Seite 40-41 - Klinik Ticker Ausgabe 02 Mai

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Der ehemalige Leiter der Abteilung für kli-
nische Elektrophysiologie und Epileptolo-
gie an der Neurologischen Klinik,
Profes-
sor Walter Christian
, verstarb am 23. März
im Alter von 89 Jahren.
Professor Christian begann 1949 an der
„Nervenabteilung der Medizinischen Uni-
versitätsklinik“ in Heidelberg seinen kli-
nischen und wissenschaftlichen Werde-
gang. 1957 beschrieb er gemeinsam mit
Professor Dieter Janz erstmals die juvenile
myoklonische Epilepsie, eine Erkrankung,
die im Jugendalter auftritt und mit schwe-
ren Muskelzuckungen der Schultern und
Arme einhergeht.
Aus seiner Habilitation 1966 ging das weg-
weisende, in mehrere Sprachen übersetzte
Standardwerk „Klinische Elektroenzepha-
lographie“ hervor. 1975 übernahm der
Neurologe die Leitung der Abteilung für
klinische Elektrophysiologie und Epilepto-
logie. Die in seiner Abteilung etablierte
Spezialambulanz für Anfallskranke ge-
hörte zu den ersten Einrichtungen dieser
Art in Deutschland und erwarb einen her-
vorragenden überregionalen Ruf.
Neben klinischer und wissenschaftlicher
Brillanz begegnete Prof. Christian seinen
Patienten, Studenten und Kollegen stets
mit persönlicher Anteilnahme und Ver-
ständnis. Als Hochschullehrer überzeugte
er mit Sachverstand, Bescheidenheit und
Begeisterung für die Neurologie.
Für seine Schüler blieb er
stets ein goßes Vorbild
Für seine Schüler blieb er auch über sei-
nen Ruhestand 1987 hinaus ein großes
Vorbild. „Seiner“ geliebten Neurologie
hielt Prof. Christian bis zuletzt die Treue.
So lange es sein gesundheitlicher Zu-
stand zuließ, besuchte er regelmäßig
Fortbildungsveranstaltungen und Weih-
nachtsfeiern der Abteilung. Im Mai wäre
Professor Walter Christian 90 Jahre alt ge-
worden.
red
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PERSONALIEN / NACHRUFE
Professor Otto Heinrich Just
, von 1963 bis
1990 Ärztlicher Direktor der Abteilung für
Anästhesiologie, ist tot. Der Mediziner, der
von 1980 bis 1985 auch Ärztlicher Direktor
der Chirurgischen Klinik war, verstarb am
21. April mit 90 Jahren in Heidelberg.
Just machte sich vor allem durch praxisbe-
zogene Forschungsarbeiten einen Namen.
Ob Pathophysiologie des hypovolä-
mischen Schocks und seine Therapie mit
Blutersatzmitteln,
Flüssigkeitshaushalt
und Atemphysiologie bei Neugeborenen
und Säuglingen, mögliche protektive phar-
makologische Interventionsmöglichkeiten
vor und nach neurochirurgischen Eingrif-
fen – aufgrund der Vielzahl an Forschungs-
schwerpunkten überraschte es nicht, dass
bereits früh von einer „Heidelberger Schu-
le“ gesprochen wurde.
Professor Just gilt als
Erfinder der „Braunüle“
Ein Beispiel seiner praxisorientierten
Denkweise ist auch die Entwicklung der
von Just Anfang der 1960er Jahren be-
schriebenen Kunststoffkanüle, deren Her-
stellung 1966 die Firma B. Braun übernom-
men hat.
Die neue Kanüle löste die bis dahin weit
verbreitete subkutane Infusionstherapie
mit den meist wieder verwendbaren Injek-
tionskanülen ab. Professor Just, Mitbe-
gründer der Deutschen Gesellschaft für
Anästhesie, gab seit 1966 die „Zeitschrift
für Praktische Anästhesie und Wiederbele-
bung“ heraus, die noch heute unter ande-
rem Namen besteht.
Für seine außergewöhnlichen Verdienste
um die Entwicklung der Anästhesiologie
erhielt Professor Just 2002 das Verdienst-
kreuz Erster Klasse am Bande des Ver-
dienstordens
der
Bundesrepublik
Deutschland.
red
Professor Otto Heinrich Just
im Alter von 90 Jahren verstorben
Sein Spezialgebiet war die
Erforschung epileptischer Anfälle
An Klinikum und Fakultät herrscht große Trauer:
Professor Dr.
Angelika Bierhaus
verstarb am 15. April nach langer, tapfer ertra-
gener Krankheit. Sie, die wie wenige andere das Leben so liebte,
dass sie ihre ganze Lebenskraft der Erforschung des Lebens wid-
mete, musste letztlich ertragen, dass eine Erkrankung stärker
war. Stärker als alle Pläne, als der eigene Wille, als der eigene
Körper. Sie war voller Pläne und Wünsche für ihre wissenschaft-
liche Zukunft, als die Erkrankung ihr ein längeres Wirken ver-
wehrte. Sie feierte noch voller Hoffnung auf Heilung ihren 50.
Geburtstag, doch immer mit der Ahnung, dass die verbliebene
Zeit auch geliehene Zeit sein wird. Uns allen ist sie in Erinnerung
als eine äußerst engagierte Wissenschaftlerin voller Liebe zu ih-
rem Beruf.
Erforschung chronischer Erkrankungen
war ihr Lebensinhalt
Die Erforschung der molekularen Mechanismen chronischer Er-
krankungen war ihr Lebensinhalt. Dies betraf Themen wie Diabe-
tes, Thrombose, Arteriosklerose und Schmerz. Die Endothelzel-
len und Neuronen waren die Zielzellen ihrer wissenschaftlichen
Arbeit – der Transkriptionsfaktor NFkB der Mediator, dessen Ak-
tivierung durch den Rezeptor RAGE sie faszinierte. Hier gelangen
ihr bahnbrechende Arbeiten bis in die letzten Lebenswochen.
Diese Faszination konnte sie in einzigartiger Weise in ihren Vor-
trägen vermitteln.
Nicht nur auf internationalen Kongressen, sondern auch bei natio-
nalen Vorträgen konnte sie Wissenschaftler ebenso wie klinisch
tätige Ärzte faszinieren. Nach Vorlesungen im Rahmen des Stu-
dentenunterrichtes, sei es über Blutgerinnung oder diabetische
Spätschäden, kamen immer wieder Studenten zu ihr, um zu dis-
kutieren – aber auch um zu fragen, ob sie bei ihr promovieren
könnten. Sie betreute viele Promoventen und half jungen Wissen-
schaftlern aus dem In- und Ausland zu einer eigenständigen Karri-
ere. So erfuhr sie weltweit nicht nur Anerkennung, sondern hatte
auch viele Freunde.
Letzte große wissenschaftliche Anerkennung:
Der Camillo-Golgi-Preis der EASD
Wissenschaftliche Fachgesellschaften, in denen sie sich beson-
ders engagierte, waren die European Association for the Studies
of Diabetes (EASD), die Deutsche Diabetes-Gesellschaft , die Ge-
sellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung und die Juve-
nile Diabetes Research Foundation. Im Editorial Board arbeitete
sie mit Begeisterung und der Fähigkeit, gerecht Wissenschaft zu
beurteilen, in Zeitschriften wie Diabetologia und ECED. Der Camil-
lo-Golgi-Preis der EASD war ihr großer Stolz und die letzte große
wissenschaftliche und in der Öffentlichkeit ausgesprochene Aner-
kennung. Die Freude über diese Ehre, aber auch den Beifall nach
der Camillo Golgi Lecture sind ihr auf dem Foto anzusehen.
So werden wir sie in Erinnerung behalten – als eine große starke
Persönlichkeit, die viele junge Akademiker prägte und der es, trotz
aller Schicksalhaftigkeit des eigenen Lebens, vergönnt war, große
Momente selber zu erleben und tief mit wissenschaftlichen Me-
thoden in das Geheimnis des Lebens und seiner erkrankungsbe-
dingten Störungen blicken zu können.
Peter Nawroth
Wissenschaft
und Forschung
war ihr Leben
Professor Dr. Angelika Bierhaus
verstarb viel zu früh mit 50 Jahren
Professor Dr. Angelika Bierhaus bei der Verleihung
des Camillo-Golgi-Preis der EASD.
Der ehemalige Ärztliche Direktor der
Anästhesie, Professor Otto Heinrich
Just, gilt als Erfinder der „Braunüle“.
Im Mai wäre der Neurologe Professor
Walter Christian 90 Jahre alt geworden.