Seite 14-15 - Klinikticker November-Dezember 2011

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KLINIKUM AKTUELL
Akademie für Gesund-
heitsberufe ist Koopera-
tionspartner der Aktion
„Starke Weggefährten“ der
Dietmar Hopp Stiftung
Dort beizustehen, zuzuhören, tröstende
Worte zu finden und Leid zu lindern, wo
das Leben im Angesicht des Todes zuneh-
mend zur Last wird – das ist das Ziel der
mehr als 1.000 ehrenamtlichen Sterbebe-
gleitern in der Metropolregion Rhein-Neck-
ar. „Von der Last zu leben – von der Lust zu
leben“ war daher auch das Motto einer
Fachtagung der Akademie für Gesund-
heitsberufe Ende September. Ehrenamt-
liche Sterbebegleiter konnten mit Weiter-
bildungsgutscheinen der Aktion „Starke
Weggefährten“ der Dietmar Hopp Stiftung
kostenlos teilnehmen.
Von praktischen Übungen über Erfah-
rungsberichte bis hin zu spirituellen Denk-
anstößen – mehr als 100 Teilnehmer be-
suchten die Vorträge und Workshops im
Heinsteinwerk. Weiterbildungsangebote
wie diese seien wichtig „um neue Impulse
zu erhalten und um sich mit Ehrenamt-
lichen aus anderen Diensten auszutau-
schen“, waren sich die Teilnehmer einig.
„Ehrenamtliches
Engagement unverzichtbar“
Den Dialog zwischen ehrenamtlichen Ster-
bebegleitern und Hauptamtlichen anzure-
gen, war eines der Ziele von Organisator
Stefan Moster, verantwortlich für den Bil-
dungsbereich Palliative Care an der Akade-
mie: „In der Sterbebegleitung ist das eh-
renamtliche Engagement unverzichtbar.“
Die Ehrenamtlichen sind da, hören zu, füh-
ren Gespräche oder lesen vor, helfen, die
letzten Dinge zu regeln und unterstützen
die Familien der Patienten. „Wir wollen in
diesem Rahmen die Starken Weggefährten
würdigen und für ihre weitere Arbeit moti-
vieren“, so Moster.
Die Auswahl der Inhalte der Fachtagung
orientierte sich an den wichtigen Themen
der Hospizbewegung. Es ging u.a. um
Schmerzen und Schmerztherapie, den Um-
gang mit sterbenden oder trauernden Kin-
dern oder Annäherungen an die Frage „Wo
ist Gott, wenn Menschen leiden?“ – auf
der anderen Seite aber auch um die Berei-
cherung, die das Ehrenamt mit sich brin-
gen kann: „Für mich ist es ein Erfolg, wenn
ich es geschafft habe, einen Menschen so
zu begleiten, dass er gut gehen konnte –
und zwar nach seinen Bedürfnissen gut“,
beschrieb Wolfgang Schulte, Leiter der
Hospizgruppe in Schifferstadt, in seinem
Vortrag die Glücksmomente im Ehrenamt.
Die Teilnehmer erprobten kleine Wohltaten
für Körper und Seele – ob eine Handmas-
sage mit ätherischen Ölen oder die Wir-
kung von Klang – und diskutierten die
Sprache der Sterbenden oder spirituelle
Themen wie das Trösten in einer trostlosen
Situation. Darüber hinaus gab es eine Ein-
führung in die Kinästhetik, die differen-
zierte und bewusste Wahrnehmung der ei-
genen Bewegung. Daraus ergeben sich
Techniken, um einerseits die Belastung für
die Pflegenden zu verringern und anderer-
seits die Bewegungskompetenz der Pati-
enten zu verbessern.
Grundkurs im Kangarooing
„Mir liegt es am Herzen, die Patienten bis
zuletzt darin zu unterstützen, soviel wie
möglich selbst zu machen und so ein Stück
weit ihre Selbstkontrolle zu bewahren“, er-
klärte Peter Pankraz, Krankenpfleger im
Zentrum für Palliativmedizin des Universi-
tätsklinikums Köln und Kinästhetik-Trai-
ner. „Die Frage dabei ist: Schaue ich auf
das, was der Mensch noch kann, oder auf
das, was er nicht mehr kann.“ Er stellte zu-
dem das Konzept des Kangarooing, des
Gehaltenseins vor: Körperkontakt und Um-
armung durch eine vertraute Person ver-
mögen Sterbende zu beruhigen, die zu-
letzt von großer Unruhe erfasst werden.
Die praktische Übung folgte im Workshop.
Am Ende der Tagung fühlten sich viele Teil-
nehmer in ihrem Einsatz neu bestärkt. So
wie Elisabeth Michels, die ehrenamtlich in
der Ökumenischen Hospizgruppe Adels-
heim-Seckach-Osterburken tätig ist und
den Workshop „Achtsamkeit durch Music
Care“ der Tagung besuchte: „Es hat mich
zum einen bestätigt, zum anderen hat es
mir neuen Mut gegeben, das eine oder an-
dere musikalisch auszuprobieren. Es war
sehr inspirierend.“
Tina Bergmann
>> Info
Die Aktion
Starke Weggefährten
wurde
2010 von der Dietmar Hopp Stiftung ins
Leben gerufen, um das Engagement der
ehrenamtlichen Sterbebegleiter zu wür-
digen und zu fördern. Die Stiftung stellte
39 ambulanten und stationären Hos-
pizeinrichtungen der Rhein-Neckar-Regi-
on Weiterbildungsgutscheine im Ge-
samtwert von 500.000 Euro für ihre
Ehrenamtlichen zur Verfügung. Koopera-
tionspartner sind die Akademie für Ge-
sundheitsberufe, das Odenwald-Institut
in Wald-Michelbach und das Heinrich
Pesch Haus in Ludwigshafen: Hier kön-
nen die Sterbebegleiter die Gutscheine
für Kurse aus dem umfangreichen Wei-
terbildungsangebot für „Starke Wegge-
fährten“ einlösen.
www.starke-weggefaehrten.de
Sterbebegleiter
stark
machen
Rosen als kleines Dankeschön für die eh-
renamtlichen Sterbebegleiter: Mehr als
100 Teilnehmer kamen zur Fachtagung ins
Heinsteinwerk. Alle Bilder: Marcus Renner
Die Teilnehmer erprobten klei-
ne Wohltaten für Körper und
Seele, hier eine Handmassage
mit ätherischen Ölen.
Beim Kangarooing vermögen Körperkon-
takt und Umarmung durch eine vertraute
Person Sterbende zu beruhigen, die zu-
letzt von großer Unruhe erfasst werden.