Seite 34-35 - KlinikTicker Ausgabe1 M

Basic HTML-Version

35
34
TITELTHEMA
„Im Team erreichen wir das
Optimumfür unsere Patienten
Vom Leberversagen bis zur Tropenkrankheit: Auf der gastroenterolo-
gischen Intensivstation ist das Spektrum der Erkrankungen sehr breit
Die gastroenterologische Intensivmedizin am Klinikum ist be-
wusst auf ein breites medizinisches Spektrum ausgelegt: Auf den
Intensivstationen Gastro-Wach und Gastro-Intensiv werden nicht
nur Patienten mit Erkrankungen wie Sepsis, gastrointestinaler Blu-
tung, akuter Pankreatitis oder akuter und chronischer Leberer-
krankung betreut. „Abgesehen von kardiologischen und neurolo-
gischen Erkrankungen decken wir das gesamte Spektrum der
konservativen Intensivmedizin ab“, erklärt Professor Dr. Uta Mer-
le, leitende Oberärztin und Leiterin der gastroenterologischen
Wachstation in der Medizinischen Klinik.
Ob SARS, EHEC, Schweine- oder Vogelgrippe:
Infektionen sind an der Tagesordnung
Zu den Behandlungsschwerpunkten der beiden Stationen gehört
auch die Betreuung von Patienten mit schweren Infektions- oder
seltenen Tropenkrankheiten. So wurden hier in den letzten Jahren
etwa Schwerstkranke versorgt, die sich mit den zeitweise grassie-
renden Erregern von SARS, Schweinegrippe oder Vogelgrippe infi-
ziert hatten. „Im letzten Jahr hatten wir zudem gleich sechs Fälle
des gefährlichen Darmkeimes EHEC innerhalb von sechs Tagen“,
so PD Dr. Christoph Eisenbach, Oberarzt und Leiter der gastroente-
rologischen Intensivstation. Um betroffene Patienten optimal zu
therapieren und gleichzeitig andere vor einer Ansteckung zu be-
wahren, stehen auf den Stationen zwei Schleusenzimmer zur Iso-
lierung zur Verfügung. Zudem arbeiten Ärzte und Pflegende in die-
sen Fällen eng mit Virologen und Hygienikern zusammen und
stehen in stetigem Austausch mit dem Gesundheitsamt.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt zudem auf der Behandlung von In-
toxikationen. Rund 200 Patienten pro Jahr werden mit schweren
Vergiftungen auf der Intensivstation eingewiesen. Am häufigsten
behandeln die Heidelberger Experten Alkohol- und Tablettenver-
giftungen, saisonal bedingt auch viele Pilzvergiftungen. Da man-
che der Alkohol- und Tablettenintoxikationen auch mit Suizidver-
suchen in Verbindung stehen, sind Ärzte und Pflegende im
ruhigen, sensiblen und professionellen Umgang mit den Schwerst-
kranken erprobt und zeigen keine Berüh-
rungsängste, selbst wenn Patienten im
Einzelfall handgreiflich werden.
Die Stationen Gastro-Intensiv und Gastro-
Wach bilden dabei eine Einheit, die rund
um die Uhr von einem gemeinsamen Ärzte-
und Pflegeteam betreut wird. Dadurch
kann ein reibungsloser Übergang von der
Intensiv- zur Wachstation gewährleistet
werden. Im Bedarfsfall wird eng mit ande-
ren Fachabteilungen der Medizinischen
Klinik zusammengearbeitet, wie etwa der
Endokrinologie, Psychosomatik, Kardiolo-
gie, Hämatologie, Onkologie, Nephrologie
und klinischen Pharmakologie sowie der
Chirurgie und Radiologie. „Bei uns wird
der interdisziplinäre Ansatz nicht nur fest-
geschrieben, sondern auch tatsächlich ge-
lebt“, so PD Dr. Eisenbach.
Pflegeteam erarbeitet und
überprüft eigene Standards
Gute medizinische Versorgung braucht aus
Sicht von Prof. Dr. Merle vor allem gute
Teamarbeit: „Am Erfolg der Station ist das
gesamte Team beteiligt, egal ob Arzt, Pfle-
ger, Versorgungsassistent oder der Reini-
gungsdienst.“ Die Standards auf den
beiden Stationen werden durch pflegege-
tragene Arbeitsgruppen immer wieder auf
den Prüfstand gestellt. „Diese treffen in
regelmäßigen Abständen zusammen und
tragen zur Innovation bei“, erklärt Jochen
Treu, pflegerische Leitung der Station. In
einer gemeinsamen ärztlichen und pflege-
rischen Initiative wurde zudem 2012 die
Funktion einer „Respiratory Nurse“ neu ge-
schaffen, die täglich die Einhaltung der
hohen Beatmungsstandards garantiert
und weiterentwickelt.
Neben modernsten Überwachungs- und
Beatmungseinheiten kommen auch be-
sondere Verfahren zum Einsatz, wie etwa
extrakorporale Leberersatzverfahren für
Patienten mit Leberversagen, die auf ein
Spenderorgan warten. Zudem kann mit-
tels Nova-Lung-Gasaustauscher extrapul-
monal Kohlendioxid (CO2) aus dem Blut
entfernt werden. Für Ärzte und Pflegende
wird die gastroenterologische Intensiv-
und Wachstation damit vor allem zu
einem sehr abwechslungsreichen und
spannenden Arbeitsplatz, sagt PD Dr. Ei-
senbach: „Wir versorgen viele verschie-
dene Patienten gleichzeitig mit der best-
möglichen Therapie: Vom Mann von der
Straße, der mit Erfrierungen eingeliefert
wird, bis hin zum Schwerstkranken mit
akuten Leberversagen.“
Daniela Zeibig
Christina Carstensen ist Krankenschwester auf der Gastro-In-
tensiv. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen sorgt
sie für die qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten.
Dazu tragen auch in Arbeitsgruppen entworfene und kontinu-
ierlich überprüfte Standards bei.
Aus der Forschung
Psychischen Stress
besser bewältigen
In vielen Kliniken stehen nur die Patienten
einer Intensivstation im Fokus. Die Arbeit
mit Schwerstkranken stellt aber auch Ärzte
und Pflegende jeden Tag vor medizinische
wie emotionale Herausforderungen. Aus
diesem Grund untersuchen PD Dr. Eisen-
bach und Dr. Katja Roos aktuell im Rahmen
einer Fragebogenstudie, welchen psychi-
schen Belastungen Assistenzärzte auf der
gastroenterologischen
Intensivstation
durch die ständige Konfrontation mit den
Themen Leben und Tod ausgesetzt sind.
Ziel der Studie ist es herauszufinden, wie
man die Arbeitsbedingungen am Klinikum
im Bereich der Intensivmedizin noch wei-
ter verbessern kann.
Daten und Fakten
Stationen/Betten/Mitarbeiter:
Gastro-Intensiv: 14
Gastro-Wach: 10
Mitarbeiter Pflege: 64
Mitarbeiter Ärzte: 14
Professor Dr. Uta Merle, hier gemeinsam mit Dr. Elisa Schulze-
Schleithoff, bei der Visite auf der Gastro-Wach: „Abgesehen von
kardiologischen und neurologischen Erkrankungen decken wir
das gesamte Spektrum der konservativen Intensivmedizin ab.“