Seite 21 - Klinikticker 3 2013

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Titelthema
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S
elbst einen gesunden Menschen kann eine
Grippe schon mal außer Gefecht setzen – trotz-
dem arbeitet das intakte Immunsystem auf
Hochtouren und sorgt dafür, dass nach ein oder zwei
Wochen der Spuk wieder vorüber ist.
Für Patientenmit schwachenAbwehrkräften allerdings
wird eine Grippe-Infektion schnell zur ernsthaften
Bedrohung. So stellen Inf luenza-Viren im Kranken-
haus eine besondere Gefahr für Patienten da, deren
Immunsystem durch die Therapie ihrer Grunderkran-
kung unterdrückt wird. Diese sogenannte Immunsup-
pression betrifft zum Beispiel Krebspatienten, bei
denen die Chemotherapie zu einer vorübergehenden
„Je nach Ausmaß der Immunsuppression
benötigen die Patienten einen
besonderen Schutz vor allen Infektionen
– nicht nur vor Influenza“
Prof. Dr. Christoph Eisenbach, Intensivmediziner der
Abteilung Gastroenterologie
Beeinträchtigung der Knochenmarksfunktion führt.
Die Folge: Weniger weiße Blutkörperchen und somit
weniger Abwehrzellen für denKampf gegen angreifende
Viren. Ebenfalls gefährdet sind Personen nach einer
Organtransplantation, denn Medikamente drosseln die
körpereigene Abwehr, um das neue Organ zu schützen.
Diese Patienten stecken sich nicht nur leichter an, sie
haben auch ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe.
„Je nach Ausmaß der Immunsuppression benötigen die
Patienten einen besonderen Schutz vor allen Infektionen –
nicht nur vor Influenza“, betont Professor Dr. Christoph
Eisenbach, Intensivmediziner der Abteilung Gast-
roenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftun-
gen in der Medizinischen Klinik. Neben der strikten
Einhaltung der Isolations- und Hygienemaßnahmen
durch Pflegepersonal, Ärzte und Besucher empfiehlt er
betroffenenPatientendieGrippe-Impfung. Der Impfstoff
stellt auch bei deren eingeschränkter Immunfunktion
keine Gefahr dar, weil es sich um einen Totimpfstoff
ohne lebende Viren handelt. „Zu bedenken ist lediglich,
dass diese Patienten weniger stark auf die Impfung
ansprechen als Personen mit vollständig intaktem
Immunsystem“, so der Intensivmediziner. Um das
Infektions- und Übertragungsrisiko während der Grip-
pesaison generell zu minimieren, wäre eine Impfung
von Patienten, Angehörigen und medizinischem Perso-
nal ideal.
Intensivstationen, Intermediate Care Stationen, Pati­
enten­zimmer mit stark immunsupprimierten Patienten,
Neonatologie und Dialysestationen sind besondere Risi-
kobereiche in der Grippe-Saison. Hier gilt auch für die
Besucher: Eine gute Händehygiene ist unerlässlich, um
Infektionen vorzubeugen. Kommt es zu einer Grippe-Epi-
demie, werden die Besuchsregeln eingeschränkt, insbe-
sondere für Personenmit Atemwegserkrankungen. 
–sm
Auch Stationen mit
Dialysepatienten sind
in der Grippe-Saison
besondere Risikobe-
reiche. Mit Hilfe der
Dialyse werden den
nierenkranken Patien-
ten Giftstoffe aus dem
Blut heraus gefiltert.