Seite 39 - Klinikticker november Dezember

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Das Heidelberger Brustzentrum ohne „Schwester Christel“ Traut-
mann? Unvorstellbar, doch Anfang Dezember hat die jung geblie-
bene Sechzigjährige nach 20 Jahren die pflegerische Leitung der
Brustambulanz und der onkologischen Ambulanz/Tagesklinik in
die Hände von NCT-Pflegedienstleiter Markus Hoffmann gelegt.
Sie selbst sieht freudig dem neuen Lebensabschnitt entgegen, der
ihr die lang ersehnte Muße, Zeit zum Reisen mit ihrem Mann und
für ihre beiden Enkelinnen beschert.
Ihre Ausbildung hat Christel Trautmann am Klinikum in Ludwigs-
hafen absolviert. Dann folgten Jahre in einer Belegarztpraxis und
die Geburt des Sohnes, bevor sie ans Heidelberger Uniklinikum
kam. Professor Fred Kubli und Hildegard Hütter-Semkat engagier-
ten sie für die onkologische Ambulanz, später kamen unter Pro-
fessor Gunther Bastert zwei onkologische Tageskliniken hinzu. Mit
Professor Christof Sohn sowie Pflegedirektor Edgar Reisch und
dem Ärztlichen Leiter des Heidelberger Brustzentrums, Professor
Andreas Schneeweiss, konnte 2006 der Anbau des Wintergartens
in der Frauenklinik für die Chemotherapie eröffnet werden. „End-
lich konnten wir unsere Patientinnen in hellen und freundlichen
Räumen betreuen“, erzählt Christel Trautmann.
Bademodeschauen und Kosmetikkurse
Hat sich die Versorgung der onkologischen Patientinnen verän-
dert? „Damals gab es nur wenige Medikamente, Operation und
Bestrahlung standen stärker im Vordergrund“, erinnert sich die
Krankenschwester. Heute ist die Therapie individuell, die Progno-
se wesentlich besser. Auch das Image der Tumorerkrankungen,
insbesondere von Brustkrebs, hat sich gewandelt. „Die Krankheit
Krebs hat viel von ihrem Schrecken verloren.“
Beigetragen haben dazu nicht nur die intensive öffentliche Aus-
einandersetzung mit Krebs, u.a. bei Tagen der offenen Tür in der
Frauenklinik, sondern auch die Heidelberger Kosmetikkurse und
Dessous- und Bademodeschauen für und mit Patientinnen, die
Christel Trautmann und ihr „Superteam“ seit 14 Jahren organi-
siert haben: Betroffene hatten wieder Mut, ihren Körper und ihre
Sexualität anzunehmen. Unvergesslich, wie stolz die Models at-
traktive Mode präsentierten und von den Patientinnen bei ihrem
Auftritt enthusiastisch gefeiert wurden.
Gelungene Übersiedlung ins NCT
So viele erfüllte Jahre in der Frauenklinik – fiel da der Umzug
ins NCT schwer? „Zunächst hatten wir Probleme mit der neuen
Umgebung“, gibt die zukünftige Ruheständlerin unumwunden
zu. Denn die Architektur ist zwar beeindruckend, doch waren
die Behandlungs- und Unterkunftsräume für das Pflegeperso-
nal unterdimensioniert. Rückblickend war die Einrichtung eines
gemeinsamen Dachs für die onkologische Versorgung in Hei-
delberg jedoch richtig und wegweisend. „Wir kommen regel-
mäßig mit den anderen Fachdisziplinen zusammen, der Hori-
zont wird breiter, Pflege, Wissenschaftler und Kliniker lernen
sich und ihre Probleme kennen.“
Ob ein Erlebnis aus diesen 20 Jahren besonders in Erinnerung
bleiben wird? „Kein einzelnes“, sagt sie, „aber alle Menschen,
die mich gefördert, aber auch gefordert haben.“
Annette Tuffs
WER GEHT
Mit Modeschauen und Kosmetikkursen den
Patientinnen Mut gemacht
Nach 20 Jahren Ambulanzleitung in der gynäkologischen Onkologie
geht „Schwester Christel“ Trautmann in den Ruhestand
„Als ‚Hebamme’ hat Frau Trautmann
die Onkologische Ambulanz und Tagesklinik
der Universitäts-Frauenklinik auf die Welt
gebracht und sie zwei Jahrzehnte lang zu
einer starken Einheit gemacht.“
Professor Dr. Andreas Schneeweiss,
Leiter Gynäkologische Onkologie, Frauenklinik und NCT