Seite 28 - Klinik Ticker Ausgabe 01 Februar

Basic HTML-Version

28
TITELTHEMA
Derzeit leben in Deutschland fast 70.000
Personen, bei denen in den letzten fünf
Jahren Lungenkrebs diagnostiziert wurde.
Damit ist das Bronchialkarzinom sowohl
unter Männern als auch unter Frauen die
dritthäufigste bösartige Tumorerkrankung
in Deutschland – jährlich versterben etwa
40.000 Menschen daran. Wer mit dieser
Verdachtsdiagnose den Eingang zur Tho-
raxklinik betritt, hat nicht selten eine un-
günstige Prognose – die relative Fünf-Jah-
res-Überlebensrate liegt bei Frauen bei
18, bei Männern bei 15 Prozent. Eine
große Herausforderung also für Professor
Dr. Michael Thomas, Leiter der Abteilung
Onkologie der Thoraxtumoren, und seine
Mitarbeiter.
„Aus diesem Grund möchten wir unseren
Patienten auch eine ganzheitliche Be-
handlung zukommen lassen“, so Prof.
Thomas, der seit 2005 als Chefarzt den
Bereich anführt. Und der Begriff der Ganz-
heitlichkeit – im medizinischen Kontext
oft überstrapaziert – trifft in seiner Abtei-
lung in besonderem Maße zu. Neben der
Planung und Umsetzung aller diagnos-
tischen und therapeutischen Maßnah-
men – of in Kooperation mit den Thorax-
chirurgen und Pulmologen – wird der
Patient während seiner Erkrankung von
zahlreichen Spezialisten begleitet. Eine
wichtige Rolle spielen Beratungsange-
bote zu Ernährung, allgemeiner Lebens-
führung, Psychologie und Krankheitsbe-
wältigung,
Sozialberatung
oder
Komplementärmedizin. „Natürlich ist es
unser großes Ziel, die Erkrankung des Pati-
enten zu heilen oder ein Fortschreiten hi-
nauszuzögern“, macht Prof. Thomas klar.
Molekularbiologie
eröffnet neue Chancen
Neue multimodale Therapien und moleku-
larbiologische Prinzipien eröffnen völlig
neue Behandlungsmöglichkeiten. Ein ver-
bessertes Tumorstaging vor einer Operation
ermöglicht Patienten mit Bronchialkarzi-
nom eine deutlich bessere Strategie bezüg-
lich primärer Operationen oder primärer
Chemo- und/oder Strahlentherapie. „Die
Tumortherapie von morgen orientiert sich
zunehmend an der individuellen Beschaf-
fenheit des einzelnen Tumors und des Pati-
enten“, erläutert der Onkologe. Um zu ver-
stehen, auf welche Art und Weise z.B. ein
Tumor metastasiert oder warum der eine
Raucher Lungenkrebs bekommt und der an-
dere nicht, investiert Prof. Thomas mit sei-
nem Team viel Zeit und Energie in die For-
schung. Die Abteilung verfügt über ein
eigenes Labor , in einer Biomaterialenbank
lagern Tumorgewebeproben von jedem Pa-
tient. Prof. Thomas: „Unsere enge Koopera-
tion mit dem DKFZ und unsere Mitarbeit im
Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen
garantieren, dass neueste grundlagenwis-
senschaftliche
Forschungsergebnisse
schnell in klinische Studien und dann in
neue Therapiekonzepte überführt werden
können.“
Zentrale Bedeutung bei
bundesweiter Forschung
Bundesweit kommt der Abteilung eine
große Bedeutung innerhalb des Deut-
schen Zentrums für Lungenforschung
(DZL) zu. Hier hat Prof. Thomas gemein-
sam mit Professor Ursula Klingmüller
(DKFZ) die standortübergreifende Koordi-
nation für das Handlungsfeld „Lungen-
karzinom“ inne (siehe auch Seite 33). Im
Mittelpunkt der Forscher stehen Fragen
der Identifikation von Risikofaktoren, Me-
chanismen der Tumorentstehung, Metas-
tasierung und Rezidiventwicklung bis hin
zur Therapieresistenz.
Die Abteilung „Onkologie der Thoraxtumoren“ mit umfassendem
Behandlungskonzept / eine wichtige Rolle spielt die Forschung
Lungenkrebs-Patienten
ganzheitlich versorgen
Die Teambesprechung auf der Palliativstation verdeutlicht den interdiszi-
plinären und ganzheitlichen Behandlungsansatz der Abteilung „Onkologie
der Thoraxtumoren“ – am Tisch sitzen neben den Ärzten und Pflegeexper-
ten auch ein Seelsorger, ein Psychologe und ein Musiktherapeut.