Seite 23 - Klinik Ticker Ausgabe 01 Februar

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Träger verkauft wurden“
Thoraxklinik und Leiter der Abteilung für Thoraxchirurgie
Auch für Sie ein Thema?
Generell finde ich das Thema in der Chirur-
gie schwierig. In der Tat sind die wenigsten
operativen Verfahren durch hohe Evidenz
abgesichert. Aber niemand würde bezwei-
feln, dass im Frühstadium eines Lungenkar-
zinoms die Operation im Sinne einer Lap-
penentfernung gerechtfertigt ist. Eine
Studie zu dieser Frage würde hier sozusa-
gen der Realität hinterherlaufen, abgese-
hen davon, dass sich kaum ein Patient be-
reit fände, einer Randomisation „operativ
vs. nicht-operativ“ zuzustimmen. Zu den
aktuellen Fragen der onkologischen Thorax-
chirurgie, etwa minimal-invasive Entfer-
nung eines Lungenlappens vs. Lobektomie
mit breiter Eröffnung des Brustkorbs, liefert
die erstgenannte, endoskopisch vorgenom-
mene Methode so überzeugende Ergeb-
nisse, dass eine randomisierte Studie allen-
falls noch zu Nebenaspekten zulässig
erscheint. Aber zurück zu Ihrer Frage:
Selbstverständlich ist die Evidenz, wie sie
beispielsweise durch die S3-Leitlinie für die
Therapie des Lungenkarzinoms vorgegeben
ist, Grundlage unserer täglichen Arbeit.
Wie sieht es in der Thoraxklinik mit dem
medizinischen Nachwuchs aus?
In der Thoraxchirurgie können wir die weni-
gen Abgänge durch Initiativbewerbungen
auffangen und rekrutieren den meisten
Nachwuchs über PJ oder Staatsexamina. Hier
erleben die jungenMediziner die Vorteile der
Klinik: gute Organisation, familienfreund-
liche Arbeitszeiten, frühzeitige Teilnahme an
OP`s und somit zügige Erfüllung des Fach-
arztkatalogs. Dies führt zu einer hohen Ar-
beitszufriedenheit und geringer Fluktuation.
Der Nachwuchs der Inneren Medizin profi-
tiert von dem großen Spektrum in Onkologie
und Pneumologie, darüber hinaus besteht
zwischen den Abteilungen des Hauses, des
Universitätsklinikums sowie anderen Kli-
niken ein etabliertes Rotationsprogramm.
Wie würden Sie einen angehenden Medi-
ziner von dem Fachgebiet der Thoraxchi-
rurgie überzeugen?
Für alle diejenigen, die gerne durchschla-
fen, hat die Thoraxchirurgie einen großen
Vorteil. Der überwiegende Teil der Operati-
onen ist sehr gut planbar, Notfälle sind
vergleichsweise selten. Deshalb können
wir unser OP-Programm innerhalb der re-
gulären Arbeitszeit erledigen. Außerdem
ist die Thoraxchirurgie ein sehr interes-
santes Fach mit vielen Bezügen zur Inne-
ren Medizin, zur Intensivmedizin und zur
Radiologie. Die vielen multimorbiden Pati-
enten erfordern schließlich eine enge Zu-
sammenarbeit mit Pneumologen, Kardio-
logen und weiteren Disziplinen. Ein
Thoraxchirurg operiert also nicht nur, son-
dern hält sich auch internistisch fit.
Das Interview führte Christian Fick
>>Abteilung für
Thoraxchirurgie
Operationen:
2.300 / Jahr, davon 40 Prozent minimal-
invasiv
OP-Spektrum:
Lungenkarzinom, Lungenmetastasen,
Pleuramesotheliome, Sarkome (auch im
Kindesalter), Chirurgie bei Myasthenie,
Lungenemphysem und Brustwand-
Fehlbildungen
OP-Optionen:
Offene Thorakotomie, minimal-invasives
Operieren, Radiofrequenzablation,
Laserchirurgie (Resektionsverfahren z.B.
bei Metastasen)
Tumorkonferenzen:
›› Einmal/Woche intern mit Medizinern
aus allen anderen Abteilungen
›› Diskussion aller onkologischer Fälle im
Tumorboard des Nationalen Centrums
für Tumorerkrankungen (NCT)
Kooperationen mit Chirurgischen
Fächern:
Orthopädie, Neurochirurgie, Herzchirur-
gie, Viszeralchirurgie
Forschung:
„Interdisziplinäre Sektion Translationale
Forschung“ mit einer der größten
Tumorbänke für Lungenkarzinome