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Klinikum Aktuell
Klinikum Aktuell
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Rechtsmedizin für die Lebenden
News
HeikeWachowNCT-Mitarbeiterin des Jahres
Alljährlich wählt das Nationale Centrum für Tumor­
erkrankungen (NCT) einen Mitarbeiter des Jahres.
2013 fiel die Wahl auf Heike Wachow, die Leiterin des
Patientenzentrums, der Ambulanz der Medizinischen
Onkologie und des Case-Managements. Nicht nur auf-
grund ihrer fachlichen und menschlichen Stärke wurde
Heike Wachow ausgezeichnet; sie ist zudem eine der
Mitarbeiterinnen, die den Auf- und Ausbau der interdis-
ziplinären Tumorboards mitgestaltet haben. Dabei or-
ganisiert sie die Treffen der Patienten mit Ärzten und
Pflegekräften und den individuellen Behandlungsplan.
Heike Wachow selbst schätzt an ihrer Arbeit vor allem
die Vielfältigkeit. „Es macht wirklich Freude, Neues
auszuprobieren, aufzubauen und zu etablieren“, sagt die
Krankenschwester.
DIE GEWALTAMBULANZ HAT SEIT IHRER GRÜNDUNG IM HERBST 2012
RUND 300 BETROFFENEN GEHOLFEN
I
mHerbst 2012 eröffnete das Klinikum imRechtsmedizinischen Institut die erste Anlaufstelle für Opfer
von Gewalttaten in Baden-Württemberg. Etwa 300 Betroffene haben seitdem die Dienste der Gewaltam-
bulanz in Anspruch genommen – Tendenz steigend. „Der Bedarf auf dem Gebiet ist groß“, betont Insti-
tutsleiterin Professor Kathrin Yen.
Kommunikationstraining für Onko-Ärzte
Schlechte Nachrichten überbringen, mit Angehörigen
sprechen,Krebspatientenemotionalunterstützen –darum
geht es imKoMPASS Kommunikationstraining für onko­
logisch tätige Ärzte vom 11. bis 13. April in Heidelberg
(Auffrischungskurs: 12.07.2014). Eine Krebserkrankung
ist nicht nur mit körperlichen Folgen, sondern auch mit
tiefgreifender Verunsicherung und Sorgen verbunden.
Dies erschwert eine offene Kommunikation. Das Trai-
ningsprogramm wurde entwickelt, um Ärzte in diesen
kommunikativen Fähigkeiten zu schulen. Es wird in
Heidelberg bereits zum 11. Mal durchgeführt; mehr als
450 Ärzte haben das Angebot bislang deutschlandweit
genutzt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, die Kosten
betragen 300 Euro inklusive Catering.
Anmeldung unter: www.kompass-o.org
Großzügige Spenden fürMusiktherapie anCOURAGE
Musiktherapie vermittelt Kindern Geborgenheit und
hilft Krankheiten zu bewältigen. Dr. Bärbel Striegel,
Koordinatorin der Initiative COURAGE für chronisch
kranke Kinder, hat eine Spende über 3.000 Euro von der
ALTOR Gruppe erhalten, mit der die Musiktherapie an
der Kinderklinik gefördert wird. Das Deutsche Kinder­
förderwerk unterstützt ebenfalls dieMusiktherapie: mit
einer Summe von 5.000Euro, der Drogeriemarkt dmmit
3.000 Euro. Mit demGeld wird unter anderem ein neues
Projekt für Stoffwechselpatienten finanziert. Einen
Schecküber 7.500Eurohat zudemdasSterne-Restaurant
„Die Ente“ aus Ketsch übergeben, das ein großes Essen
zugunsten der kranken Kinder veranstaltet hatte.
„Es kommen mehr Frauen als Männer. In den meisten
Fällen geht es um Körperverletzungen zum Beispiel im
Rahmen häuslicher Gewalt oder Schlägereien, danach
kommen sexuelle Gewalt, sexueller Missbrauch und der
Missbrauch von Kindern“, beschreibt Kathrin Yen, die
vor ihrer Berufung nach Heidelberg bereits eine solche
Anlaufstelle im österreichischen Graz eingerichtet
hatte. Tag und Nacht können sich die Opfer an das Team
der Gewaltambulanz wenden, um kostenlos Spuren und
Professor Dr. med.
univ. Kathrin Yen,
Ärztliche Direktorin
des Instituts für
Rechtsmedizin,
skizziert nach einer
Untersuchung genau,
welche Verletzungen
das Opfer erlitten hat.
Diese penible
Dokumentation
verbessert die
Situation der Opfer in
späteren Strafverfah-
ren.
Häufig sind es Polizei und Staatsanwaltschaft, die auf
dieUntersuchungenderRechtsmediziner zurückgreifen;
doch jeder, dem Gewalt angetan wurde, kann die Ambu-
lanz über den 24-Stunden-Bereitschaftsdienst auch
direkt erreichen. Selbst dann, wenn man sich unsicher
ist, ob man tatsächlich Anzeige erstatten will, etwa
wenn es um den eigenen Partner geht. Manche Frauen
kommenmehrereMale, bevor sie eine Anzeige erstatten.
Die Rechtsmediziner stellen in jedem Fall Spuren und
Beweise sicher und dokumentieren sie für einemögliche
spätere gerichtliche Auseinandersetzung. Eine sorgfäl-
tige Beweisaufnahme ist entscheidend, daher sind die
Unter­suchungen sehr detailliert – jeder blaue Fleck zählt.
Verletzungen gerichtsfest dokumentieren zu lassen.
Wichtig: vorher anrufen 0152-54648393.
In vier von fünf Fällen packen die Rechtsmediziner
nach demAnruf ihre Koffer: sie fahren in Kliniken, unter­
suchen mutmaßliche Täter in der Arrestzelle oder wer-
den vom Jugendamt oder der Polizei angefordert. Nur
ein Drittel der Untersuchungen erfolgt im kleinen Raum
der Gewaltambulanz imAltklinikum.
Schnell sollte es gehen, damit die Beweise noch fassbar
sind. „Es ist wichtig, dass die Opfer innerhalb weniger
Stunden zu uns kommen“, betont die Institutsleiterin.
„K.O.-Tropfen“ zum Beispiel baut der Körper innerhalb
von ca. acht Stunden ab – danach können sie im Blut
nicht mehr aufgespürt werden. Opfer von Sexualdelik-
ten sollten außerdem nicht vorher duschen oder die Klei-
dung waschen, denn das vernichtet wichtige Beweise.
„Mit dem Angebot kommen wir aus der typischen Tat-
ortecke heraus. Wir möchten uns künftig in der Rechts-
medizin mehr mit den Lebenden beschäftigen, die oft
Gewalt erfahren; das ist eine wichtige Entwicklung
unseres Fachs“, sagt Kathrin Yen. 
–sm
Die Verletzungen
werden in der
Gewaltambulanz
genau vermessen und
gerichtsfest
dokumentiert