Seite 12-13 - Klinikticker November-Dezember 2011

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Sie ist eine fast vergessene Krankheit, die
global betrachtet nach wie vor unbesiegt
ist und jährlich Millionen Menschenleben
in Afrika und Asien kostet: die Tuberkulo-
se. An der Thoraxklinik ist nun am 1. De-
zember ein Tuberkulose-Museum einge-
weiht worden. „Ziel ist es, das Wissen um
die großen wissenschaftlichen und ärzt-
lichen Leistungen zu erhalten, die bisher
im Kampf gegen diese Erkrankung erbracht
worden sind“, sagt Professor Dr. Felix
Herth, Chefarzt der Pneumologie und Beat-
mungsmedizin.
Bereits 1996 war in Fulda ein Deutsches
Tuberkulose-Archiv gegründet worden, das
über 6000 Monographien und Periodika
umfasst – vorwiegend aus dem 19. Jahr-
hundert und der ersten Hälfte des 20. Jahr-
hunderts, als der Erkrankung eine große
medizinisch-ärztliche, wissenschaftliche
und gesundheitspolitische Bedeutung zu-
kam. Dr. Kropp begann damals, auch wei-
tere Materialien zu sammeln. Vor einem
Jahr beschloss er dann, das Archiv der Tho-
raxklinik zur Verfügung stellen.
Ab Januar Besichtigung
mit Führung möglich
Daraufhin haben zwei ehemalige Chef-
ärzte der Thoraxklinik – Professor Dr.
Werner Ebert und Professor Dr. Volker
Schulz – zusammen mit Prof. Herth das Ar-
chiv neu aufgestellt. „Viele der Memorabi-
lia, die uns von ehemaligen Tuberkulose-
Heilstätten, Tuberkulose-Fürsorgestellen,
Lungenärzten, aber auch von der Pharma-
industrie überlassen wurden, vermitteln
einen recht guten Einblick in eine Krank-
heitswelt, die bei uns längst der Vergan-
genheit angehört“, erläutert Prof. Schulz.
Dazu wurden mehrere Räume des Rohrba-
cher Schlösschens, einem frühklassizis-
tischen Bau im Park der Thoraxklinik, als
Museum eingerichtet, um zahlreiche alte
und neue Aspekte der Tuberkulose zu do-
kumentieren.
„Neu gestaltete Poster zeigen unter ande-
rem Mikroskope zur Betrachtung des
Tuberkulose-Erregers, pathologisch-ana-
tomische Lungenpräparate, chirurgische
Instrumente, verschiedene Pneumotho-
raxgeräte, originäre Liegen der Freiluft-
Kur, Schirmbilduntersuchungsgeräte so-
wie Materialien der Tuberkulose-Fürsorge-
stellen“, schildert Prof. Ebert. „Zudem kön-
nen über dreißig alte und neuere Filme, die
als DVD vorliegen und die Tuberkulose in
vielfältiger Weise behandeln, in einem ei-
gens dafür vorgesehenen Saal abgespielt
werden.“
Zielgruppen sind zum einen Ärzte, zum an-
deren aber auch interessierte Laien. „Die
Thoraxklinik ist ursprünglich aus einer
Tuberkuloseklinik entstanden“, sieht Ge-
schäftsführer Roland Fank eine medizin-
historische Kontinuität gewährleistet. „Da-
her ist es schön, dass wir nun ein Museum,
welches diese Erkrankung intensiv thema-
tisiert, bei uns beherbergen können.“ „Of-
fiziell wird es ab Anfang Januar 2012 geöff-
net sein, wobei wir noch keine regulären
Öffnungszeiten festgelegt haben“, ergänzt
Dr. Herth. „Wir beabsichtigen aber, an zwei
Wochentagen eine einstündige Besichti-
gung unter Führung anzubieten.“
Kirsten Gerlach
Langweilige, karge Seminarräume ohne Wandschmuck und ein
Team voller Ideen – das waren die Voraussetzungen für einen kre-
ativen Teamtag, den die Abteilung Kompetenzentwicklung und
Beratung der Akademie für Gesundheitsberufe veranstaltete. Im
Laufe eines spannenden, farbenreichen Tages entstanden acht
völlig verschiedene Bilder, die von den Hobby-Künstlern mit Acryl-
farben schwungvoll auf die Leinwand gepinselt wurden. Das Be-
sondere an dem Entstehungsprozess erklärt Dr. Christiane
Büscher: „Kein Bild ist das Produkt eines Einzelnen, sondern alle
Werke entstanden durch Kooperation von mehreren Personen“, so
die Leiterin der Abteilung Kompetenzentwicklung und Beratung.
Im Laufe des Tages veränderten sich so allmäh-
lich Formen und Farben und jeder Pinselstrich
trug zur Strahlkraft der Bilder bei. „Die Kolle-
ginnen und Kollegen entwickelten bisher unge-
ahnte Fähigkeiten“, schmunzelt Dr. Christiane
Büscher, wenn sie an den Nachmittag zurück-
denkt. Die kreativen Ergebnisse der gelebten
Teamarbeit der Abteilung Kompetenzentwicklung und Beratung
zieren nun die Wände der Seminarräume und des Flurs im Hein-
stein+ imWieblinger Weg und können dort bewundert werden.
red
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KLINIKUM AKTUELL
Nicht jeder Infekt braucht ein Antibiotikum! Unter diesem Motto
stand die Informationsveranstaltung in der Kopfklinik, die die Sek-
tion für Krankenhaus- und Umwelthygiene anlässlich des 4. Euro-
päischen Antibiotikatags veranstaltete. Professor Dr. Uwe Frank,
Leiter der Abteilung, erklärt die Relevanz des Themas: „Durch den
unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika entwickeln sich mehr
und mehr resistente Erreger, gegen die kein Antibiotika mehr
wirkt. Somit besteht die Gefahr, dass die Medizin über kurz oder
lang ihre stärkste Waffe gegen bakterielle Infektionskrankheiten
verliert.“ Der Experte schätzt, dass im ambulanten Bereich etwa
50 Prozent, im stationären Bereich 30 Prozent der verordneten An-
tibiotika nicht notwendig sind.
Um die Wirksamkeit von Antibiotika zu erhalten, empfiehlt Profes-
sor Frank, bei Infektionen der oberen Atemwege auf Antibiotika zu
verzichten. „Die meisten dieser Erkrankungen werden durch Viren
verursacht, gegen die ein Antibiotikum unwirksam ist.“ Ist eine
Einnahme des Medikaments nicht zu verhindern, sollten Einnah-
medauer sowie die Dosis genau beachtet werden. Im stationären
Bereich rät der Mediziner zu einer zielgerichteten Antibiotikathe-
rapie mit vorherigem Erregernachweis. Und wie lassen sich Infek-
tionen am besten vermeiden? „In neun von zehn Fällen werden
die Mikroorganismen, die die Krankheit auslösen, über die Hände
übertragen“, weiß der Hygienefacharzt. „Den einfachsten Schutz
bietet regelmäßiges Händewaschen und im Krankenhaus natür-
lich die Händedesinfektion.“
cf
>> Mehr zum Thema
Die Hygienevorschriften der Sektion für Krankenhaus- und Um-
welthygiene finden Sie im Internet unter > Department für Infek-
tiologie > Bereiche > Medizinische Mikrobiologie und Hygiene >
Sektion Krankenhaus- und Umwelthygiene > Hygieneplan
Achtung bei Antibiotika-Gebrauch
Resistente Erreger auf dem Vormarsch
Kreativer Teamtag der Akademie
Hobby-Künstler pinseln Acrylfarben auf Leinwände
Einblick in eine längst
vergangene Krankheitswelt
Tuberkulose-Museum in der Thoraxklinik eröffnet
An einem Tag entstanden insge-
samt acht Gemälde, die im
Heinstein+ im Wieblinger Weg
bewundert werden können.
Der einfachste Schutz vor Krankheitser-
regern: regelmäßiges Händewaschen.
Mit diesem Pneumothorax-Apparat
versuchte man in der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts, Luft in den
Spalt zwischen Rippen- und Brustfell
einzuleiten. Davon erhofften sich
die Mediziner ein Zusammenfallen
des infizierten Lungenflügels, der
Patient sollte dadurch keine Tuber-
kulose-Keime mehr abhusten.