Seite 17 - Klinikticker november Dezember

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Tatort Südhessenhalle in Birkenau: Beim
Einsturz der Hallendecke werden 50 Per-
sonen zum Teil lebensgefährlich verletzt
und müssen in umliegende Krankenhäu-
ser transportiert werden. Zum Glück han-
delt sich nur um eine Übung, wenn auch
um eine ganz besondere: Sie ist Teil eines
öffentlichen, vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung geförderten Pro-
jekts. Ziel ist es, neue Ansätze zu erfor-
schen, wie bei einem Großunfall mit Hun-
derten von Verletzten möglichst viele
Menschenleben gerettet und die Verletz-
ten optimal versorgt werden können.
Erstmals Übung mit
„echten“ Patienten
Eines der beiden Krankenhäuser, das mit
Verletzten – allesamt Schauspieler-Pati-
enten – versorgt wurde, war die Chirur-
gische Klinik. PD Dr. Erik Popp, Leiter der
Sektion Notfallmedizin der Klinik für Anäs-
thesiologie, berichtet: „Von 16 aufgenom-
menen Patienten mussten sechs Schwer-
verletzte umgehend im Schockraum oder
im OP behandelt werden.“ Da es sich erst-
mals um eine Übung mit Patienten handelte
– eine Trockenübung zur Verkehrsführung
gab es bereits im Dezember letzten Jahres
– waren nahezu alle Schritte neu: Die Be-
nachrichtigung über das Unglück mittels
elektronischem System (IVENA), die interne
Alarmierung per Alarmserver (DAKS) sowie
die Einrichtung der Eingangshalle als Tria-
geplatz für die Verletzten stellte alle Betei-
ligten – darunter Pflegekräfte aus den Be-
reichen
Anästhesie
und
Chirurgie,
Mitarbeiter der Radiologie, der Traumatolo-
gie und der Klinik für Anästhesiologie sowie
des Infopoints und der Cafeteria – vor eine
große Herausforderung.
Sehr zufrieden mit der Übung zeigte sich
Dr. Erik Popp: „Es ist sehr gut gelaufen. Wir
hatten fünf Notärzte am Unfallort in Birke-
nau im Einsatz und haben mehr Patienten
versorgt, als ursprünglich abgesprochen.“
Der Notfallmediziner ist, ebenso wie sein
Kollege der Arbeitsgruppe Katastrophen-
schutz PD Dr. Lars Fischer, überzeugt: „Für
den Ernstfall haben wir wichtige Erkennt-
nisse gewonnen.“ Begeistert waren die
Beiden auch von dem Zusammengehörig-
keitsgefühl und den vielen helfenden Hän-
den in der Chirurgie.
Auch Jürgen König, Leiter der Abteilung Si-
cherheit und Ordnung der Klinik Service
GmbH, ist zuversichtlich, für den Ernstfall
gut gerüstet zu sein. „Der genaue Zeit-
punkt der Übung war meinem Team nicht
bekannt, die Situation somit so real wie
möglich.“ Informiert durch den klinikums-
eigenen „digitalen Alarmierungs- und
Kommunikationsserver“ (DAKS) waren in
kurzer Zeit 14 seiner Mitarbeiter in die Chi-
rurgie geeilt – von zu Hause, vom Einkauf
oder vom Einsatzort am Klinikum. Ihre Auf-
gaben: Den Verkehr im und zum Neuenhei-
mer Feld umleiten, Verletzte und Mitarbei-
ter abschirmen, Zufahrtswege für die
Rettungsfahrzeuge frei halten oder die Ein-
gangshalle für die Verletzten einrichten.
„Etwa eine Stunde nach Eingang des Not-
rufs waren die Verkehrsführung geändert
und die Absperrungen aufgebaut“, lobte
König seine Mitarbeiter.
Nach nur einer Stunde
war die Verkehrsführung
geändert
Beflügelt von dem positiven Test mit der
DAKS-Alarmierung sind Mitarbeiter der Ab-
teilung Sicherheit und Ordnung, Dr. Erik
Popp und ein Ärzteteam gerade dabei, ein
entsprechendes System für den Schock-
raum der Chirurgie einzurichten. Davon er-
hofft sich Dr. Popp eine effektivere und
schnellere Alarmierung der Mitarbeiter, die
bei der Schockraum-Versorgung eines
Schwerverletzten benötigt werden.
Christian Fick
Gut gerüstet für den Ernstfall
Schwerverletzte versorgen, Mitarbeiter alarmieren, Wege freihalten
Triageplatz im Foyer der Chirurgie: Bei einem Massenanfall von Verletzten
müssen diese umgehend gesichtet und je nach Schweregrad einer Behand-
lung zugeteilt werden, z.B. in OP, Schockraum oder Tagesklinik.