Seite 10-11 - Klinik Ticker Ausgabe 02 Mai

Basic HTML-Version

11
Seelische Erkrankungen wirken sich auch im zwischenmensch-
lichen Bereich aus. Partner und Familien der Patienten spielen bei
der Krankheitsbewältigung eine wichtige Rolle. Um die Kompetenz
ihrer Mitarbeiter im therapeutischen Umgang mit Paaren und Fa-
milien zu stärken, hatten sich die fünf Ärztlichen Direktoren und
die Pflegedienstleitung des Zentrums für Psychosoziale Medizin
(ZPM) etwas Besonderes ausgedacht: An sechzehn Wochenenden
durften sich insgesamt vierzig Mitarbeiter aus den Bereichen Pfle-
ge und Sozialdienst sowie Ärzte und Psychologen gemeinsam in
Paar- und Familientherapie weiterbilden lassen. Die Kosten für
den Kurs übernahm das Zentrum.
Für Abwechslung im Kurs sorgten Rollenspiele, Selbsterfahrungs-
einheiten, Videoaufzeichnungen und Life-Supervisionen. Die Teil-
nehmer lernten, die systemische Sichtweise in ihre Tätigkeit zu
integrieren und fühlen sich jetzt in der Gesprächsführung mit Paa-
ren und Familien sehr viel sicherer. Eine Einführung in die Stamm-
baumarbeit sowie eine Aufstellung von Familienskulpturen runde-
te die Schulung ab. Ein schöner Nebeneffekt dieses innovativen,
abteilungs- und berufsgruppenübergreifenden Fortbildungsan-
satzes zeigt sich nun auch nach Kursende: Das Verständnis für die
Arbeitsweise der anderen Abteilungen im Zentrum ist gestiegen,
die neu geknüpften Kontakte erleichtern das Auffinden des rich-
tigen Ansprechpartners und die Patientenversorgung im Zentrum
wird dadurch noch mehr als bisher Hand in Hand erfolgen.
ZPM
Ein einmaliges Schulungskonzept für die Versorgung von Kin-
dern in Notfallsituationen startete im Mai am Klinikum. Das Trai-
ning schult die Mitarbeiter gemeinsam, die im Ernstfall zusam-
men schnell und effektiv handeln müssen: Je 56 Ärzte und
Pflegekräfte am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin trainie-
ren zunächst am Computer an Virtuellen Patienten nach hausin-
ternen Leitlinien. Am praktischen Übungstag behandeln die Teil-
nehmer dann im Team in Simulationsszenarien Kindernotfälle.
Zum Einsatz kommen realistische Puppen, die bestimmte Kör-
perfunktionen und Krankheitssymptome imitieren. Die Teilneh-
mer lernen außerdem, welche Kommunikationswege im Team
funktionieren müssen. Bereits in der zweijährigen Konzeptions-
phase waren Ärzte und Pflegekräfte beteiligt. Auch die Trainer
kommen aus beiden Berufsgruppen. Das Weiterbildungskon-
zept, das die Experten des Zentrums für Kinder- und Jugendme-
dizin sowie des Zentrums für Virtuelle Patienten ausarbeiteten
und wissenschaftlich begleiten, wurde von der Klaus Tschira Stif-
tung mit fast 200.000 Euro unterstützt.
Notfälle von Kindern nicht alltäglich
Selbst in großen Kinderkliniken sind Notfälle – z.B. Herz-Kreislauf-
versagen bei einem Kleinkind – längst nicht alltäglich. Außerdem
stellt die Versorgung von Kindern in Notfallsituationen hohe Anfor-
derungen an das Behandlungsteam: Die kleinen Körper erschwe-
ren lebensrettende Maßnahmen; Medikamente müssen trotz Eile
gewichtsabhängig dosiert werden. Ärzte und Pfleger empfinden
diese Situationen als psychisch besonders belastend. Eine opti-
male Vorbereitung ist daher Voraussetzung.
Hier setzt die Schulung an: „Das Konzept beruht auf einer umfas-
senden Bedarfsanalyse und setzt modernste Leitlinien und Trai-
ningsmethoden in der Behandlung von Kindernotfällen um“, er-
klärt Dr. Sören Huwendiek, Lehrbeauftragter des Zentrums für
Kinder- und Jugendmedizin, der die Schulung maßgeblich entwi-
ckelt hat und leitet. Die Teilnehmer erhalten über Internet Zu-
gang zu aktueller Literatur, Leitlinien – die ganz neu auch als
hausinternes Taschenbuch aufgelegt wurden – und jeweils acht
Virtuellen Patienten. Wie im Klinikalltag müssen die richtigen Di-
agnose- und Therapieentscheidungen getroffen werden; Videos,
Abbildungen, Grafiken und ein Feedbackprogramm unterstützen
das Lernen. „Wir nutzen Virtuelle Patienten bereits seit zwölf Jah-
ren sehr erfolgreich in der Ausbildung unserer Medizinstu-
denten“, sagt Dr. Huwendiek, der für die Einbindung dieser Lehr-
methode in die Lehre bereits mehrfach national und international
ausgezeichnet wurde.
Kommunikation muss funktionieren
Der Theorie folgt die Praxis: Unter Anleitung geschulter Experten
üben die Teilnehmer unter realistischen Bedingungen und an mo-
dernen Patientensimulatoren z.B. die Versorgung von Säuglingen
und Kleinkindern mit epileptischem Anfall, Bewusstlosigkeit, Ver-
giftungen, allergischem Schock oder Herzstillstand. „Nicht nur die
Einhaltung der medizinischen Leitlinien sind hier entscheidend.
Auch die klare Kommunikation im Team spielt eine bedeutende
Rolle. Dies zu üben kommt im Klinikalltag oft zu kurz“, erklärt Dr.
Jochen Meyburg, Oberarzt der Kinder-Intensivstation. Er sorgt da-
für, dass neben den didaktischen Konzepten auch die fachlichen
Inhalte entsprechend den aktuellsten Empfehlungen der Kinder-
Notfallmedizin umgesetzt werden. Da nur das wiederholte Üben
die sichere Durchführung der Notfallmaßnahmen gewährleistet,
sollen die Schulungen am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
zukünftig regelmäßig angeboten werden.
JB
10
KLINKUM AKTUELL
Ärzte und Pflegekräfte werden
auf den Ernstfall vorbereitet
Interdisziplinäres Training für Kindernotfälle feiert Premiere
Dr. Barbara Frick (li.) und Larissa Schroth, Auszubildende
der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, bei der ge-
meinsamen Notfallversorgung eines Säuglings. Kinder-
arzt Dr. Ronny Lehman beobachtet die Übung, bei der
eine realistische Puppe zum Einsatz kommt.
Wie funktioniert ein Beatmungsgerät? Welche Möglichkeiten zur
Überwachung bieten sich bei Patienten mit Blutungen, Herz-Kreis-
lauf-Stillstand oder schwer zugänglichem Atemweg? Gerade in
den Bereichen Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin
haben es Ärzte und Pflegepersonal mit technischen Geräten zu
tun, die zunehmend komplizierter zu bedienen sind und eine Viel-
zahl an Einstellungsoptionen bieten. Eine kreative Idee, die oft-
mals etwas monotone, aber vorgeschriebene Geräteeinweisung
spannend und abwechslungsreich zu gestalten, hatten Mitarbei-
ter der Klinik für Anästhesie. Diese veranstalteten gemeinsam mit
Vertretern verschiedener Firmen in der Chirurgischen Klinik einen
„Einweisungsparcour“ in 28 der wichtigsten Geräte.
Die 170 Beschäftigten aus der gesamten Klinik erhielten für jede
besuchte Geräte-Station eine Bescheinigung in dem eigens für die
Veranstaltung entwickelten Gerätepass. Dr. Christoph Schramm,
der die Veranstaltung mit organisiert hatte, zog ein rundum zufrie-
denes Fazit: „Die große Teilnehmerzahl und die positive Resonanz
aller Beteiligten sind überwältigend, so dass wir den Parcour zu-
künftig öfters veranstalten möchten.“
red
Anästhesie mit „Einweisungsparcour“ für Mitarbeiter
170 Teilnehmer bei Medizingeräte-Übung in der Chirurgie
Zwei Mitarbeiterinnen beim „Einweisungsparcour“ für medizinische Geräte in der Chi-
rurgischen Klinik. Hier bedienen sie das neue Glidescope von Verathon, ein Videola-
ryngoskop, das bei schwer zugänglichen Atemwegen zur Intubation eingesetzt wird.
Kursteilnehmer im Rollenspiel bei einer Paarberatung.
Partner und Familien mit einbeziehen
Zentrum für Psychosoziale Medizin bietet Fortbildung für Mitarbeiter an