Seite 6-7 - Klinikticker November-Dezember 2011

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Bislang wurden
600 Patienten bestrahlt /
Medizinische und
technische Innovationen
verbunden mit
wirtschaftlicher Führung
Das Heidelberger Ionenstrahl-Therapie-
zentrum HIT feierte am 15. November sein
zweijähriges Bestehen: An diesem Tag vor
zwei Jahren wurde der erste Patient be-
strahlt. Seitdem konnten sich rund 600
Patienten der innovativen Strahlenbe-
handlung unterziehen, die zielsicher das
Tumorgewebe zerstört und die gesunde
Umgebung schont. Bei einem Jubiläums-
Symposium und einer Pressekonferenz
wurde eine sehr positive Bilanz gezogen,
sowohl in Klinik, Technik und Forschung
als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Au-
ßerdem wurde das HIT für seine Innovati-
onskraft im bundesweiten Wettbewerb
„Deutschland - Land der Ideen“ als „Aus-
gewählter Ort 2011“ ausgezeichnet.
Großer Dank galt den Mitarbeitern sowie
den Kooperationspartnern, vor allem der
Gesellschaft für Schwerionenforschung
GSI in Darmstadt und den Krankenkassen,
ohne die dieser Erfolg nicht möglich gewe-
sen sei.
„Wir konnten immer mehr Patienten mit
seltenen Tumoren behandeln, die von der
Behandlung besonders profitieren. Außer-
dem wurden klinische Studien begonnen,
die die Wirksamkeit der Ionenstrahlthera-
pie bei häufigen Tumoren wie Prostata-
oder Lungenkrebs überprüfen“, erklärte
Professor Dr. Dr. Jürgen Debus, Ärztlicher
Direktor der Klinik für Radioonkologie und
Strahlentherapie sowie des HIT. Zusätzlich
laufen im HIT zahlreiche Forschungspro-
jekte, die sich mit der Wechselwirkung der
Bestrahlung mit Schwerionen und Pro-
tonen auf unterschiedliche Zellen und Ge-
webe befassen.
Optimierte
Bestrahlungsgenauigkeit
„Mit dem Intensitätsmodulierten Raster-
scan-Verfahren wenden wir das weltweit
präziseste Bestrahlungsverfahren mit Io-
nen erfolgreich an“, erklärte Professor Dr.
Thomas Haberer, Wissenschaftlich-tech-
nischer Direktor. Zusätzlich positionieren
computergesteuerte Roboter den Pati-
enten mit größter Präzision vor der Be-
strahlungsquelle. Das Verfahren konnte
auf die Behandlung sich bewegender Or-
gane ausgedehnt werden, wodurch das
Indikationsspektrum der Ionentherapie
zukünftig ausgeweitet werden kann. Seit
2010 bietet ein PET-Computertomograph
in unmittelbarer Nähe der Bestrahlungs-
räume die Positronen-Emissions-Tomogra-
phie und die Computertomographie in
einem Gerät. Nach der Behandlung kann
so die Genauigkeit der Bestrahlung ge-
prüft und ggf. bei der nächsten Bestrah-
lung korrigiert werden.
Solider Businessplan
Das HIT hat gezeigt, dass eine Ionenstrahl-
Therapieanlage wirtschaftlich betrieben
werden kann, so dass Investitions- und
laufende Kosten gedeckt werden können.
Nach jüngsten Entwicklungen an den Uni-
versitätsklinika Kiel und in Marburg, wo
Siemens und die Klinikträger sich aus dem
Aufbau und Betrieb der Ionenstrahlthera-
pieanlagen verabschiedet haben, obwohl
sie weit fortgeschritten waren, war dieser
Punkt in der öffentlichen Diskussion.
„Bei vollem Betrieb und
Ausschöpfung aller Mög-
lichkeiten kann ab 2013
mit der Bestrahlung von 1.300 Patienten
pro Jahr gerechnet werden. Für uns steht
die Entwicklung von innovativen Metho-
den für die Krankenversorgung im Vorder-
grund“, erklärte Irmtraut Gürkan, Kauf-
männische Direktorin des Klinikums. „Als
Anlage für Investoren ist ein derartiges
Therapiezentrum ungeeignet.“ Die Kosten
für HIT beliefen sich auf 119 Millionen
Euro; sie wurden zu gleichen Teilen vom
Bund und vom Klinikum getragen.
Basis des soliden Businessplans sind die
Vereinbarungen mit den Krankenkassen,
die ihren Mitgliedern einen Zugang zu der
innovativen Therapie ermöglichen. Ein Be-
strahlungszyklus im HIT kostet ca. 20.000
Euro. Die Behandlung ist damit rund drei-
mal so teuer wie die konventionelle Strah-
lentherapie, liegt aber noch unter den Ko-
sten aufwendiger Operationen und medi-
kamentöser Therapie bei Krebs.
AT / JB
Pokalübergabe „Ausgewählter Ort
2011“ (v.l.): Sibel Sagdic, Initiative
„Deutschland - Land der Ideen“, Pro-
fessor Dr. Thomas Haberer, HIT, Irm-
traut Gürkan, Professor Dr. Dr. Jürgen
Debus, HIT, und Andreas Rohde,
Deutsche Bank in Mannheim. 365
Preisträger werden jedes Jahr von
der Standortinitiative unter der
Schirmherrschaft des Bundespräsi-
denten gemeinsam mit der Deut-
schen Bank ausgezeichnet.
Immer mehr Patienten
mit seltenen Tumoren
profitieren von einer Be-
handlung im HIT. Hier
wird ein Patient auf eine
Bestrahlung vorbereitet.
Die Gantry ist eine riesige, um ihre Achse dreh-
bare Strahlführung, mit deren Hilfe der Patient
von allen Seiten bestrahlt werden kann. Sie
soll voraussichtlich 2012 in Betrieb gehen.
Zwei
Jahre
HIT:
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TITELTHEMA
Klinikum zieht
positive Bilanz und
dankt seinen Partnern
und Mitarbeitern