, ausgezeichnet worden. Es ist zu großen Teilen ihr Verdienst,
dass heute in ganz Deutschland Betroffene umfangreiche psycho-
soziale Unterstützung erhalten – sei es psychologische Betreu-
ung, Beratung der Familie oder Hilfe zur Bewältigung des Alltags.
Das Preisgeld von 5.000 Euro spendete sie dem Elternverein „Nie-
renkranke Kinder und Jugendliche e.V. Heidelberg“, der damit die
diesjährige Freizeit für junge Nieren-Patienten der Region finan-
ziert.
Erstes psychosoziales Behandlungskonzept
Leiden Kinder und Jugendliche an endgültigem Nierenversagen, be-
stimmt die lebensbedrohliche Erkrankung den Alltag der ganzen
Familie. Die seelischen Belastungen kann die medizinische Versor-
gung nicht abfangen. Als Evelyn Reichwald-Klugger 1976 an der
Universitäts-Kinderklinik anfing, sieben Jahre nachdem in Heidel-
berg das erste Kind eine Spenderniere erhalten hatte und zwei Jahre
nach Eröffnung des Kinderdialysezentrums, steckte die psychosozi-
ale Betreuung noch in den Kinderschuhen. „Es gab zwar vereinzelt
Stellen für Psychologen, aber noch keine Erfahrungen auf diesem
Gebiet“, erinnert sie sich.
Gemeinsam mit Kollegen entwickelte sie bis 1982 ein bis heute
wegweisendes Konzept mit Ratschlägen für die psychosoziale Be-
gleitung der Familien. Bis dato gab es nur an den Unikliniken Hei-
delberg, Münster und Hannover Psychologen für die Betreuung
nierenkranker Kinder. Daher engagierte sich Reichwald-Klugger ab
1987 in einem vom damaligen Bundesministerium für Arbeit und
Sozialordnung geförderten Projekt dafür, an fünf deutschen Kin-
der-Nierenzentren weitere psychosoziale Stellen einzurichten.
Das Konzept überzeugte: Die psychosoziale Betreuung wurde in
die Regelversorgung übernommen und ist heute fester Bestand-
teil in allen 18 kindernephrologischen Zentren in Deutschland.
Schon während der Projektzeit bot das Heidelberger Team Fortbil-
dungen für die neu entstandene Fachgruppe an, es entwickelte
sich eine enge bundesweite Zusammenarbeit mit jährlichen Fach-
symposien und multizentrischen Studien. Von 1998 bis 2006 lei-
tete die Preisträgerin zudem die „Europäische Arbeitsgruppe zu
psychosozialen Aspekten bei chronisch nierenkranken Kindern
(EWOPA)“, die sie auch heute noch im Vorstand begleitet.
Im Zentrum ihrer Arbeit stand jedoch der tägliche Einsatz für ihre
„Nieren-Kinder“. Seit 1987 leitete sie das psychosoziale Team der
Kinderklinik bestehend aus Psychologen, Heilpädagogen und So-
zialarbeitern. Es war und ist für sie selbstverständlich, die Selbst-
hilfeaktivitäten der Patienten aktiv zu begleiten und zu unterstüt-
zen, vor allem im regionalen Elternverein. Besonders am Herzen
liegt ihr die alljährliche, unter ihrer Leitung vom Kinderklinikteam
durchgeführte Ferienfreizeit für dialysepflichtige und nierentrans-
plantierte Kinder und Jugendliche. „Die Kinder werden dort rund-
um versorgt und von ihrem Handicap abgelenkt. Anders als in der
Schule sind sie unter anderen betroffenen Kindern keine Außen-
seiter“, so Reichwald-Klugger, die im Mai 2012 nach 35-jährigem
Einsatz am Klinikum in den Ruhestand getreten ist.
TB
Bei der Verleihung des Helmut Werner-Preises an Evelyn Reich-
wald-Klugger (rechts): Fransika van Almsick, Mitglied der Kin-
derhilfe Organtransplantation (KiO), und Jens Werner, Sohn
des früheren Mercedes-Chefs Helmut Werner, nach dem der
Preis benannt ist. Foto: Kinderhilfe Organtransplantation.