Seite 40-41 - Klinikticker Juli - August

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Professor Dr. Hans-Michael Meinck
, Leiter der Sektion Klinische
Neurophysiologie der Neurologischen Klinik, ist seit August –
nach 24 Jahren am Klinikum – in Ruhestand. Nach Studium in
Berlin, Bonn und Würzburg sammelte er erste Erfahrungen in
Krankenversorgung und Neurophysiologie in Göttingen und
Ulm. Seine Schwerpunkte in Heidelberg, wo er seit 1988 arbei-
tete, waren Erkrankungen der peripheren Nerven, der Muskula-
tur sowie zentrale Bewegungsstörungen. Als Leiter der Sprech-
stunden
für
neuromuskuläre
Erkrankungen
und
Bewegungsstörungen machte sich Professor Meinck als exzel-
lenter Diagnostiker einen Namen. Unter ihm wurde die elektro-
physiologische Diagnostik für Patienten aus Neurologie, Neuro-
chirurgie und Neuropädiatrie stetig ausgebaut. International
geachtet ist der Neurologe als Experte für die Autoimmuner-
krankung Stiff-Person-Syndrom, zu
deren Erforschung er maßgeblich
beigetragen hat. So ist es ihm zu ver-
danken, dass Heidelberg als europä-
isches Referenzzentrum für seltene
Bewegungsstörungen anerkannt ist.
Als Leiter der Gutachtenstelle hat
Professor Meinck über 800 Gutach-
ten erstellt. Zu seinen Ehren veran-
staltete die Neurologie ein Ab-
schiedssymposium mit zahlreichen
Experten. Professor Meinck, der weiter als Leiter der Gutachten-
stelle tätig ist, möchte zukünftig „viel Reisen, sich mit Kunstge-
schichte und Musik beschäftigen und das Leben genießen.“
cf
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PERSONALIEN
Der Aufsichtsrat des Klinikums hat zwei
neue Mitglieder:
Frau Professor Dr. Hedwig
Kaiser
, Basel, und
Frau Professor Dr. Annet-
te Grüters-Kieslich
, Berlin. Sie folgen damit
als externe medizinische Mitglieder des
Aufsichtsrats Professor Dr. Manfred Thelen
und Professor Dr. Albrecht Encke.
Nach Studium und Ausbildung als Allge-
meinmedizinerin und Ophthalmologin
setzte Hedwig Kaiser ihre Karriere an der
Universitäts-Augenklinik Basel fort, wo sie
habilitierte und die Professur für Strabolo-
gie und Neuroophthalmologie übernahm.
Von 2002 an war sie Studiendekanin der
Medizinischen Fakultät, bis sie 2009 zur
Vizerektorin der Universität Basel gewählt
wurde. Wie unterscheidet sich die medizi-
nische Lehre in der Schweiz? Das dortige
Modell gliedert sich in ein dreijähriges Ba-
chelorstudium, dem ein dreijähriges Ma-
sterstudium folgt, bei dem die Studieren-
den ihre Schwerpunkte, u.a. in der
Forschung, wählen können. „In Basel wur-
den zudem organspezifische Themenblö-
cke sowie neue Lern- und Prüfungsformate
eingeführt“, berichtet Hedwig Kaiser. Die
Studierenden werden früh in das wissen-
schaftliche Arbeiten eingeführt; für den
Masterabschluss muss eine Arbeit verfasst
werden. Der universitäre Abschluss wurde
getrennt von der Zulassung für die kli-
nische Weiterbildung, für den ein zusätz-
liches Examen abgelegt werden muss.
Annette Grüters-Kieslich ist Kinderärztin,
ihr Studium absolvierte sie in Bochum und
Berlin. Der Hauptstadt blieb sie während
ihrer weiteren Ausbildung verbunden. An
der Charité leitete sie seit 2005 das Zen-
trum für Frauen-, Kinder- und Jugendme-
dizin; ihr Schwerpunkt ist die Endokrino-
logie des Kindesalters, insbesondere
die genetischen Grundlagen. 2008 hat
sie als erste Frau das Amt der Dekanin
an der Medizinischen Fakultät der Chari-
té übernommen. Die Charité und das
Uniklinikum Heidelberg belegen in Aus-
wertungen stets Spitzenpositionen. Was
haben die beiden Institutionen gemein-
sam, was unterscheidet sie? „Zunächst
ist die bauliche Ausstattung des Heidel-
berger Klinikums sehr beeindruckend“,
sagt die Kinderärztin. Die Charité hat an
ihren drei Standorten zahlreiche Investi-
tionsaufgaben; z. B wurde unlängst die
Sanierung des Bettenturms am Standort
Mitte bewilligt. „Was Klinik und For-
schung anbelangt, sehe ich Unter-
schiede insbesondere in der Vielfalt der
großen Charité. Diese ist eine Herausfor-
derung, beinhaltet aber auch große
Chancen durch Erkenntnisse, die an den
Schnittstellen von Disziplinen identifi-
ziert werden.“
AT
Zweifacher Wechsel im Aufsichtsrat des Klinikums
WER KOMMT
WER GEHT
Prof. Dr. Hedwig Kaiser (li) und Prof.
Dr. Annette Grüters-Kieslich (re).
Experte für Bewegungsstörungen in Ruhestand
Neues aus der
Forschung
Neuer Krebsdetektor wird weltweit vermarktet
Verfahren unterscheidet zwischen normalen und krebstypischen Zellen
Klinikum und Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben
mit dem Diagnostik-Unternehmen Ventana Medical Systems eine
Lizenzvereinbarung über die Vermarktung eines diagnostischen
Antikörpers unterzeichnet. Der neue Krebs-Detektor, den Heidel-
berger Wissenschaftler um Professor Dr. Andreas von Deimling,
Dr. David Capper und Professor Dr. Hanswalter Zentgraf entwi-
ckelten, weist eine häufige krebstypische Veränderung des soge-
nannten BRAF-Proteins nach.
Das Signalprotein BRAF ist bei vielen Krebsarten verändert und
dadurch fehlerhaft aktiviert. Ob eine solche Veränderung vorliegt
oder nicht, kann den Erfolg der Krebstherapie beeinflussen. Mit
dem Nachweisverfahren ist nun erstmals eine Unterscheidung
zwischen normalem und krebstypisch verändertem BRAF möglich.
„Wir hoffen, mit unserer Entwicklung Diagnose und Auswahl ge-
eigneter Therapien für Krebspatienten zu verbessern“, sagt Pro-
fessor von Deimling, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuropatho-
logie am Klinikum und Leiter der Klinischen Kooperationseinheit
Neuropathologie des DKFZ. Seit kurzem ist zudem ein neues
Krebsmedikament auf dem Markt, das nur bei Tumoren mit verän-
dertem BRAF wirkt. Der Einsatz ist daher abhängig vom zuverläs-
sigen Nachweis des Krebsproteins.
Die Vermarktung der Antikörper kam mit Hilfe der „technology
transfer heidelberg GmbH“ zustande. Diese unterstützt Wissen-
schaftler des Klinikum dabei, ihre Erfindungen als Patente zu ver-
markten. Gemeinsam mit der Industrie sollen Ideen schneller zu
marktfähigen Produkten und Verfahren entwickelt werden, von
denen Patienten profitieren können.
TB
Ein Sportler kennt keinen Schmerz
Leistungssportler sollen mehr auf die Signale ihres Körpers achten
Wer auf professionellem Niveau Sport be-
treibt, kann größere Schmerzen ertragen,
als jemand, der nicht sportlich aktiv ist.
Zu diesem Ergebnis kamen Dr. Jonas
Tesarz und Professor Dr. Wolfgang Eich,
Klinik für Allgemeine Innere Medizin und
Psychosomatik, bei der Auswertung von
15 Studien, die sich mit Schmerzempfind-
lichkeit bei Sportlern beschäftigen. Die
Mediziner zeigten: Sportler fühlen den
Schmerz zwar ebenso wie Nicht-Sportler,
sind aber schmerztoleranter. Dieses Er-
gebnis könnte zukünftig in die Therapie
von Patienten mit chronischen Schmerz-
leiden einfließen, z.B. in Form eines spe-
ziellen Bewegungsprogramms. Auch für
Leistungssportler liefert die Studie eine
wichtige Erkenntnis: Durch die höhere
Schmerztoleranz laufen sie leichter Ge-
fahr, die Belastungsgrenze ihres Körpers
zu überschreiten. Sie sollten daher gut
auf die Signale ihres Körpers achten.
TB