Seite 35 - Klinikticker 3 2013

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Menschen im Klinikum
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Drei Fragen an Yannic Ásgeirsson
KlinikTicker:
Ihre Tage sind gut gefüllt, am Wochenende jobben Sie oder
habenWettkämpfe. Wie schaffen Sie es, nicht auszubrennen?
Yannic Ásgeirsson:
Ich erhalte großen Rückhalt von Familie und Freun-
den. Zudem darf ich mich glücklich schätzen, dass meine Freundin viel
Verständnis für meinen Sport auf bringt. Ohne diese Unterstützung
könnte ich mich kaum täglich zumTrainieren aufraffen. Trotzdem ist es
schwierig Leistungssport und Privatleben miteinander in Einklang zu
bringen: Entweder man trainiert oder man trifft sichmit Freunden. Man
muss eine gesunde Balance finden, um sich die „Freude am Sport“ erhal-
ten zu können. Das ist auch einer der Leitsätze in der Physiotherapie:
„Freude an Bewegung“.
KlinikTicker:
Werden Sie durch Ihre Lehrer an der Akademie für Gesund-
heitsberufe in Ihren sportlichen Ambitionen unterstützt?
Yannic Ásgeirsson:
Die Schulleitung kommt mir sehr entgegen. Ich kann
mich für Wettkämpfe an einzelnen Tagen beurlauben lassen, zusätzlich
gibt es Mentorengespräche, in denen meine Saisonplanung und der Aus-
bildungsverlauf besprochen werden. Zudem profitiere ich von der inter-
disziplinären Fachkompetenz der Dozenten, die z.B. aus den Bereichen
der Sportwissenschaften, der Sportmedizinund der Sportphysiotherapie
stammen. Selbstverständlich wird von mir in Praktika und Unterricht
das gleiche Maß an Einsatzbereitschaft und Engagement erwartet wie
von meinen Kommilitonen. ImZweifelsfall hat die Ausbildung Vorrang.
KlinikTicker:
Was wollen Sie im Sport noch erreichen?
Yannic Ásgeirsson:
In den kommenden Jahren möchte ich mich interna-
tional im Herrenfechten etablieren, weiterhin Punkte für die Weltrang-
liste sammeln und Island erfolgreich vertreten. Mein größter Traum ist
es, das Training für den Modernen Fünfkampf so weit voranzutreiben,
um auch in dieser Disziplin international starten zu können. Das wich-
tigste Ziel wird für mich jedoch vorerst die Vereinbarkeit von Ausbildung
bzw. Studium, Arbeit und Leistungssport sein. Wenn diese Parameter
stimmen, sollte weiteren Erfolgen, wie der Teilnahme an WM, EM und
Weltcups, nichts imWege stehen.
Die verschiedenenDisziplinen des Trainingsprogramms
sind Bestandteil des sogenannten Friesenkampfs, einer
Variation desmodernen Fünfkampfs, benannt nach dem
deutschen Turnvater Karl Friedrich Friesen. Die
Anstrengung zahlt sich aus: In den letzten beiden Jahren
gewann Yannic Ásgeirsson die Deutschen Mehrkampf-
meisterschaften in dieser Disziplin. Das Fechten, das er
mit acht Jahren begann, nimmt für ihn eine Sonderstel-
lung ein. „Es ist ein sehr ästhetischer Sport mit geisti-
gem Anspruch – eine Kombination aus Schnelligkeit,
Technik und Taktik. Ich wollte es nicht mehr missen.“
In der Vergangenheit gewann er fünf Mal in Folge die
Nordbadischen Fechtmeisterschaften.
Seit seiner Geburt hat Yannic Ásgeirsson die doppelte Staatsbürgerschaft
für Deutschland und Island; im letzten Jahr erhielt er das Startrecht für
Island und kann nun auch für das Heimatland seines Vaters antreten. In
internationalen Wettkämpfen sammelte er erste Punkte für die Junioren-
Weltrangliste imHerrenfechten.
Nach seiner Ausbildung will Yannic ÁsgeirssonMedizin studieren, vorzugs-
weise in Heidelberg. Die Ausbildung zum Physiotherapeuten sieht er als ide-
ale Vorbereitung: „Wir arbeiten viel früher als dieMedizinstudenten nah am
Patienten, behandeln ab dem zweiten Jahr selbst, werden intensiv betreut.“
Das Mehrkampftraining wird dann wohl etwas zurückstehen müssen.